Paul Polauke und Stuttgarter Kickers Ingersheimer genießt DFB-Pokal-Duell gegen die Eintracht

Von Andreas Eberle
Mit den Eintracht-Stars auf Tuchfühlung: Kickers-Profi Paul Polauke schirmt den Ball vor dem Schweizer Nationalspieler Djibril Sow ab. Links läuft Christopher Lenz, mit dem der gebürtige Ludwigsburger nach dem Duell das Trikot getauscht hat. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Für Kickers-Profi Paul Polauke war das DFB-Pokal-Spiel gegen Eintracht Frankfurt ein Karriere-Höhepunkt. Bei den Blauen steht der aus Ingersheim stammende Innenverteidiger nur selten in der Startelf.

Nach dem DFB-Pokal-Highlight gegen Eintracht Frankfurt gingen die Oberliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers auf Trophäenjagd. Die erhoffte Beute: ein Trikot der Bundesliga-Stars, als Andenken an das bisher größte Spiel ihrer Karriere. Auch Paul Polauke war erfolgreich. Der in Ingersheim aufgewachsene und beim SGV Freiberg ausgebildete Innenverteidiger tauschte das Oberteil mit dem früheren Juniorennationalspieler Christopher Lenz, der wie er die Nummer 25 trägt. „Natürlich haben die älteren Spieler bei den Superstars wie Mario Götze, Randal Kolo Muani oder Kevin Trapp den Vorrang. Aber ich bin sehr froh über das Trikot meines direkten Gegenspielers“, sagt der 22-Jährige.

Der Fünftligist aus Degerloch hatte sich am Dienstagabend gegen den Europa-League-Sieger und Champions-League-Teilnehmer vom Main bei der 0:2-Niederlage achtbar geschlagen. 10 000 Fans verfolgten im erstmals seit September 2006 (damals gegen den HSV) wieder ausverkauften Gazi-Stadion das David-gegen-Goliath-Duell. „Wir können uns auf die Schultern klopfen und das Stadion erhobenen Hauptes verlassen“, sagt Polauke und zeigt sich von der „überragenden Stimmung“ unterm Fernsehturm angetan: „Ich habe das Spiel genossen, es war ein Riesengefühl. Mein Ziel ist es, so etwas mal jede Woche zu erleben. Darum möchte ich es im Fußball noch so weit nach oben schaffen wie möglich.“

Drei Innenverteidiger laufen auf

Dass ihn Kickers-Coach Mustafa Ünal als dritten Innenverteidiger in die Startelf berufen hatte, kam unerwartet. Denn zum Stammpersonal zählt der gebürtige Ludwigsburger im Profikader der Blauen eigentlich (noch) nicht. Im Oberliga-Topspiel am vergangenen Freitagabend beim 1. Göppinger SV (1:0) war Polauke erst kurz vor Schluss eingewechselt worden. „Bei der Aufstellung am Montag im Abschlusstraining hat sich schon angedeutet, dass ich gegen Frankfurt anfange – auch wenn der Trainer mit mir darüber nicht explizit gesprochen hat. Ich habe das also quasi durch die Blume erfahren. Zu 100 Prozent sicher war ich mir aber erst am Spieltag in der Kabine“, berichtet Polauke, der letztlich 69 Minuten lang zum Einsatz kam.

Die großen Namen ausgeblendet

Beim 2:0-Triumph über Zweitligist Greuther Fürth hatte Polauke Ende Juli sogar durchgespielt und als Linksverteidiger eine Topleistung geboten. Die Belohnung für die Pokal-Sensation in Runde eins war das Traumlos Frankfurt. Endlich war mal wieder der ganz große Fußball auf der Waldau zu Gast. Polauke: „Als wir aus dem Spielertunnel auf den Rasen gelaufen sind, habe ich gedacht: Ach du meine Güte, da spielen ja ganz schön große Namen mit. Während des Duells habe ich das aber ausgeblendet und mich auf mein Spiel konzentriert.“

Bei der DFB-Pokal-Zusammenfassung in der ARD wurde der 1,89-Meter-Mann sogar gleich zweimal namentlich erwähnt. Neben dem Trikot seines Gegenspielers Lenz hat er noch ein weiteres Andenken an den großen Abend. „Ich habe mir das Spiel zu Hause aufgenommen“, verrät Polauke. Bereits Mittwoch hat er sich den Mitschnitt angeschaut.

Nur bei zwei von bisher 13 Punktspielen stand er beim Anpfiff auf dem Feld, fünfmal wurde er eingewechselt. Gerade mal 276 Oberliga-Minuten hat er aktuell auf dem persönlichen Saisonkonto. Polaukes Pech ist die Konkurrenz auf seiner Position: Mit Niklas Kolbe und dem Ex-Freiberger Denis Zagaria hat er zwei Ausnahmekönner vor der Nase. „Bei jedem anderen Oberliga-Team würde ich von Anfang an spielen“, ist sich der Rechtsfuß sicher – und schwärmt von seinen Mitstreitern: „Kolbe und Zagaria sind das Maß aller Dinge in der Liga. Was das Fußballerische angeht, fallen mir auch ein oder zwei Ligen höher nicht viele Innenverteidiger ein, die besser sind.“

Polauke ist allerdings kein Typ, der sich hängen lässt. Er weiß: Mit seinen 22 Jahren ist er noch jung genug, um sich durchzusetzen und durchzustarten. Den Wechsel im Sommer 2021 vom FC Ingolstadt II zu den Kickers habe er jedenfalls noch nie bereut. Und trotz seines Reservistendaseins fühlt er sich wie gehabt pudelwohl beim SVK: „Ich nehme meine Rolle an und hänge mich jede Woche rein. Obwohl meine Spielzeit momentan relativ gering ist, bin ich bei den Jungs voll anerkannt und habe ein gutes Standing in der Mannschaft.“

Regionalliga-Aufstieg als Ziel

Am Samstag (14 Uhr) setzen die Blauen ihre Aufstiegsmission im Derby zu Hause gegen den SSV Reutlingen fort. Als einziger Oberligist, der unter Profibedingungen arbeitet, ist der einstige Bundesligist der große Titelfavorit. Dass in Degerloch nach dem Scheitern in der Relegation 2021/22 nur der Regionalliga-Aufstieg zählt, bekräftigt auch Polauke: „Wir spielen bei einem Riesenklub in einer Liga, in der die Kickers nichts zu suchen haben.“

Beim SGV Freiberg elf Jahre in der Jugend gespielt

Paul Polauke
hat seine fußballerischen Wurzeln im Kreis Ludwigsburg: Der in Ingersheim aufgewachsene Innenverteidiger kickte in der Jugend elf Jahre lang beim SGV Freiberg. Bereits kurz nach seinem 18. Geburtstag gab er in der ersten Mannschaft sein Debüt. Im Sommer 2018 wechselte er zum FC Ingolstadt. Für die Oberbayern bestritt er 23 Spiele in der U19-Bundesliga Süd/Südwest. In seinem ersten Aktivenjahr lief Polauke 25 Mal für Ingolstadts II in der Bayernliga Süd auf (vier Tore) und führte das junge Team auch als Kapitän an. Im Sommer 2021 verpflichteten die Stuttgarter Kickers den gebürtigen Ludwigsburger. Im Trikot der Degerlocher hat er bisher 35 Oberliga-Spiele absolviert (kein Tor, zwei Vorlagen). Hinzu kommen zwei Einsätze im DFB- sowie sechs im WFV-Pokal.

 
 
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