Großsachsenheimer Kirche ist eingerüstet Kirchensanierung für 550 000 Euro

Von Martin Hein
Die Großsachsenheimer Stadtkirche Sankt Fabian und Sebastian ist jetzt komplett eingerüstet. Bis Herbst soll die umfangreiche und dringend notwendige Außensanierung abgeschlossen sein. ⇥ Foto: Martin Kalb

An der Großsachsenheimer Kirche steht eine dringend notwendige größere Außensanierung an. Vor allem der Sandstein hat gelitten.

Die Großsachsenheimer Pfarrkirche Sankt Fabian und Sebastian wurde 2004 innen aufwendig saniert. Die letzte Außenrenovierung hingegen liegt schon knapp 39 Jahre zurück. Nun muss das Äußere des altehrwürdigen und ortsbildprägenden Gebäudes dringend saniert werden. Die vergangenen Jahrzehnte haben der Kirche außen massiv zugesetzt. Vor allem der Sandstein habe unter dem sauren Regen sehr gelitten, erklärt Pfarrer Dieter Hofmann. Architekten des Oberkirchenrats haben das Gebäude genau untersucht und festgelegt, was jetzt getan werden muss.

„Das Landesdenkmalamt hat mit Blick auf den Denkmalschutz sozusagen jeden Stein erfasst und dokumentiert. Nun rücken die Handwerker an. Uns war wichtig, dass vor allem Handwerker aus der Region zum Zug kommen“, erklärt Dieter Hofmann.

Hilfe von Ehrenamtlichen

Das größte Gewerk stellt die Sandsteinsanierung dar. Aber auch der Blitzableiter muss erneuert werden. Man möchte bei den Bauarbeiten, wo es möglich ist, auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer einbinden. Auf dem Kirchenboden habe man früher Getreide eingelagert und dafür Zwischenwände eingezogen. Aus diesen Zeiten liege, so Dieter Hofmann, noch Schutt auf dem Kirchenboden, der jetzt raus muss. Da können und werden zahlreiche Freiwillige auch aus den Reihen der Kirchengemeinde kräftig zupacken. Allerdings wird es mit Blick auf den Denkmalschutz viele Gewerke geben, bei denen ausschließlich Fachkräfte ran dürfen.

Hofmann bezeichnet das imposante Bauwerk als gebauten Bürgerstolz, vor allem gegenüber den Herren von Sachsenheim, deren Wasserschloss sozusagen als Gegenpol die Obrigkeit verkörperte. Die Kirche war zugleich auch Rückzugsort für die Großsachsenheimer Einwohner. Oben im Turm zeugt heute noch die Türmerwohnung davon, dass von dort früher Ausschau gehalten wurde, um die Bürger rechtzeitig vor einer drohenden Gefahr zu warnen. Der Großsachsenheimer Ortschronist Kurt Bachteler charakterisierte das Bauwerk in der 1962 erschienen Chronik mit folgenden Worten: „Die Kirche war, ehe Steinhäuser aufkamen, der einzige Ort, an den sich das Volk vor räuberischem Gesindel oder gar vor ernsthaften Bedrohungen mit Hab und Gut flüchten konnte“.

Türme einer Wehranlage

Ohnehin macht die beinahe burgähnliche Kirche einen recht wehrhaften Eindruck, den die zwei Türmen, die zu einer Wehranlage des 15. Jahrhunderts gehören, eindrucksvoll unterstreichen. Davon zeugen nicht zuletzt auch die Schießscharten in dem massiven Kirchturm. Wann genau das Kirchengebäude errichtet wurde, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass die Kirche im Laufe der Jahrhunderte Stück für Stück verändert und vergrößert wurde.

Nun sorgen in den nächsten Monaten die Handwerker dafür, dass die Großsachsenheimer Pfarrkirche bald wieder in neuem Glanz erstrahlt. Bis Herbst sollen nach Auskunft von Pfarrer Dieter Hofmann die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Er rechne mit Blick auf die hoch motivierten Handwerker nicht damit, dass es zu Verzögerungen komme. Zunächst wird jetzt die Fassade abgedampft. Dann starten die Gewerke. Wir sind froh, dass wir für jedes Gewerk ein Angebot bekommen haben, so Dieter Hofmann. Die Baumaßnahme dürfte rund 550 000 Euro kosten. Spenden seien weiterhin willkommen.

Er hoffe, dass sich die Turmfalken von den Bauarbeiten nicht vergrämen lassen. Die Ludwigsburger Architekten Helmut Wallmersperger und Roland Mössner leiten die Renovierungsmaßnahmen. Die Bauleitung für das Projekt hat Bahattin Akyurt.

Blick in die Geschichte der Stadtkirche

Wann die dem Heiligen Fabian und Sebastian geweihte Kirche gebaut wurde, lässt sich nicht genau datieren. Die bislang bekannte erste urkundliche Erwähnung der Kirche fällt in das Jahr 1265. Die Kirche in ihrer jetzigen Form stammt aus dem Jahr 1484.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden einige Veränderungen vorgenommen. So stammt der Treppenturm an der Nordseite aus der Renaissance. Um 1770 wurde die steinerne Staffel zur Bürgeremporkirche gebaut und der Kirchturm durch den Pfeiler an der Südseite befestigt. Im Herbst 1818 schlug der Blitz in den Kirchturm ein. Die Turmspitze fing sofort Feuer. Nur mühsam konnte der Brand gelöscht werden. 1849 drohte die Kirchhofmauer gegenüber dem alten Rathaus einzustürzen. Die Mauer wurde etwas rückwärts neu aufgebaut und die Kirchstaffel erneuert. Eine größere Reparatur des Kirchendachs fand 1878 statt, dabei wurde auch der Wetterhahn vergoldet. 1895 erhielt die Kirche Blitzableiter. Im April 1945 schlugen beim Einmarsch französischer Truppen mehrere Granaten im Kirchturm ein. Erst im August 1949 wurden diese Kriegsschäden beseitigt. 1954 stand eine größere Außen- und Innenrenovierung an. 14 Großsachsenheimer und 15 auswärtige Firmen waren an den umfangreichen Bauarbeiten beteiligt. Dabei wurden an der Nordseite zwei Grabsteine von 1562 entdeckt. Am 25. September 1955 fand nach dem Abschluss der Arbeiten ein Festgottesdienst statt. Die letzte Außenrenovierung der Stadtkirche wurde 1982 abgeschlossen

 
 
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