Geht es im Amateurfußball noch weiter? Die Oberliga befindet sich weiter im Schwebezustand

Von Claus Pfitzer
Der Freiberger Nico Seegert auf dem Weg in Richtung Tor der Stuttgarter Kickers. Rechts Cristian Gilles Sanchez, links Marvin Weiß. Während der SGV bei einem Abbruch und der Wertung nach aktuellem Tabellenstand gerettet wäre, müssten die Kickers wohl auf den Aufstieg verzichten. Foto: Martin Kalb

16 von 18 Vereinen votieren für einen Abbruch der Saison 2019/20. Viele Personalentscheidungen liegen vorerst auf Eis.

Ob, wann und wie es in der Fußball-Oberliga in der Saison 2019/20 noch weitergehen und wie gewertet wird, soll in diesen Tagen entschieden werden. Geht es nach der großen Mehrheit der Vereine, soll die Runde abgebrochen werden. Nach BZ-Informationen votierten bei einer internen Umfrage 16 der 18 Klubs für einen Abbruch. Einer soll sich enthalten, einer für die Fortsetzung ausgesprochen haben. Dabei soll es sich um den SV Stuttgarter Kickers handeln, und das aus gutem Grund.

In der Tabelle zum Zeitpunkt der Unterbrechung nach dem 21. Spieltag belegen die Kickers aus Degerloch Rang drei mit drei Zählern Rückstand und der besseren Tordifferenz sowie einem Spiel weniger gegenüber dem Zweitplatzierten 1. Göppinger SV. Laut Spielplan würden die Kickers am 32. Spieltag noch auf den Tabellenführer VfB Stuttgart II treffen.

Wird die Saison abgebrochen und nach derzeitigem Tabellenstand gewertet, wonach derTabellenführer aufsteigt und es keine Absteiger gibt, wären die Kickers außen vor in Sachen Aufstieg und weiter in der Oberliga. Profiteure einer solchen Lösung wäre neben dem Spitzenreiter VfB Stuttgart II das Trio SGV Freiberg, TSV Ilshofen und SV Sandhausen II, das derzeit sichere Abstiegsplätze belegt.

Komplizierter Aufstieg

Verkompliziert wird die ganze Sache durch eine mögliche Aufstiegsregelung zur Regionalliga Südwest mit ihren fünf Verbänden, denn nach den Statuten würden die Vizemeister der Oberligen Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz/Saar eine Aufstiegsrunde mit einem Aufsteiger austragen. Da müssten sich die beteiligten Landesverbände auf eine einvernehmliche Lösung einigen. Ganz abgesehen davon, ob überhaupt alle derzeitigen Tabellenzweiten einen Aufstieg in die Regionalliga anstreben. Der Hessische Fußballverband hat die weitere Vorgehensweise und die Wertungen auf den 16. Mai vertagt. Erst muss abgewartet werden, zu welchen Entscheidungen die Bundesregierung und die Länder am 6. Mai zum öffentlichen Leben kommen. Der Bayerische Fußballverband dagegen hat Fakten geschaffen: Die Saison 2019/20 ist bis zum 31. August ausgesetzt und soll danach auf sportlichem Weg fortgesetzt werden – wenn es die staatlichen Vorgaben ermöglichen.

Klar positioniert haben sich in der Frage, wie es in der baden-württembergischen Oberliga weitergehen soll, die badischen Vertreter FC Nöttingen und 1. CfR Pforzheim. „Für den FCN ist klar, dass die Saison 2019/20 nicht mehr zu Ende gespielt werden kann. Wir gehen davon aus, dass die Zurückhaltung der Verbände bezüglich der Verkündigung eines vorzeitigen Saisonendes rein juristische Gründe hat. Denn Geisterspiele sind im Amateurbereich mehr als unrealistisch“, so der Nöttinger Fußball-Chef Dirk Steidl auf der Vereinshomepage. In einem Interview machte Markus Geiser, der Vorstandsvorsitzende des 1. CfR Pforzheim deutlich: „Ich bin klar für einen Abbruch.“ Oliver Dense, der Sportliche Leiter des FSV 08 Bssingen, hatte schon Anfang April im Gespräch mit der BZ seine Meinung klar geäußert: „„Ich bin mir relativ sicher, dass die Saison abgebrochen wird. Das Virus wird in nächster Zeit nicht einfach verschwinden.“ Auch Trainer Gianni Coveli vom 1. Göppinger SV plädiert für einen Abbruch: „Eine Fortsetzung der Runde macht keinen Sinn. Sie gehört so schnell als möglich abgebrochen. Der aktuelle Schwebezustand nimmt den Vereinen die Handlungsfähigkeit“,zitieren ihn die Stuttgarter Nachrichten.

Bei den Vereinen laufen im Hintergrund dennoch vorsichtig die personellen Planungen für die kommende Saison. Beim FSV 08 Bissingen ruhen die Verhandlungen, bis etwas mehr Klarheit herrscht. 13 Spieler haben Verträge für die kommende Runde, auch der eine oder andere mögliche Neuzugang wurde kontaktiert. Warten auf eine Entscheidung des Verbands und weitere Maßnahmen der Politik lautet aber am Bruchwald die Devise. Fakten geschaffen hat der Liga-Konkurrent Neckarsulmer Sport-Union, bei dem Trainer Marcel Busch und 16 Spieler ihre Kontrakte verlängert haben und mit Mittelfeldspieler Nikolai Bauer (SV Spielberg) und Torhüter Nico Bayha (VfR Gommersdorf) zwei Neuzugänge feststehen. Getrennt von Trainer Michael Hoskins, der erst zu Rundenbeginn gekommen war, hat sich der Tabellenvorletzte TSV Ilshofen, der dabei eine Vertragsklausel gezogen hat, die Verein und Trainer im Januar vereinbart hatten. Beim FC 08 Villingen wird Marcel Yahyaijan Nachfolger des langjährigen Trainers Jago Maric. Der 27-Jährige fungierte bislang als Sportdirektor beim FC 08 und als Coach der in der Landesliga spielenden zweiten Mannschaft.

 
 
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