Geschichte Vermögensumstände nicht erfreulich

Von Martin Hein
Der Großsachenheimer Bahnhof im Jahre 1898. Immerhin attestierte der württembergische Topograf Karl Eduard Paulus den Großsachsenheimern ein „freundlich ausgeführtes“ Bahnhofsgebäude.⇥ Foto: BZ-Archiv

Die Mehrzahl der Großsachsenheimer war um 1852 friedliebend, geordnet  und fleißig.

1852 besuchte der württembergische Topograph Karl Eduard Paulus Großsachsenheim. Sage und schreibe 8000 Kern- und 1800 Steinobstbäume zählte er. Hauptsächlich wurden Luiken, Schreineräpfel, etwas Reinetten, Palmisch-, Knaus-, Brat- und Wöhrlesbirnen angebaut.

Für den Hausbestand im Städtle fand Paulus hingegen wenig lobende Worte. Der nicht große, ziemlich unregelmäßig gebaute Ort bestehe mit wenigen Ausnahmen aus alten unansehnlichen Gebäuden, die Straßen waren reinlich gehalten und gekandelt. Paulus erwähnte in seiner Beschreibung, dass Großsachsenheim zwei Tore hatte, das Kolbentor und das Bietigheimer Tor. Beide wurden bereits um 1810 abgerissen.

Am nordöstlichen Ende bemerkte Paulus seinerzeit das sehr ansehliche Schloss, der ehemalige Sitz der Herren von Sachsenheim. Obgleich es in neuerer Zeit verändert und modernisiert wurde, trägt das Gebäude in seiner ganzen Anlage und seiner soliden Ausführung, doch immer noch das Gepräge einer Ritterburg.

1852 zählte die Stadtgemeinde Großsachsenheim 664 männliche und 703 weibliche Angehörige. Von den insgesamt 1367 Einwohnern lebten damals 52 im Ausland. In den Jahren von 1842 bis 1852 kamen durchschnittlich pro Jahr 50,7 Kinder zur Welt.

Im Reichtum schwelgten die Großsachsenheimer damals offensichtlich nicht. Die Vermögensumstände gehören nicht zu den erfreulichen, indem nur der kleinere Teil der Ortsangehörigen mittelmäßig begütert, der übrige aber teils ziemlich, teils ganz unbemittelt sei. Weniger Bemittelte, also arme Bürger, suchten sich durch Taglohnarbeiten ihr Auskommen zu sichern, so das ernüchternde Fazit von Karl Eduard Paulus im Jahre 1852. Ein  glückliches Händchen hatten die Großsachsenheimer scheinbar auch nicht bei der Tierhaltung und Tierzucht. Paulus erwähnte, dass die Rindviehzucht in mittelmäßiger Ausdehnung betrieben wurde. Der Handel mit Vieh sei nicht sehr beträchtig. Auch die Schweinezucht sei von geringerem Belang, da die meisten Ferkel von außen bezogen werden, ebenso die Zucht von Ziegen, mit der sich scheinbar nur Unbemittelte befassten.

Unbedeutende Bienenzucht

Geflügel wurde nur für den eigenen Bedarf gehalten. Die Bienenzucht war unbedeutend und im Abnehmen begriffen. Immerhin konnte Paulus feststellen, dass die Landwirtschaft gut betrieben wurde. Vorzugsweise bauten die Bauern  Dinkel, wenig Weizen, etwas Roggen, ziemlich viel Einkorn sowie Hafer und Gerste an. Lediglich auf 40 Morgen wurde Wein angebaut. Das Erzeugnis wurde im Ort selbst verbraucht, heißt: die Großsachsenheimer haben ihren Wein selbst getrunken.

Als Gewerbe führte Paulus für die damalige Zeit vier Schildwirtschaften, eine Apotheke, einen Kaufmann und eine außerhalb des Ortes gelegene Ölmühle und eine Ziegelhütte auf. Besonders erwähnenswert fand der Topograf, dass Großsachsenheim jährlich am 18. März, 17. Mai und am 21. September das Recht hatte, jeweils einen Vieh- und Krämermarkt abzuhalten. Neben den gut angelegten Hauptstraßen bemerkte Paulus positiv, dass der Ort durch die nördlich an demselben vorüberführende Eisenbahn von Bietigheim nach Bruchsal ein allgemeineres Verkehrsmittel gewonnen habe.

 
 
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