Gemeindeversammlung in Bietigheim-bissingen Wie geht’s mit den Katholiken weiter?

Von Gabriele Szczegulski
Wird Jens-Uwe Schwab (Zweiter von rechts) künftig nicht nur Pfarrer der katholischen Gemeinden Freiberg, Ingersheim und Pleidelsheim sondern auch der Gemeinden in Bietigheim-Bissingen? Foto: /Martin Kalb

Seit Juli sind die drei katholischen Gemeinden der Stadt ohne Pfarrer. Ist ein Zusammenschluss mit der Seelsorgeeinheit Freiberg, Pleidelsheim, Ingersheim die Lösung?

Grund für die außergewöhnliche Versammlung der drei katholischen Kirchengemeinden in Bietigheim-Bissingen im Gemeindehaus von Sankt Laurentius war ein gewichtiger: Es ging um die Zukunft. Denn seit Juli vergangenen Jahres gibt es in Sankt Laurentius in Bietigheim, Sankt Johannes im Buch und Zum Guten Hirten in Bissingen keinen Pfarrer, nachdem Roland Deckwart in den Ruhestand ging. Und, so Pirmin Weisensee, gewählter Vorsitzender aller drei Kirchengemeinderäte, es ist auch kein Nachfolger in Sicht.

Eine Zwischenlösung wurde mit Pfarrer Jens-Uwe Schwab von der Seelsorgeeinheit Freiberg, Pleidelsheim, Ingersheim gefunden. Er ist seit September Administrator für die drei Kirchengemeinden und versucht, so viele Gottesdienste und andere seelsorgerische Aufgaben zu übernehmen, wie er kann. Denn auch mit pastoralen Mitarbeitern sind die Katholiken in der Stadt nicht gerade gesegnet: Anderthalb Stellen sind es für drei Kirchengemeinden. Derzeit gibt es mehr Wort-Gottes-Dienste als Eucharistiefeiern in den Kirchen. „Wir müssen lernen, in neuen, größeren Räumen zu denken, die kleinteilige Pfarreienlandschaft ist nicht mehr möglich“, so Pfarrer Schwab. Grund für die Veränderung sei nicht nur der Pfarrermangel sondern auch die schwindende Gläubigenanzahl. „Wir haben dasselbe Problem wie alle christlichen Gemeinden und darauf müssen wir mit Strukturveränderungen reagieren“, so Schwab.

Der Dekan des katholischen Dekanats Ludwigsburg, Alexander König, sagt im Gespräch mit der BZ, dass er erst Ende des Jahres Pläne erwarte, wie es künftig in Bietigheim-Bissingen weitergeht. Der neue Bischof Klaus Krämer erarbeite derzeit eine neue Gemeindestruktur für die Diözese. Darüber wird der Diözesanrat im November entscheiden. „Wir müssen in den kommenden Jahren die Seelsorge und das Gemeindeleben neu denken. Vieles übernehmen heute schon Ehrenamtliche, anderes übernehmen Hauptamtliche“, so Schwab. „Wir werden in vielen Bereichen kooperieren, mit der evangelischen Kirche, mit den Kommunen und Vereinen, mit Schulen und anderen gesellschaftlichen Gruppen“, sagt auch der Dekan.

„In dieser Linie wäre es denkbar, dass Pfarrer Schwab auf längere Sicht in Freiberg, Pleidelsheim und Ingersheim Pfarrer ist und ebenso in Bietigheim-Bissingen. Nicht allein, sondern im Team von verschiedenen Berufsgruppen wie Pastoral-, Gemeinde- oder Jugendreferenten und -referentinnen“, sagt König. Dazu passe, so der Dekan, dass der Gebäudestrukturprozess alle nichtsakralen Gebäude, sprich auch Pfarrhäuser, auf den Prüfstand stellt und nur 70 Prozent weiter genutzt werden sollen.

In der Gemeindeversammlung ist zu spüren, dass man der Seelsorgeeinheit mit Freiberg, Pleidelsheim, Ingersheim nicht abgeneigt ist. Die Anwesenden gaben Pfarrer Schwab durchaus recht, dass sich an der Struktur der Pfarreien künftig einiges ändern muss, größere Seelsorgeeinheiten oder gar Fusionen unvermeidbar seien.

Nicht die Strukturen machen eine Gemeinde lebendig

Dem ehrenamtlichen Engagement oder den Wort-Gottes-Diensten, die von Gemeindemitgliedern vorbereitet werden, solle man mehr Gewicht geben, sagte eine Besucherin. „Diese Wort-Gottes-Dienste haben den gleichen Zweck wie Eucharistiefeiern mit Pfarrern: Die Gemeinde kommt zusammen, um zu beten und Gemeindeleben aktiv zu gestalten“, sagte sie und bekam Beifall. Nicht die Strukturen, sagte ein anderer Besucher, mache die Gemeinde lebendig, sondern die Menschen, egal ob administrativ sechs Gemeinden zusammengeführt werden.

Jens-Uwe Schwab berichtete, dass auch Freiberg, Ingersheim und Pleidelsheim sich eine dauerhafte Verbindung vorstellen könnten. „Da werden Synergien frei, kreative Ideen können gemeinsam umgesetzt werden, dennoch bleiben eigenständige Projekte unangetastet“, so Schwab. Schon jetzt würden in den jeweiligen Gemeindeblättern der sechs katholischen Kirchengemeinden alle Gottesdienste abgedruckt.

 
 
- Anzeige -