Fußball, Torjäger kehrt nach Freiberg zurück Für Marco Grüttner schließen sich zwei Kreise

Von Andreas Eberle
Immer im Vorwärtsgang: Regensburgs Kapitän Marco Grüttner enteilt hier VfB-Profi Wataru Endo. Ab der neuen Saison stürmt der gebürtige Ludwigsburger wieder für den SGV Freiberg. ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Der 34-jährige Kapitän des SSV Jahn Regensburg genießt das Zweitliga-Gastspiel beim Ex-Klub VfB Stuttgart. Einen Tag später vermeldet sein Jugendverein SGV Freiberg die Rückkehr des Mittelstürmers zur neuen Saison.

Gleich zwei Kreise haben sich am Wochenende für Marco Grüttner geschlossen: Erstens gab sein Jugendverein, der Fußball- Oberligist SGV Freiberg, am Sonntagabend die Rückkehr des verlorenen Sohnes zur neuen Saison bekannt. Und zweitens erfüllte sich am Samstag ein Karrieretraum: Grüttner war zum ersten Mal selbst einer der Hauptdarsteller in der Mercedes-Benz-Arena. Vor 46 924 Zuschauern führte der 34-jährige Mittelstürmer den SSV Jahn Regensburg gegen seinen Ex-Klub VfB Stuttgart als Kapitän aufs Feld. „Es war sensationell, bei dieser guten Stimmung aufzulaufen. Das Spiel hat Spaß gemacht, auch wenn ich natürlich traurig bin, dass wir verloren haben“, sagte Grüttner nach dem 0:2 der Oberpfälzer.

Einst VfB-Fan mit Elber-Trikot

Als Kind hatte ihn sein Vater, der frühere Marbacher Oberliga- Keeper Raimund Grüttner, oft zu den Heimpartien des VfB mitgenommen. Damals habe er auch ein Trikot von Giovane Elber mit der Nummer neun besessen, wie Marco Grüttner verrät. Zwischen 2013 und 2016 spielte er dann selbst für die Roten – allerdings „nur“ für die zweite Mannschaft, die zu jener Zeit noch in der Dritten Liga antrat.

Ein Treffer blieb dem gebürtigen Ludwigsburger an der alten Wirkungsstätte aber verwehrt. Zweimal war Grüttner nahe dran: In der Anfangsphase parierte Stuttgarts Keeper Gregor Kobel seinen Kopfball mit einer Glanztat, zu der ihm der Angreifer sofort anerkennend gratulierte. Und kurz nach der Pause bedrängte er Kobel im Fünfmeterraum derart, dass sich der Schlussmann den Ball selbst ins Netz warf. Erst nach Intervention des Video-Schiedsrichters pfiff der Unparteiischer Harm Osmers das vermeintlichen Führungstor der Gäste zurück. „Das war schon kurios, aber damit muss man sich abfinden. Ich selbst hätte das Tor gegeben“, erklärte Grüttner.

50 Familienangehörige, Freunde und Bekannte hatten ihm in Stuttgart auf der Tribüne die Daumen gedrückt. „Selbst alle VfB-Fans waren da mal Regensburg-Fans“, sagte der Publikumsliebling des SSV Jahn. „Regensburg ist ja ein ganzes Stück weg. So war das Spiel eine gute Gelegenheit, dass mir mal wieder alle zuschauen konnten.“ Die Rückfahrt mit dem Mannschaftsbus in die Oberpfalz trat er aber nicht an – der Verein gewährte ihm drei Tage Heimaturlaub. Erst am Dienstag ist beim SSV das nächste Training angesetzt.

Nach den Stationen Großaspach, Schwieberdingen, Freiberg, Ulm, Aalen, Stuttgarter Kickers und VfB II war Grüttner zur Spielzeit 2016/17 zum damaligen Drittligisten nach Regensburg gewechselt und schaffte mit dem Jahn in der Relegation gleich den Zweitliga-Aufstieg. Mit 31 gab Grüttner so als Spätberufener sein Debüt in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, wo er inzwischen bereits das dritte Jahr auf Torejagd geht. Doch aktuell befindet er sich in Liga zwei auf Abschiedstour. Aus familiären Gründen hat Grüttner ein Angebot des SSV zur Vertragsverlängerung ausgeschlagen. Im Sommer wird er dem Profifußball ade sagen und ins Schwabenland zurückkehren. „Es gibt nichts, das über der Familie steht. Da steht auch der Fußball hintenan“, sagt der stets bodenständig gebliebene Torjäger.

Vor eineinhalb Jahren haben sich die Grüttners in Weiler zum Stein ein Haus gekauft. Ehefrau Natalie tritt nach Mutterschutz und Elternzeit im September in der Nähe eine Stelle als Grundschullehrerin an. Für die Betreuung der beiden Kinder Laia (4) und Lunis (1) sind die in Erdmannhausen und Kornwestheim lebenden Eltern und Schwiegereltern fest eingeplant.

Doppelfunktion beim SGV

Auch sportlich kehrt Grüttner zu seinen Wurzeln zurück. In Freiberg hatte er bereits in der Jugend und zwei Jahre auch aktiv gekickt. Ein paar weitere sollen jetzt noch folgen. „Ich fühle mich topfit, eine Grenze setze ich mir keine. Solange mich die Beine tragen und ich einer Mannschaft helfen kann, spiele ich“, sagt Grüttner. Beim SGV wird er neben seiner Führungsrolle auf dem Feld als Sportlicher Leiter fungieren und damit die rechte Hand des neuen Sportdirektors Christian Werner sein. Bei seinem neuen Klub sei ihm auch die berufliche Perspektive wichtig gewesen, betont der Angreifer. Schließlich wolle er dem Fußball auch nach der Karriere treu bleiben. Grüttner: „Es ist keiner so blauäugig und denkt, dass man nach drei Jahren Zweiter Liga aufhören kann, zu arbeiten.“

 
 
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