Wolfgang Häberle hat das Malervlies für sich entdeckt, als Leinwand für seine Gemälde. Das ist das eine Experiment, das er in den letzten Jahren ausprobierte. Die andere Neuheit: Die künstlerische Handschrift des Löchgauer Künstlers wird immer abstrahierter. Die „Ernte“ dessen, was er in den 2023/24 künstlerisch schaffte, ist unter genau diesem Namen bis zum 16. November in der Bietigheim-Bissinger Galerie Bayer zu sehen.
Galerie Bayer Bietigheim-Bissingen Experimente in Serie auf Malervlies
Die „Ernte“ seines künstlerischen Schaffens der letzten zwei Jahre hat der Löchgauer Wolfgang Häberle eingefahren und zeigt die Arbeiten in der Galerie Bayer.
Raps auf Malervlies
„Viele, die den Titel Ernte lesen, denken, dass ich Bilder ausstelle, die die landwirtschaftliche Ernte abbilden, ich meine aber die Ernte meines künstlerischen Schaffens“, sagt Häberle. Dennoch: Dem Raps, der auf den Feldern wächst, hat er einige Leinwände, Malervliese oder Papieruntergründe gewidmet. 2000 Arbeiten, sagt Häberle, hat er zum Raps gemalt. Einige davon sind in den 100 Werken in der Galerie Bayer zu sehen.
Der Raps ist für ihn das Motiv zum Zweck. Immer mehr wird das gelbe Feld in seinem Schaffen zum Experimentierfeld. Abstrahiert wird die Landschaftsdarstellung bis hin zur Fast-Abstraktion. Das ist eine neue Entwicklung bei dem Löchgauer, der für seine einfallsreichen Darstellungen von Landschaft, wie Weinbergen, Städten und Gegenden bekannt ist. Diese sind natürlich auch in der Ausstellung zu sehen.
Die Abstrahierungen des Rapsfeldes finden Platz auf einer ungewöhnlichen Leinwand: dem Malervlies.
Endpunkt der Textilverarbeitung
Der Stoff, der aus Altkleidern gearbeitet wird, wird benutzt, um Böden abzudecken, wenn der Handwerker die Wände anstreicht. „Eigentlich ist es ein Material, über das niemand nachdenkt, der Endpunkt der Textilverarbeitung“, so Häberle. Er entdeckte, dass jedes dieser Vliese anders beschaffen ist, in Farbe und Zusammensetzung. Einige sind in der Hauptsache rot, andere eher grau, einige glitzern, aus anderen schauen Wollfäden hervor. Häberle nutzt diese Beschaffenheit, um, wie er sagt, „zu spielen“. Die Stoffe saugen einen Teil der Farbe auf, lassen Linien schwanken und machen Flächen unterschiedlich. Teilweise integriert er die Beschaffenheit in sein Motiv. „Ich bin ein Suchender, der Motiv und Verarbeitung spontan kommen lässt“ sagt er.
Viele Puzzleteile
Und da die Spontaneität ihn oft befällt, schafft er Serien. So entsteht in vielen Einzelteilen ein immer anderes Bild einer Landschaft, wie das Rapsfeld. Wie ein Puzzle fügen sich Miniaturen aus Aquarellen, große Gemälde auf Malervliesen und auf Leinwand zusammen, nachdem das Motiv zuerst in seine Einzelteile zerlegt wurde.