Fußball-Training in Corona-Zeiten am Beispiel von 08 Bissingen Aus der Garage wird eine Hygieneschleuse

Von Andreas Eberle
Immer schön Abstand halten: Die Bissinger Abwehrspieler Pierre Williams, Duc Thanh Ngo, Moritz Haile und Tim Reich (von links) bilden eine vierköpfige Trainingsgruppe. Foto: FSV 08 Bissingen

Der FSV 08 Bissingen macht es mit seinem Konzept vor, wie die Rückkehr in den Trainingsbetrieb trotz der Corona-Beschränkungen gelingen kann.

Wer zurzeit beim Stadion des FSV 08 Bissingen vorbeischaut, wird am Eingang von einem Warnplakat mit einem Stop-Symbol begrüßt. Darauf steht, dass nur Trainer, Betreuer und Spieler das Sportgelände betreten dürfen – und dass Gäste, Zuschauer, Mitglieder oder Nicht-Mitglieder draußen bleiben müssen, auch wenn es sich dabei um Ehepartner, Eltern, Großeltern, Verwandte oder Bekannte der Kicker handelt. In Zeiten von Corona ist eben vieles anders.

Auch die Jugend trainiert wieder

Bereits seit dem 18. Mai wird am Bruchwald wieder trainiert. Um überhaupt wieder auf den Platz zu dürfen, musste der FSV 08 – wie alle Sportvereine im Land – ein vom Gesetzgeber gefordertes Hygienekonzept entwickeln. Die Bissinger haben sich schnell auf die besondere Situation eingestellt und gelten mittlerweile sogar als Vorbild für andere Klubs. Vorstandsmitglied Achim Silcher zufolge haben die Nullachter bisher etwa 25 Einheiten abgehalten – von der ersten Mannschaft, die in der Oberliga spielt, über die Regionenliga-Frauen bis hin zu den Nachwuchskickern der Altersklassen U8 bis U19. Nur die zweite Mannschaft sowie die vier AH-Teams setzen aktuell noch aus.

„Ich bin geplättet, wie das Training angenommen wird. Unsere Spieler haben richtig mit den Hufen gescharrt“, sagt Silcher über die große Resonanz, auf die das Bissinger Angebot gestoßen ist – obwohl die Saison 2019/20 eigentlich ja schon vorbei ist. Der 55-Jährige weiß um die Motivation, die die Fußballer nach der wochenlangen Corona-Zwangspause verspüren: „Zum einen geht’s um sportliche Betätigung und Spaß, zum anderen aber auch um die sozialen Kontakte. Die Spieler wollen einfach wieder mal die Kumpels treffen.“

Silcher fungiert im Verein als oberster Hygienebeauftragter. Zehn Seiten umfasst der Leitfaden und Maßnahmenkatalog, den er mit seinen vier Kollegen aus dem Arbeitskreis Hygiene ausgetüftelt hat. Das Konzept macht Vorgaben zur Anmeldung, Ankunft und Abfahrt, dem Training auf dem Spielfeld, nennt Hygiene- und Verhaltensregeln, gibt praktische Tipps. So kommen die Spieler bereits in Sportkluft zum Training, auf dem Rasen sind die Akteure auf Dauer in einer fixen Kleingruppe mit maximal fünf Personen zusammen – unter Einhaltung eines Mindestabstands von 1,5 Metern. Das Umziehen und Duschen findet später zu Hause statt.

Nach jeder Einheit wird die Teilnehmerliste fotografiert und per Internet in eine Dropbox geladen, auf die nur die Hygienegruppe und der Vorstand Zugriff haben. Im Zweifelsfall lassen sich mit diesen Daten Infektionsketten nachvollziehen. „Unser Hygienekonzept verlangt Trainern, Betreuern und Spielern sehr viel Verantwortung ab“, sagt Silcher.

Bei der Umsetzung ihres Konzepts kamen den Nullachtern die günstigen baulichen Gegebenheiten am Bruchwald entgegen. Denn am Haupteingang des umzäunten Vereinsgeländes gibt es eine Garage, die zu einer Hygieneschleuse umfunktioniert werden konnte. Dort gibt es zwei Handwaschbecken und Desinfektionsmittel. Durch die Größe des Platzes fällt das Abstandhalten nicht allzu schwer, kann leicht in Zonen trainiert werden. Dass der FSV 08 der einzige Verein ist, der die Anlage am Bruchwald nutzt, erleichtert die Koordination. Den benachbarten Sportpark Ellental in Bietigheim teilen sich dagegen eine Handvoll Klubs, die sich alle abstimmen müssen.

Muster für andere Vereine

Das Bissinger Hygienekonzept sei auch bei der Stadt gut angekommen, wie Silcher zu berichten weiß. „Das Sportamt hat gefragt, ob wir unser Konzept auch anderen Vereinen als Muster zur Verfügung stellen würden – und das machen wir natürlich gern“, sagt der Funktionär und frühere Aktivenspieler, der sonst im Vorstand für Organisation und Infrastruktur zuständig ist. Auch als Hygienebeauftragter hat er, gemeinsam mit seinen Mitstreitern, offenbar einen guten Job gemacht.

 
 
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