Gemeinderat Besigheim Solardächer für die Felder?

Von Michael Soltys
In Bayern schon gang und gäbe: Solardächer auf Feldern, unter denen dann beispielsweise Getreide wächst. Foto: Imago/Sven Simon

Die Stadt Besigheim will die Perspektiven für „Agri-PV“ untersuchen lassen.

Solaranlagen über Feldern mit Spargel, Erdbeeren, Wein oder Weizen? Der Besigheimer Gemeinderat hat die Stadtverwaltung beauftragt, zu prüfen, wo dies möglich ist und welche Landwirte und Besitzer eventuell bereit sind, solche PV-Anlagen zu errichten.

Es geht kein Land für den Anbau verloren

Die Suche nach neuen Möglichkeiten, Solarenergie zu erzeugen ist das konkrete Ergebnis des Klimaschutzberichts, den Benjamin Tempel, der Klimaschutz-Manager der Stadt, im Gemeinderat vorlegte. „Agri-PV“ nennen sich solche Anlagen, die in einer gewissen Höhe über dem Boden errichtet werden, sodass die Bauern das Land darunter weiter bewirtschaften können. Die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten und von Solarenergie wird also kombiniert, während bei Solaranlagen in Bodennähe das Land für den Anbau von Früchten verloren geht.

Der Bauernverband kennt viele Vorteile: Eine solche Anlage „erhöht die Effizienz der Landnutzung, unterstützt das Wassermanagement, kann den Pflanzenschutzmitteleinsatz reduzieren und verringert die Flächenkonkurrenz verglichen zur Freiflächen-PV“, heißt es in einer Stellungnahme zu den Besigheimer Plänen. In heißen Sommern schützt die Anlage den Boden, führte Tempel dazu aus.

Der Abstand zwischen den Reihen mit Solarmodulen beträgt elf bis 14 Meter. Zwischen 85 und 95 Prozent der Äcker können deshalb ganz normal weiter bewirtschaftet werden. Die Bauern bekommen Einnahmen aus der Verpachtung, die zusammen mit den landwirtschaftlichen Erträgen ihr Einkommen steigern, hebt Tempel hervor. Doch solche Anlagen müssen auch in das „Kulturlandschaftsbild“ passen, ergänzt der Bauernverband. „Regionale Projekte, wie Bürger-Bauern-Projekte, Kooperationsprojekte oder Bürgergenossenschaften sind vorzuziehen.“

Tempels Klimaschutzbericht geht allerdings weit über den Vorschlag der Agrar-Solaranlagen hinaus. Der Klimaschutz-Manager hat untersucht, ob und wie künftig Strom regional und klimafreundlich erzeugt werden könnte und ob dies ausreicht, um den künftigen Bedarf zu decken. Und das Ergebnis zeigt: Besigheim könnte theoretisch mittels Solaranlagen den gesamten Strombedarf für Haushalte und Industrie selbst erzeugen, die Steigerungsraten der kommenden Jahre eingerechnet.

Um die Solarenergie weiter zu fördern, müsste allerdings das Potenzial auf den Dächern der Stadt viel stärker genutzt werden, vor allem dasjenige auf den Dächern der Industriebetriebe. Aktuell erzeugen 916 PV-Anlagen in der Stadt rund 8,9 Megawattstunden Strom. Im Industriegebiet auf der Ottmarsheimer Höhe und auf den Dächern der Betriebe „Auf dem Kies“ liegt das Potenzial, diese Energieerzeugung um mehrere hundert Prozent zu steigern, legt der Klimaschutzbericht dar. Der Solar-Ausbau auf den Dächern hat deshalb Vorrang.

Doch wie steht es mit der Akzeptanz bei den Bauern, fragte Stadtrat Christian Herbst (SPD)? Sie fällt positiv aus, hofft Tempel, der sich auf den Bauernverband beruft. Geradezu gegenteilig ist die Meinung von Stefan Bruker, Freie Wähler, aus Ottmarsheim. Solche Anlagen lohnten sich erst ab einer Fläche von zwei Hektar, sagte er. Der Besitz der landwirtschaftlichen Grundstücke in der Stadt sei jedoch sehr kleinteilig. Michael Soltys

 
 
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