Seit Anfang des Jahres ist die Gärtnerei Willmann Geschichte. Mit seinem Versuch, den landwirtschaftlichen Betrieb am Ortsausgang Richtung Bietigheim in eine Genossenschaft zu überführen (die BZ berichtete), ist Tobias Willmann gescheitert. Die damaligen Interessenten seien vor dem wirtschaftlichen Risiko zurückgeschreckt, sagte Willmann im Gespräch mit der BZ. Der 42-Jährige, ein gelernter Maschinenbau-Ingenieur, hatte die Führung des Betriebs sechs Jahre zuvor eher notgedrungen übernommen, nachdem sein Vater schwer erkrankt war. „Von Anfang an war es mein Plan, einen Nachfolger zu finden“, sagte er. Mittlerweile ist die „Gärtnerei Willmann“ liquidiert.
Gärtnerei Willmann Ingersheim Wechsel von Demeter zu Bioland
Maximilian Schäfer führt seit Jahresbeginn die ehemalige Gärtnerei Willmann fort. Tobias Willmann konzentriert sich auf den Hofladen.
Gelernter Landwirt übernimmt die Gärtnerei
Trotzdem lebt das Unternehmen weiter. Denn zu Willmanns Glück hatte sich Ende vergangenen Jahres kurzfristig Maximilian Schäfer entschlossen, die Gärtnerei weiterzuführen. „Ich kannte den Betrieb und den Chef“, sagte der gelernte Landwirt im Gespräch mit der BZ. Für die Gärtnerei habe er schon einige Zeit als Lohnunternehmer Heu und Stroh gemacht, seine Frau Anna habe im Gärtnerbetrieb gearbeitet. „Nach kurzer Überlegung konnten wir uns das vorstellen“, sagte Schäfer, der ein weiteres Unternehmen in der Landschaftspflege betreibt.
Seit Jahresbeginn bewirtschaftet Schäfer jetzt 14 Hektar Ackerbaugelände, sechs Hektar Wiesen, ein Hektar mit Freilandgemüse und ein Hektar mit geschütztem Anbau unter Gewächshäusern. Zwei Mitarbeiter wurden übernommen, drei weitere eingestellt. Gepachtet seien Gewächshäuser und Gelände zu großen Teilen vom „Verein zur Förderung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise“ mit Sitz in Pforzheim. Ein kleiner Teil gehöre Privatleuten aus dem Ort.
Einen konkreten wirtschaftlichen Plan gab es bei der Übernahme nicht, machte Schäfer deutlich, es habe einige Zeit gebraucht, das Unternehmen auszurichten. „Wir mussten uns erst selber klar werden, in welche Richtung Anbau und Vermarktung laufen sollen.“ Die ersten Monate sei er „auf Sparflamme“ gefahren, doch die Pläne für das kommende Jahr sähen besser aus. Insgesamt „können wir uns nicht beschweren.“ Noch heißt der Betrieb „Beerenhof“, ein Hinweis auf das ursprüngliche Vorhaben, vor allem Erdbeeren anzubauen.
Anbau und Behandlung waren nicht ansprechend
Zum Jahresbeginn wechselt der Name zu „Biohof Schäfer“. Die biologische Wirtschaftsweise bleibt beibehalten, doch Schäfer wechselte vom Demeter-Verband zu „Bioland“. Die Vorschriften seien ähnlich strikt. Doch mit dem Anbau nach dem Mondkalender und der Behandlung des Bodens mit speziellen Präparaten, wie sie Demeter vorschreibt, habe er sich nicht anfreunden können, erläuterte Schäfer.
Kunden sind der Großhandel und einige Wiederverkäufer in der Umgegend. Zu diesen gehört auch Tobias Willmann, der in der Marktstraße in Ingersheim seit anderthalb Jahren einen Hofladen betreibt. Aus seiner Sicht ist die biologisch ausgerichtete Landwirtschaft wirtschaftlich „ein schwieriges Feld“, er spricht gar von einer Krise.
Verbraucher halten sich bei Bio zurück
Willmann hadert mit dem Verhalten der Verbraucher, die zögerten, ihr Geld für hochwertige Lebensmittel auszugeben und stattdessen im Discounter einkauften. Diese Zurückhaltung spüre er in seinem Laden. Es fehle das Verständnis dafür, dass Läden eingehen, wenn sie vom Verbraucher nicht unterstützt werden.