Golf und Tennis wieder erlauben? Individualsportler hoffen auf Lockerungen

Von Andreas Eberle
Die grünen Elektro-Golfwagen sind beim GC Schloss Monrepos in Ludwigsburg seit mehr als einem Monat nicht mehr bewegt worden. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Soll das Verbot von Einzel-Sportarten wie Golf, Tennis oder Reiten aufgehoben werden? Drei Vereinsvorsitzende aus der Region nehmen Stellung.

Die Forderungen, die sportlichen Beschränkungen zu lockern und zumindest Individualsportarten im Freien wie Golf, Tennis, Leichtathletik, Reiten oder Rudern wieder zuzulassen, werden immer lauter. Während die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern sowie Rheinland-Pfalz erste Schritte unternommen haben, ist in Baden-Württemberg laut der aktuell geltenden Corona-Verordnung der Sportbetrieb auf solchen Anlagen bisher weiter untersagt. Die BZ hat bei drei betroffenen Vereinen ein Meinungsbild eingeholt.

„Es ist kurios, dass zum Beispiel in Rheinland-Pfalz seit Montag bei einer ähnlichen Infektionslage gespielt werden darf und bei uns nicht“, sagt Michael Fißler, 1. Vorsitzender beim TK Bietigheim. Er sieht kein Problem darin, die neun Tennisplätze des Vereins für die 630 Mitglieder und Freizeitsportler wieder zu öffnen – unter der Voraussetzung, dass die vom Deutschen Tennis-Bund (DTB) aufgestellten Regeln (siehe Infokasten) beachtet werden. Dabei verweist Fißler auch auf zwei deutsche Nachbarländer, die mit dem Thema wesentlich liberaler umgehen. In Tschechien etwa darf bereits seit zwei Wochen wieder gespielt werden, in Österreich soll der Filzball ab dem 1. Mai übers Netz fliegen – ein Datum, das als klassischer Saisonstart im Tennis gilt und den sich auch Fißler gut als Wiederauftakt vorstellen könnte. „Unsere Plätze sind seit vier Wochen fertig, wir scharren mit den Hufen. Alle unsere Mannschaften sind heiß. Wenn man seinen Sport ausüben kann, tut das der Seele gut“, sagt der 52-jährige Klubchef und Steuerberater, der sich derzeit hauptsächlich mit Joggen fit hält.

Fißler selbst schlägt für das Bietigheimer Herren-50-Team auf, das unter dem Dach des DTB in der Regionalliga Südwest antritt – der zweithöchsten Spielklasse in Deutschland. Der Rundenstart ist von Anfang Mai nach hinten verschoben worden. Vorerst ist der Spielbetrieb bis zum 7. Juni ausgesetzt, wie auf der Internet-Seite der Regionalliga zu lesen ist. Doch Fißler ist skeptisch: „Ich bezweifle, dass in diesem Jahr Wett- und Verbandsspiele ausgetragen werden können.“

Diese Befürchtung hat auch sein Amtskollege Uwe Trinkner. Der Vorsitzende des TC Rot-Weiß Bönnigheim rechnet ebenfalls damit, dass die Verbandsrunde 2020 Corona zum Opfer fällt – und dass kein normales Vereinsleben möglich sein werde. „Dabei macht die Geselligkeit das Klub- und Tennisleben zu einem großen Teil aus“, meint Trinkner und verweist auf den Plausch unter Sportlern, das gemeinsame Bier nach einem Spiel oder das Essen mit dem gegnerischen Team, das normalerweise der gastgebende Verein organisiert. „Ich bin gespalten, was die Öffnung der Plätze angeht. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt der Bönnigheimer Klubchef, der eine weitere Ausbreitung des Virus genauso im Auge hat wie den Wunsch der Mitglieder und Tennis-Freunde, endlich wieder loslegen zu dürfen. „Den reinen sportlichen Akt sehe ich im Tennis als problemlos an – unter den gegebenen strengen Gesichtspunkten“, sagt Trinkner und denkt da an die üblichen Sicherheitsabstände, Hygieneregeln und Duschen zu Hause. Dass nun andere Bundesländer den Anfang machen, wertet der 61-Jährige sogar als Vorteil: „Da können wir beobachten, wie sich eine Lockerung bewährt.“

Kein Verständnis hat Udo Strehl, 1. Vorstand und Präsident beim Golfclub Schloss Monrepos, für die weiter geltende Schließung der Golfplätze in Baden-Württemberg – zum einen, weil dies in den einzelnen Ländern unterschiedlich gehandhabt werde und zum anderen, weil das Golfen sowieso keine große Ansteckungsgefahr bergen würde, was die Rahmenbedingungen anbelangt. „Der Abstand ist gegeben, jeder kann für sich spielen“, sagt Strehl. Er selbst sei am Sonntag wie zuletzt an jedem Wochenende auf dem Golfplatz zum Spazieren gewesen – in zwei Zweier-Teams, mit der gebotenen Distanz zum anderen Duo. „Warum ich dann keinen Schläger und keinen Ball benutzen darf, erschließt sich mir nicht“, stellt Strehl fest.

Speziell für Marcel Schneider, das Aushängeschild des Vereins, ist die Lage schwierig. Der 30-jährige Berufsgolfer muss zurzeit täglich zum Training nach St. Leon-Rot fahren – eine Stunde hin und eine wieder zurück. Denn beim dortigen Golfclub ist zumindest für Profis noch ein Übungsbetrieb möglich. Dabei hat der in Pleidelsheim lebende Schneider seine Heimanlage am Monrepos praktisch vor der Haustür.

Strehl missfällt besonders die Bevormundung und ein um sich greifendes Obrigkeitsdenken: „Uns wurden jetzt vier Wochen lang Hygiene- und Abstandsregeln eingetrichtert. Da kann man den Menschen vertrauen, dass sie sich dieser Regeln bewusst sind und sich verantwortlich verhalten. Wir sind doch alle erwachsene Leute.“

 
 
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