Erligheim auf der Suche nach sicheren Fußgängerquerungen Wünsche und Ideen werden notiert

Von Jürgen Kunz
Einer der Schwerpunkte des Ortsrundgangs mit Erligheimer Bürgern und Bürgermeister Rainer Schäuffele (Bildmitte) durch die Ortsmitte war die fünffingrige Kreuzung am Gasthaus „Grüner Baum“. Foto: Martin Kalb

Erligheim ist Modellkommune des Aktionsprogramm „Sichere Straßenquerung“. Knapp 20 Bürger und Vertreter von Schule, Kindergarten und Kirche beurteilten am Mittwoch neuralgische Punkte.

Eine knapp 20-köpfige, illustre Gruppe aus Bürgern, Mitgliedern des Bauausschusses des Gemeinderats, Vertretern der Schule, des Kinderhauses und der Kirchen sowie Tobias Hähnle, Abteilungsleiter des Qualitätsmanagement des Busunternehmens Spillmann, trafen sich am Mittwochabend vor dem Erligheimer Rathaus. Begleitet von Bürgermeister Rainer Schäuffele und Pascal Wolff, Geograf und Raumplaner der „Planersocietät“, wurden bei einem zweieinhalbstündigen Rundgang durch die Gemeinde sechs neuralgische Punkte beurteilt, mit dem Ziel, Erligheim fußgängerfreundlich und sicherer zu machen.

Erligheim ist im vergangenen Dezember als eine von sechs Modellkommunen für das „ Aktionsprogramm Sichere Straßenquerung – 1000 Zebrastreifen für Baden-Württemberg“ des Ministeriums für Verkehr ausgewählt worden (die BZ berichtete).

In dem vom Land Baden-Württemberg geförderten Projekt sollen schwerpunktmäßig Querungsmöglichkeiten in der Fußverkehrsförderung unterstützt werden. Dazu hat das Land das Stadt- und Verkehrsplanungsbüro „Planersocietät“ mit Sitz in Dortmund und einer Außenstelle in Karlsruhe beauftragt, die Modellkommunen zu unterstützen, bei der Feststellung des Istzustands sowie den möglichen Planungen und Umsetzungen zur Verbesserung bestehender Konfliktstellen.

Den Gesprächen folgt ein Konzept

„Wir hatten bereits erste Abstimmungsgespräche, jetzt geht es darum, ihren Input einzusammeln und diesen in ein Konzept einzuarbeiten“, erklärte Pascal Wolff, bevor sich die Gruppe auf den zweieinhalbstündigen Ortsrundgang machte. Barrierefreiheit, Sicherheit, Berücksichtigung des ÖNPV sowie ein „logisch schlüssiges Wegenetz“ seien die Eckpunkte, die bei der Begehung berücksichtigt werden müssen, erklärte Bürgermeister Rainer Schäuffele: „Ich habe ganz konkret die Hoffnung, dass man in Erligheim für die Fußgänger noch mehr tun kann.“

Erster kritischer Standort war die Kreuzung am Gasthof „Grüner Baum“, an der sich fünf Straßen zweigen. Zwar gibt es dort eine Querung mit Insel in der Hofener Straße, die Kreuzung wurde aber dennoch als besonders kritisch beurteilt, auch weil sie von vielen Schulkindern überquert wird. Weitere Kritikpunkte waren das zweifache Rechtsabbiegen von aus Löchgau kommenden Autos in die Hauptstraße oder in die Hofener Straße sowie die Schwierigkeiten für Fußgänger, die abbiegenden Fahrzeuge als solche zu erkennen.

Viel Verkehr, hohe Geschwindigkeiten und hohe Lautstärke waren an nahezu allen beurteilten Konfliktstellen die Kritikpunkte, in besonderem Maße auch im Bereich Hofener Straße und Seestraße, wo unmittelbar nach der Ensbachbrücke viele Kinder und Jugendliche die Fahrbahn auf ihrem Weg zu den Sportanlagen und der Grundschule überqueren.

Immer noch Hoffnung auf einen Kreisverkehr

Weitere Stationen waren die Querung über die Bönnigheimer Straße aus dem Wohngebiet Ensbach hin zum Nettomarkt, die Einfahrt aus dem Cleebronner Weg auf die Bönnigheimer Straße sowie der Bereich der Löchgauer Straße im Bereich der VR-Bank beziehungsweise der Bäckerei Kutterer.

Abgeschlossen wurde der Rundgang am Ortsausgang mit der Kreuzung in die Wohngebiete Blattwiesen und Kuhäcker. Autos, die vom Ortsinneren kommen, würden oft sehr spät erkannt, Fahrzeuge aus Richtung Löchgau seien an dieser Stelle noch sehr schnell. Hinzu komme, dass der Radweg zwischen Löchgau und Erligheim dort endet, und Radfahrer nach den Regeln der Straßenverkehrsordnung auf die viel befahrene Landesstraße 1107 wechseln müssen.

Bürgermeister und Gemeinderäte hoffen seit Jahren, dass dort ein Kreisverkehr für Entspannung sorgen wird. Ein Argument hatte Planer Wolff dabei parat: Die Statistik zeige, dass bei einem Kreisel mit Fußgängerüberweg, die Fahrzeuge sowohl bei der Einfahrt, wie bei der Ausfahrt aus dem Kreis zu einem hohen Anteil, wie gesetzlich vorgeschrieben, anhalten würden. Fazit aller Beteiligten an der Kreuzung Blattwiese/Kuhäcker: Die vorhandene Fußgänger-Querung über die Landesstraße sei trotz Insel durch die Breite der Fahrbahn und durch die hohen Geschwindigkeiten sehr gefährlich.

Mahlende Mühlen

Nach der Begehung am Mittwochabend werden nun die Anregungen in eine Konzeption eingearbeitet, wie Planer Wolff erklärte. In einem Experten-Workshop werden rechtliche Fragen geklärt. Neben der Vorstellung der Ergebnisse und deren Beratung im Gemeinderat soll es zusätzlich noch einen Bürger-Workshop geben, so Wolff.

„Da das Land so viel Geld für ein Planungsbüro ausgibt, besteht die Hoffnung, dass die Mühlen, die sonst so langsam mahlen, diesmal etwas schneller gehen“, so das Schlusswort von Bürgermeister Rainer Schäuffele.

 
 
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