Kobra-Alarm bei Ochsenbach in Sachsenheim Am Ende doch nur eine Ringelnatter

Von Mathias Schmid
 Foto: Tierrettung Unterland e.V.

Ein Spaziergänger filmt am Samstag beim Gassigehen eine Schlange. Mehrere Experten sind sich sicher: Es handelt sich um die gefährliche Giftschlange. Am Sonntag kommt dann die Entwarnung.

Eineinhalb Tage lang war das Kirbachtal in hellem Aufruhr. Denn angeblich war eine Kobra gesichtet worden. Am späten Sonntagnachmittag kam dann aber die (Teil-)Entwarnung: Es war wohl doch nur eine Ringelnatter. Das Protokoll einer verrückten Suche:

Es ist Samstagnachmittag, ein Mann ist zwischen Kirbachhof und Ochsenbach mit seinem Hund unterwegs. Der Hund reißt sich los und jagt einem Tier hinterher. Als das Herrchen dazukommt, stellt er erschrocken fest: Es ist eine Schlange, zirka eineinhalb Meter lang. Der Mann zückt das Handy, macht ein Video von dem flüchtenden Tier und schickt es der Polizei. Die gibt es weiter an sechs unabhängige Experten. Die sind sich einig: Es handelt sich um eine Kobra. So wird der Vorfall von Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich geschildert. Die eingeleitete große Suchaktion bleibt erfolglos. Am Sonntag kann wegen des Regenwetters nicht weitergesucht werden. Das Gebiet bleibt zunächst weitläufig abgesperrt. Die Bevölkerung wird zu erhöhter Achtsamkeit vor einer potenziell tödlichen Giftschlange aufgerufen.

Dass es sich um eine Kobra handelt, darüber sind sich die Experten, einer davon arbeitet in der Wilhelma, einig. „Dadurch, wie sie sich bewegt und wie sie den Kopf hebt, sei sie eindeutig als Kobra zu erkennen“, gibt Albrich wieder. Die Feuerwehr informiert die Bewohner in Spielberg und Ochsenbach über Lautsprecher über die Gefahr und bittet sie, achtsam zu sein – und zwar nicht nur bei Spaziergängen im Außenbereich. „Auch bei Gartenarbeiten sollte man aufpassen“, warnt der Bürgermeister gegenüber der BZ.

Für die Suche nach dem Tier wird am Samstag ein Großaufgebot im Kirbachtal aufgefahren. Die Feuerwehr Sachsenheim durchkämmt gemeinsam mit der Tierrettung Unterland das abgeerntete Feld, auf dem die Schlange gesichtet wurde. Denn die Hoffnung war, dass sich das Tier in der Dämmerung noch ein sonniges Plätzchen sucht, um sich aufzuwärmen. „Das war schon ein außergewöhnlicher Einsatz“, sagt der 2. stellvertretende Sachsenheimer Feuerwehrkommandant und Einsatzleiter Marcel Reinke gegenüber der BZ. „Natürlich haben wir hohe Schutzvorkehrungen getroffen.“ Denn um welche Art von Kobra es sich handelt, kann durch das kurze Amateurvideo nicht näher bestimmt werden. Neben beißen können einige Kobraarten ihr Gift auch über eine größere Distanz spucken. Daher tragen die Einsatzkräfte Schutzbrillen, Handschuhe, Helme sowie dicke Kleidung.

Mit sieben Fahrzeugen und 20 Kräften ist die Sachsenheimer Wehr im Einsatz. Zusätzlich überfliegt die Drohnengruppe aus Walheim das Gebiet. Später kommt auch noch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera zum Einsatz. Alles ohne Erfolg. „Der Hubschrauber hat zwar Tiere gesichtet, aber eben nicht die Schlange“, bedauert Albrich. Gegen 22 Uhr wird die Suche abgebrochen, das Gebiet wird vom Sachsenheimer Bauhof weitläufig abgesperrt. Die Warnung vor der Kobra läuft unter anderem auch im Radio.

Eine Fortführung der Suche im Regen am Sonntag ergibt keinen Sinn, entscheiden die Experten. Denn dass sich das Tier bei diesem Wetter blicken lässt gilt als sehr unwahrscheinlich. Lediglich Reinke und ein Kollege machen am Morgen einen weiteren Gang über das Feld. Auch die Durchsagen an die Bevölkerung werden am Sonntagmorgen wiederholt. „Wenn das Wetter wieder besser wird, werden wir entscheiden, wie es weitergeht“, erklärt Albrich noch am Sonntagmorgen. In den sozialen Netzwerken gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits einige Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um eine Kobra, und nicht um beispielsweise eine Ringelnatter handelt, unter anderem von der Interessengemeinschaft IG Gefahrtierhalter.

Am Sonntagnachmittag tagen dann noch mal Bürgermeister und der Einsatzstab mit mehreren anerkannten Schlangenexperten per Videokonferenz - mit einem Ergebnis, das dann doch überrascht. "Bei der gestern gesichteten Schlange im Kirbachtal zwischen Ochsenbach und Kiurbachhof handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht um eine gefährliche Giftschlange, sondern um eine ungefährliche einheimische Schlangenart", heißt es in der Meldung, "dabei konnte erstmals detaillierter das originale Bild- und Filmmaterial analysiert werden. Demnach ist die gesichtete Schlange mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine sehr große und ungefährliche Ringelnatter." Die eingeleiteten Sicherheitsmaßnahmen werden in dem Schreiben verteidigt. Sie "waren auf Grundlage der gestrigen Informationslage, bei der nach der Einschätzung der Fachleute von einer giftigen Kobra und damit einer unmittelbaren Lebensgefahr ausgegangen werden musste, erforderlich". Aufgrund der neuen Erkenntnisse können die Sicherheitsmaßnahmen aufgehoben werden. Die Absperrungen entfernt der Bauhof "im Laufe des Montagvormittags".

 
 
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