Fußball WFV: Weniger Gewalt im Spielbetrieb

Von Niklas Braiger
Auch die Ordner setzen ein Zeichen gegen Gewalt. Im gesamten WFV kam es 2023/24 zu weniger Fällen von Gewalt, als noch in der Vorsaison. Foto: Ralf Poller/Avanti

Im Amateurbereich kam es in der vergangenen Saison zu weniger Vorfällen als in der Spielzeit 2022/23. Im weiblichen Bereich gab es keinen Spielabbruch. 

Der Amateurfußball hat noch immer ein übles Stigma. Viele haben beim lockeren Kick an einem Sonntag auf dem lokalen Platz direkt aggressive Fans, üble Fouls und Gewalt im Sinn. Doch eigentlich ist das gar nicht mehr der Fall: Der DFB hat jüngst Zahlen aus der Vorsaison veröffentlicht, die einen erfreulichen Trend darlegen: Im Vergleich zur Spielzeit 2022/23 gab es in der Saison 2023/24 rund 400 Gewalt- und/oder Diskriminierungsfälle weniger, insgesamt 5800 Stück. Das sind bei 1,3 Millionen Spielen rund 0,45 Prozent. Außerdem wurden nur 909 Partien (0,08 Prozent) abgebrochen, auch das ist ein Rückgang um 54 Begegnungen.

Auch der Württembergische-Fußball-Verband (WFV) bestätigt diesen Trend. „In der vergangenen Saison wurden im WFV insgesamt 440 Vorkommnisse der Kategorie Gewalt und Diskriminierung über die Spielberichte gemeldet. 47 Spiele wurden abgebrochen“, berichtet Arne Bauer, Pressesprecher des Verbands. Insgesamt gab es im verband 101.538 Spiele, also waren weniger als 0,1 Prozent aller Partien betroffen. Bauer betont: „Lassen Sie es mich positiv formulieren: Mehr als 99,9 Prozent der Spiele wurden ordentlich zu Ende gebracht.“

Weniger Fälle bei mehr Spielen

In den insgesamt 440 Fällen wurden 239 als Diskriminierung gekennzeichnet, 230 als Gewalt. Manche Fälle wurde in beiden Bereichen festgehalten. Wie schwerwiegend die Fälle waren und sind, kann Bauer nicht sagen: „Es handelt sich lediglich um eine statistische Auswertung der Spielberichte“, sagt er. Daher gibt es auch keine klare Aufschlüsselung, wie es mit der Gewalt gegen Schiedsrichter aussieht.

Im Vergleich zum Vorjahr steht der WFV besser da. In der Saison 2022/23 waren es in weniger Spielen (100.794) mehr Vorfälle (483) und Spielabbrüche (59). „Prozentual bedeutet dies einen Rückgang von 0,53 Prozent auf 0,48 Prozent der Spiele. Der Anteil abgebrochener Partien hat sich ebenfalls verringert von 0,07 Prozent auf 0,05 Prozent“, erklärt Bauer. Erfreulich für ihn: „Ein Rückgang der Spielabbrüche ist besonders im männlichen Juniorenbereich zu verzeichnen von 25 auf 19 in der vergangenen Saison.“ Allerdings bemängelt er die fünf Spielabbruche bei den E-Junioren. Im Vergleich dazu sind die Frauen (sowohl bei den Aktiven, als auch in der Jugend) ein Vorzeige-Beispiel: „Im gesamten weiblichen Fußball haben wir keinen einzigen Spielabbruch in der Statistik erfasst.“

Genaue Gründe will er jedoch nicht für die Ausschläge nach oben und unten benennen. „Wichtig ist es, zu verstehen, dass die Statistiken auf Spielberichten basieren, die bundesweit von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern nach ihrer subjektiven Wahrnehmung ins System eingestellt werden. Es versteht sich von selbst, dass hier große Unschärfen entstehen und Sachverhalte beziehungsweise Tatbestände aus der persönlichen Bewertung heraus ganz unterschiedlich bewertet werden“, macht Bauer klar. Besondere der Tatbestand der Diskriminierung sei davon stark betroffen.

Andere Bezirke werten anders

Ein Vergleich zwischen Landesverbänden und Bezirken hält er derweil nicht für sinnvoll, da in diesen jeweils unterschiedliche Aspekte im Schiedsrichterwesen geschult werden. Doch weiß er: Der Rückgang der Fälle ist ein aktueller Trend und eine klare Entwicklung. Dabei helfen, die Zahl weiter zu senken, könnte die neu in Kraft getretene Kapitäns-Regel. Dadurch ist es nur noch den Spielführern der Mannschaften erlaubt, mit dem Schiedsrichter zu reden. „Wir sind optimistisch, dass die Kapitäns-Regelung den Umgang aller Beteiligten auf dem Sportplatz miteinander verbessert“, ist Bauer zuversichtlich.

Auch sogenannte „Beruhigungspausen“, in denen die beiden Mannschaften in die jeweiligen Strafräume müssen und die Schiedsrichter die Trainer und Kapitäne zu sich zitieren, soll weiter zu einer Verminderung der Aggressivität beitragen. 2022 wurde dieses Konzept im WFV entwickelt, ab der neuen Spielzeit ist es im gesamten DFB wirksam. „Die Erfahrungen unserer Schiedsrichter sind bisher durchweg positiv und machen Mut, dass wir die Anzahl an Gewaltvorfällen und Spielabbrüchen damit wirksam reduzieren können“, sagt Bauer.

 
 
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