Gemeinderat Ingersheim 49 Prozent heizen noch mit Öl

Von Jörg Palitzsch
Bestandsanalyse: Am meisten wird mit Öl geheizt. Foto: imago

Mit einer kommunalen Wärmekonzeption soll in Ingersheim das Potenzial für den Einbau von alternativen Heizmöglichkeiten ausgeschöpft werden.

Mit der Vorstellung einer Bestandsanalyse hat man in der jüngsten Ratssitzung einen Schritt weiter bei der kommunalen Wärmeplanung getan. Ziel ist es, die Planungssicherheit für alle öffentlichen und privaten Investitionen zu erhöhen – sie bildet die Grundlage für eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2040. Mit Hilfe eines Fahrplans soll die Kommune dazu die richtigen Entscheidungen treffen.

Klimaschutzgesetz als Grundlage

Rechtliche Grundlage ist die Novelle des Klimaschutzgesetzes. Zentrales Element sind die Klimaschutzziele bis ins Jahr 2040, die die Richtung für die Klimapolitik des Landes vorgeben. Konkrete Maßnahmen gibt es an dieser Stelle bereits. Etwa die Pflicht, auf neugebauten Gebäuden und bei grundlegenden Dachsanierungen Fotovoltaikanlagen zu installieren. Mit dem Gesetz gibt das Land Baden-Württemberg auch allen Gemeinden die Chance, einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen und fortzuschreiben. Die großen Kreisstädte müssen den Regierungspräsidien bis zum 31. Dezember 2023 einen Wärmeplan vorlegen.

Da auch Städte und Gemeinden unter 20000 Einwohnern in absehbarer Zeit ebenfalls die gesetzliche Verpflichtung zur Erstellung einer solchen Wärmeplanung zu erwarten haben, hat man in Ingersheim bereits Ende Januar 2022 die Teilnahme an einem „Konvoi“ mit den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen für eine kommunale Wärmekonzeption beschlossen. Dieses freiwillige Engagement wird bis zu 80 Prozent finanziell gefördert. Zu diesem Konvoi zählen auch Oberriexingen und Sersheim.

Die Bestandsanalyse

Nach der Vorbereitung des Konzeptes stellte das beauftragte Büro EGS Plan aus Stuttgart nun die Ergebnisse der Bestandsanalyse im Gemeinderat vor. Ein erster Schritt, so Bürgermeisterin Simone Lehnert. Eine Potenzialanalyse, ein Zielszenario und schließlich eine Wärmewendestrategie sollen folgen, so Matthias Zeile vom Büro EGS, der online zugeschaltet war. Die erhobenen Daten zur Energieinfrastruktur zeigen, dass es in Ingersheim bei 3495 Bauwerken rund 1800 Gebäude mit einem Wärmebedarf gibt, vornehmlich Wohnbebauung. Heraus sticht der hohe Anteil beim Heizölverbrauch. Der liegt bei 49 Prozent, bei den Konvoi-Gemeinden bei 25 Prozent. Erdgas schlägt sich mit 32 Prozent nieder, im Konvoi mit 57 Prozent. Es gibt also noch viel zu tun.

In einem Ausblick auf den zweiten Schritt, die Potenzialanalyse, wird durch lokale erneuerbare Energien von einer Steigerung der Energieeffizienz ausgegangen. Genannt wurde unter anderem der Neckar als Wärmequelle, aufgeführt sind aber auch Solarthermie, Abwärme aus Industrie und Gewerbe sowie Biomasse. Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren fünf Maßnahmen für die Wärmeplanung umzusetzen. Eine Vorgabe für ganz unterschiedliche Beschlussfassung im Gremium, so Matthias Zeile.

Erkenntniswert überschaubar

Peter Aymar (FW) merkte nach der Vorstellung an, der Erkenntniswert sei „überschaubar“. Die Bürger würden sich fragen, wo es mit der Wärmeplanung für sie hingeht. Man müsse zeitnah Alternativen zu Öl und Gas aufzeigen. Karl Seitz (FW) stellte die grundsätzliche Frage, wie ein Hausbesitzer so schnell umsteigen soll. Seitens des Büros EGS Plan gab es dazu die Aussage, alte Anlagen – und dazu zählen auch Ölheizungen – würden ein hohes Potenzial für den Einbau von alternativen Heizungen bieten.

So stellt die kommunale Wärmeplanung einen Handlungsleitfaden dar. Es liegt nun in der Hand der Gemeinde, wie das Konzept, das man an den Klimawandel anpassen kann, nach und nach verwirklicht wird. Konkret soll ein Maßnahmenkatalog bis Ende Juni 2023 fertig sein. Die Bestandsanalyse sei ein erster Schritt, „und jetzt geht es weiter“, so Bürgermeisterin Simone Lehnert zuversichtlich. Jörg Palitzsch

 
 
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