Götz Geldner, Leiter der Intensivstation, ist nicht besorgt Ist die vierte Welle weniger gefährlich?

Von Frank Ruppert
In vorherigen Wellen der Pandemie war die Intensivstation im Ludwigsburger Krankenhaus gut gefüllt mit Covid-19-Erkrankten. Aktuell sieht es noch anders aus.⇥ Foto: Sebastian Gollnow

Götz Geldner leitet die Intensivstation in Ludwigsburg. Auch wenn die vierte Welle begonnen habe, ist er nicht besorgt. Entscheidend sei, wie schnell die Zahlen steigen und wie alt die Infizierten sind.

Wir befinden uns bereits in der vierten Welle“, schätzt der Ärztliche Direktor der Ludwigsburger Intensivstation, Professor Dr. Götz Geldner, die aktuelle Corona-Lage ein. Das zeige sich an den Inzidenzen, die auch im Kreis schon wieder deutlich über der 50er-Marke liegen.

Station gut gefüllt

Noch sei die Situation auf der Intensivstation aber nicht besorgniserregend. Die Station sei zwar gut gefüllt, aber bislang seien in der vierten Welle nur sechs an Covid-19 Erkrankte dort behandelt worden. „Bei der Anzahl lassen sich natürlich nur schwerlich Rückschlüsse auf die Gesamtentwicklung ziehen, aber alle Patienten waren nicht geimpft“, sagt Geldner. Auch das Alter der Patienten sei niedriger als in den vorangegangenen Wellen. So berichtet der Intensivmediziner von einem 32-Jährigen, der vor seiner Covid-Erkrankung als vollkommen gesund galt. Ihn hatte es aber so schwer erwischt, dass er auf die Intensivstation kam.

Weniger Tote erwartet

Die gute Nachricht ist, dass die Behandlung auf der Intensivstation bei jungen Menschen besser anschlage, Geldner rechnet in der vierten Welle also mit einer geringen Sterblichkeit seiner Patienten. Dass die Intensivstationen des Kreises im Divi-Register, in dem alle Intensivbetten und ihre Belegung erfasst werden, als fast vollständig belegt gelten, sei im Übrigen kein Problem. „Die Betten müssen sich finanzieren und deshalb sollten sie auch weitestgehend belegt sein“, sagt der Mediziner. Heikel könnte es eben werden, wenn die Betten alle mit Covid-Patienten belegt sind, weil dann der Platz für andere fehle. „Aber wir bei den RKH-Kliniken und im Cluster mit Stuttgart sind auch in den anderen Wellen nicht in eine solche Situation gekommen“, sagt Geldner. Er gehe nicht davon, dass sich das nun in der vierten Welle ändert.

Höhere Viruslast

Nach allem, was man wisse, sei die Hospitalsierungrate, also der Anteil der Covid-19-Erkrankten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, eher geringer ist als in den vorherigen Wellen. Was Geldner allerdings auffällt, ist, dass die Erkrankten durch die Deltavariante eine deutlich höhere Viruslast in sich trügen als bisher. Das heiße eben, dass sie wesentlich ansteckender seien.

500er-Inzidenz

Geldner hält nichts davon, die Sieben-Tage-Inzidenz ganz aus dem Blick zu verlieren, man solle sie nur genauer auswerten: „Eine 500er-Inzidenz bei 16-Jährigen bereitet mir zum Beispiel nicht so große Sorgen, wie eine 100er-Inzidenz bei Älteren.“ Zudem solle man darauf achten, wie schnell die Inzidenz steige. Darüber hinaus seien verschiedene andere Werte wichtig, etwa die Hospitalisierungsrate.

Darstellung mit Ampel

„Das alles ist für Laien manchmal schwer zu durchdringen, deshalb wäre ich für eine Darstellung in Form einer Ampel“, sagt Geldner. Und in welcher Phase befinden wir uns derzeit? „Noch steht die Ampel auf Grün, aber wir bewegen uns Richtung Gelb. Die Frage ist nur, wie schnell.“ Geldner rechnet mit weiter steigenden Inzidenzen. Nur das Impfen helfe nachhaltig gegen die Pandemie.

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