Gespräch mit dem Bönnigheimer Bürgermeister Herausfordernd, aber auch gelungen

Von Jürgen Kunz
Albrecht Dautel vor dem Gelände, auf dem der Naturkindergarten entstehen soll. Foto: /Oliver Bürkle

Albrecht Dautel blickt auf das vergangenen Jahr zurück und hofft in der Zukunft, dass sich die Erwartungshaltung an die Möglichkeiten annähert.

Von einem Krisenmodus in den nächsten – so kennzeichnet Bürgermeister Albrecht Dautel, der bei der Hälfte seiner Amtszeit angekommen ist, das Jahr 2022. „Das Jahr war sehr herausfordernd, aber auch ein sehr gelungenes“, betont der 47-jährige Rathauschef im Rückblick.

Anfang des Jahres 2022 sei man gestartet, mit der Hoffnung, dass „uns Corona nicht mehr so beschäftigen wird“. Doch dann kamen der Krieg in der Ukraine, daraus resultierend die Energiekrise und viele Flüchtlinge. „Die Schwerpunkte haben sich verändert“, sagt Dautel. Gerade bei der Unterbringung der Ukrainer habe sich ein großes ehrenamtliches Engagement in Bönnigheim gezeigt. Im Ökumenischen Flüchtlingskreis in der Stadt, da gebe es viel guten Willen. „Es gibt nicht die Sorge, es kommt etwas auf uns zu, dem man nicht gewachsen ist“, ist der Bürgermeister zuversichtlich.

„Das strukturelle Defizit wird uns weiter fordern“, sagt Dautel mit Blick auf die städtischen Finanzen, deshalb gelte es, genau zu schauen, dass die Personalkosten nicht zu sehr steigen. „Das wird sportlich“, so der Kommunalpolitiker, da gerade im Kinderbetreuungsbereich hohe Kosten entstehen. Zum Glück habe Bönnigheim stabile Gewerbesteuereinnahmen und auch die Zuweisungen seien konstant.

„Man muss feststellen, dass wir mit Konsolidierungsmaßnahmen nicht viel erreichen können“, konstatiert er. Bei allem Wunsch nach Verlässlichkeit gehe es auch darum, die Aufgaben, zu denen die Stadt nicht verpflichtet sei, zu reduzieren. Es sei gut, dass beispielsweise es die Stadtbücherei, das Freibad oder die Musikschule gebe, aber es stelle sich die Frage, „wie können wir dies halten“.

In Bildung und Betreuung muss Bönnigheim in den nächsten Jahren viel investieren. So ist die Erweiterung des Familienzentrums im Schlossfeld mit rund fünf Millionen Euro veranschlagt, der Ausbau des Schulzentrum wird – nach aktuellen Zahlen – rund 12,5 Millionen Euro kosten. Bei dieser Summe ist der mittelfristig geplante Abbruch der Schillerschule und ein vierzügiger Ausbau der Grundschule an dieser Stelle noch nicht berücksichtigt. Für Dautel ist es eine Besonderheit, dass eine 8000-Einwohner-Kommune wie Bönnigheim ein eigenes Schulzentrum in dieser Größe habe – mit 70 Prozent auswärtigen Schülern, wie er anmerkte.

„Ich bin guter Dinge, dass sich die umliegenden Kommunen an den Investitionen beteiligen“, sagt der Bönnigheimer Bürgermeister: „Es geht nicht darum, ob sie sich daran beteiligen, sondern in welcher Höhe.“ Auch bei diesem Jahresgespräch mit der BZ erneuerte er seine Forderung, dass das Land die Schulförderung verändern müsse.

Als Beispiel nannte er den Digitalpakt, über den Bönnigheim rund 1,5 Millionen Euro in die digitale Ausstattung investiert hat. Zwar habe man eine knapp 50-prozentige Förderung erhalten, dennoch habe die Stadt dadurch zu 60 bis 70 Prozent Investitionen für auswärtige Schüler über den Bönnigheimer Haushalt finanziert. Insgesamt seien die Ausgaben in die digitale Ausstattung im Schulzentrum „dringend nötig gewesen“, schließlich habe man dadurch 1400 Endgeräte integriert.

Ein wichtiges Projekt für 2023 ist für den Bürgermeister die Wasserversorgung: „Wie schaffen wir es, unsere Trinkwasserversorgung sicherzustellen?“ Nach seiner Einschätzung wird der Bedarf an Trinkwasser steigen, zumal es Forderungen der Landwirtschaft nach mehr Bewässerung gebe. Ziel müsse es sein, auf Dauer unabhängiger zu werden. So will Dautel prüfen, wie eigene Brunnen wieder reaktiviert werden können, zumal die Bezugsrechte von der Bodenseewasserversorgung nicht erweiterbar seien.

Weitere Projekte sind die Nahwärme-Ausrichtung nachdem diese 30 Jahre in Betrieb ist, aber auch die Technik im Freibad sei inzwischen 25 bis 30 Jahre alt. Diese Aufgaben müsse die Stadt strategisch und frühzeitig angehen und entsprechende Sanierungskonzepte erstellen.

Für das Jahr 2023 hat Bürgermeister Dautel die Hoffnung, „dass wir auch hier aus dem Krisenmodus herauskommen“ und dass es gelinge, neue Perspektiven zu entwickeln. Schließlich müsse man zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren unterscheiden. „Ich hoffe, dass wir es vor Ort schaffen, die Erwartungshaltung an die Möglichkeiten anzunähern“, sagte Dautel abschließend.

 
 
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