Geschlossene Kinos Leere Säle, leere Kassen

Von Gabriele Szczegulski
Das Bissinger Kino, so wie alle anderen auch, hat wegen der Corona-Krise geschlossen.⇥ Foto: Martin Kalb

Dem Bissinger Kinobetreiber Jürgen Graf geht es wie allen in der Branche: Alle Kinos mussten geschlossen werden.

Jürgen Graf, Betreiber des Bissinger Olympia- und Paradies-Kinos, hält die Stellung in seinem Kino. Stundenweise sitzt er dort am Telefon und schaut nach seinen E-Mails. Wo ansonsten 1000 Besucher pro Woche Filme schauen – gähnende Leere. „Es gibt viele Anfragen, wie die Kunden uns unterstützen können, eine Idee ist das Kaufen von Gutscheinen“, sagt er. Ein paar Besucher gab es schon, die Gutscheine geordert haben. „Es könnten noch mehr sein“, sagt Graf. Mit einem Kinogutschein, der dann in der Zeit nach der Corona-Pause eingelöst werden kann, so Graf, könne man die Kinobetreiber schon jetzt unterstützen. Denn: Die Kosten laufen weiter. „Und es gibt keine Alternative, wir können ja keine Filme ins Netz stellen, da verdienen wir auch nichts“, sagt Jürgen Graf.

Und diese Erfahrungen teilen alle Kinobetreiber. Jürgen Graf ist froh darüber, dass er keine festangestellten Mitarbeiter hat, wie größere Kinos, die er jetzt weiter bezahlen müsste. Wie lange er ohne Betrieb sein Kino halten kann, weiß er nicht, von irgendetwas, so sagt er, müsse er ja leben. „Aber ich versuche das Kino zu halten.“ Um Einnahmequellen zu haben, kommt er auf die, wie er sagt, „verücktesten Ideen“: Im Moment überlegt er, ob er nicht frisch gemachtes Popcorn aus seiner Maschine zum Mitnehmen anbieten soll – für den Filmgenuss zu Hause.

Genuss im Kino und beim Streamen

Das  Filmschauen in den eigenen vier Wänden stellt für den Bissinger aber auch eine Bedrohung dar: „Viele Leute entdecken jetzt die Streamingdienste und ich hoffe nicht, dass sie das nach Corona als alleiniges Vergnügen beibehalten“, sagt Graf. Gleichzeitig glaubt er: „Kinoaffine Menschen machen beides, Filme streamen, aber sie wollen auch den Blockbuster-Genuss im Kino.“ Er hoffe, dass, wenn die Kinos wieder offen sind, dass viele Besucher kommen. Auch, um die Kinos zu unterstützen. Aber er weiß noch nicht, was er dann zeigen soll. Die Erscheinungsdaten vieler geplanter Blockbuster wurden verschoben, so der neue James-Bond-Film und der Kinderfilm „Ostwind 5“. Der Animationsfilm „Trolls“ wird gar online auf der Seite der Produktionsfirma gezeigt, weil er nicht ins Kino darf.

Graf sorgt sich darüber, dass immer mehr Filmproduktionsfirmen ihre Blockbuster online oder bei Streamingdiensten anbieten. „Es gab ja schon die ersten großen abendfüllenden Filme wie Irish Man oder Marriage Story, die von Netflix produziert wurden und nur da kamen, nicht im Kino.“ Wie die Zukunft nach Corona aussieht, kann er deshalb überhaupt nicht vorhersehen: „Wir Kinobetreiber hängen voll in der Luft“, sagt er.

Renaissance des Autokinos

Fast schon aus der Mode gekommen war das Autokino. Jetzt erlebt das Kornwestheimer Autokino eine kleine Renaissance. Im Auto sitzend Filme schauen – da kann man sich nicht mit dem Coronavirus anstecken. Zwar dürfen in einem Auto nur zwei Personen sitzen wegen der Ausgangsbeschränkung, Kinder bis 14 Jahren dürfen auch mit, aber der Autokinobesuch ist in Zeiten, in denen alle andere Freizeitangebote geschlossen haben, eine willkommene Abwechslung. Tickets, so heißt es seitens der Betreiberfirma Drivein, gibt es nur im Vorverkauf, die Snackbar ist geschlossen.

 
 
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