FV Löchgau & Spvgg Besigheim Thomas und Simon Herbst: Zwei Brüder, eine Leidenschaft

Von Daniel Haug
Simon Herbst (32) coacht seit dieser Saison die Spvgg Besigheim – so wie hier im A3-Topspiel bei der SGM Riexingen. Foto: Bernd Leitner

Thomas und Simon Herbst aus Löchgau waren als aktive Spieler schon Führungspersönlichkeiten – und leben das auch als Trainer bei ihren beiden Vereinen FV Löchgau und Spvgg Besigheim.

Thomas und Simon Herbst haben viele Gemeinsamkeiten – nicht nur weil sie Brüder sind. Beide lieben den Fußball, waren als Spieler Kapitän ihrer Teams und sind nach ihrer aktiven Laufbahn inzwischen als Trainer an der Seitenlinie. Dazu befinden sie sich aktuell mit ihren Mannschaften in der Verfolgerrolle. Thomas Herbst steht mit seinem FV Löchgau in der Landesliga auf Platz vier. Sein drei Jahre jüngerer Bruder Simon coacht seit dieser Saison die Spvgg Besigheim, mit der er aktuell den dritten Rang in der Kreisliga A3 belegt.

Von Eltern fußballerisch geprägt

Der Ursprung der Herbstschen Fußball-Begeisterung liegt in den 1990er-Jahren im heimischen Löchgau. „Unsere Eltern haben auch Fußball gespielt und uns von Anfang an geprägt und unterstützt“, erklärt Thomas Herbst. Beide Brüder beginnen beim FVL, kicken aber auch außerhalb des Vereins so oft es geht – nicht immer unfallfrei. „Ich erinnere mich, dass wir mal im Hof gekickt haben, obwohl wir es nicht sollten, weil dort ein Farbeimer stand. Natürlich haben wir den umgeschossen, und es gab entsprechend Ärger“, berichtet Simon Herbst. Und Thomas ergänzt: „Ich weiß noch genau, wo das war. Es kann sein, dass der Fleck immer noch da ist, weil ihn damals keiner wegmachen wollte.“

Auf dem Platz wird das Talent des jüngeren der beiden Herbst-Brüder schnell deutlich. Simon wechselt nach einem Jahr beim SGV Freiberg zum VfB Stuttgart. Dort gehören Daniel Didavi und Sebastian Rudy zu seinen Mannschaftskollegen in der B-Jugend.

Für Thomas Herbst als älteren war es kein Problem, dass der kleine Bruder fußballerisch besser war. „Ich war Simons größter Fan, habe das bewundert und abgefeiert. Ich habe gesehen, wie viel er dafür aufgeopfert hat, und da gab es nichts anderes als Stolz.“ Doch nach zwei Jahren wird Simon beim VfB nicht in die A-Jugend übernommen, kehrt nach Löchgau zurück und spielt bereits im Alter von 17 Jahren in der ersten Mannschaft des FVL in der Landesliga. Hier wird er über Jahre zur festen Größe, führt das Team 2016 als Kapitän in die Verbandsliga.

Thomas steigt als Kapitän 2010 mit der zweiten Löchgauer Mannschaft in die Bezirksliga auf und wird nach einer schweren Knieverletzung 2013 mit 26 Jahren deren Trainer. Zu der Zeit spielt Simon erstmals unter dem großen Bruder. „Er hat uns mal ausgeholfen, als wir in Schwieberdingen auf einem richtig schlechten Platz überraschend gewonnen haben. Damals hat sich das normal angefühlt, aber im Nachhinein war das ein besonderer Moment, der verbindet“, erzählt Thomas.

Als Trainerteam Seite an Seite

Nach dem Verbandsliga-Aufstieg und dem Abgang von Evangelos Sbonias werden die Herbst-Brüder 2016 sogar ein Trainerteam. Thomas übernimmt die erste Mannschaft, Simon wird sein Assistent. „Ich habe zu dieser Zeit mein Masterstudium gemacht und wollte fußballerisch kürzertreten. Da hat sich der Job als Co-Trainer angeboten, um trotzdem dabei zu bleiben“, berichtet Simon. „Mir hat das den Einstieg enorm erleichtert. Sportlich hätte er uns auf dem Platz aber auch gutgetan“, ergänzt Thomas.

Der 35-Jährige ist aktuell bereits in seiner siebten Saison als Löchgauer Cheftrainer. Simon kehrt 2017 aufs Feld zurück, spielt noch mal zwei Jahre unter seinem Bruder, bevor er nach Sachsenheim wechselt und dort dann selbst Trainer wird. In diesem Sommer übernimmt der 32-Jährige dann die Spvgg Besigheim.

Auch wenn die Brüder inzwischen in unterschiedlichen Vereinen aktiv sind, haben sie viel Kontakt und tauschen sich nach fast jedem Spiel aus. Auch einen gemeinsamen Trainerjob können sich beide in Zukunft wieder vorstellen. „Wir leben den Fußball, haben viele ähnliche Ansichten, diskutieren die Dinge aber auch mal quer“, sagt Thomas Herbst.

Bayern contra BVB

Ein Thema sorgt besonders für Zündstoff: Thomas ist glühender Bayern-Anhänger, Simon BVB-Fan. „Wenn beide Teams gegeneinander spielen, kann es laut werden. Höhepunkt war das Champions-League-Finale 2013, das wir gemeinsam im Vereinsheim geschaut haben. Da bin ich aus dem Fenster geflüchtet, weil Dortmund verloren hat“, berichtet Simon Herbst. Am Ende dieser Saison können die Brüder möglicherweise wieder gemeinsam feiern – wenn sie mit ihren jeweiligen Teams den Aufstieg schaffen.

Thomas Herbst erhält Einblick in die Hoffenheimer Talentschmiede

Seit über neun Jahren ist Thomas Herbst bereits Fußballtrainer. Dabei möchte sich der 35-Jährige stets weiterentwickeln – und hat deshalb in der vergangenen Woche im Nachwuchsleistungszentrum der TSG 1899 Hoffenheim hospitiert. „Die Hospitation war offiziell ausgeschrieben, ich habe mich beworben und durfte mit vier anderen dabei sein“, berichtet Herbst. Fünf Tage lang bekamen der Coach des FV Löchgau und seine Mitstreiter verschiedenste Einblicke in die Talentschmiede des Bundesligisten. „Wir wurden mit kompletter TSG-Montur ausgestattet, haben Führungen bekommen und durften bei Trainingseinheiten der Nachwuchsteams dabei sein. Außerdem konnten wir uns mit verschiedenen Personen aus dem NLZ austauschen – etwa dem Sportpsychologen, dem Spielanalysten oder dem Leiter der wissenschaftlichen Abteilung“, erzählt Herbst und zeigt sich beeindruckt: „Es ist Wahnsinn, welche Rahmenbedingungen dort herrschen und wie da gearbeitet wird.“

Die Hospitation hat beim in Freudental wohnenden Herbst Lust auf mehr gemacht: „Ich kann mir schon vorstellen im professionellen Bereich zu arbeiten, aber man muss das mit Demut angehen. Ich hatte immer wieder eine Anfrage, aber es muss auch für alle Seiten passen. Als nächsten Schritt peile ich die Trainer-A-Lizenz an.“  

 
 
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