Grüne Mitte in Bietigheim Die lange Wirkung der Gartenschau

Von Uwe Mollenkopf
Warten auf den Abriss: der Spielturm im Bietigheimer Bürgergarten. Foto: Martin Kalb

Der Spielturm an der Wobachstraße in Bietigheim muss aus Altersgründen weichen, doch viele andere Elemente der Landesgartenschau von 1989 prägen weiterhin die Stadt.

Noch steht er da, das Gelände um ihn herum überragend: der Spielturm in der Wobachstraße. Doch spielen darf hier niemand mehr, dafür sorgt ein Gitterzaun, der ringsherum aufgestellt wurde. Aber die Tage des Turms sind gezählt: Wie in der BZ berichtet muss er wegen Schäden an den tragenden Holzbauteilen abgebaut werden. Mit dem Turm wird ein markantes Überbleibsel der Landesgartenschau von 1989 verschwinden, wie geraume Zeit zuvor schon die China-Brücke. Dennoch bleibt die Großveranstaltung Ende der 80er-Jahre prägend für Bietigheim-Bissingen, wie man entlang von Enz und Metter auf Schritt und Tritt beobachten kann.

Zum Treffpunkt geworden

Damals wurde ein über 16 Hektar großer Bereich mit intensiv gestalteten Grünanlagen geschaffen, für den die Verlegung der Bundesstraße 27 und der Bau zweier neuer Brücken den nötigen Platz geschaffen hatte. Kernstück dieser „Grünen Mitte“ ist der Bürgergarten, eine 2,5 Hektar große öffentliche Grünfläche. „Mit Staudengarten, Pergola, Wasserachse und den weitläufigen Rasen und Wiesenflächen ist der Bürgergarten zu einem bel(i)ebten Treffpunkt und Aufenthaltsort geworden, stellte die Stadtverwaltung bereits 2009, zum 20-jährigen Bestehen der „Grünen Mitte“, fest.

Zum Bürgergarten gehört der Enzpavillon, der als Haus für die Landesvertretung auf der  Landesgartenschau gebaut wurde und nun von den Aktiven Senioren genutzt wird.

Geht man weiter enzaufwärts, stößt man auf den Lehrgarten der Akademie für Natur- und Umweltschutz und die „Öko-Hütte“ – weitere Hinterlassenschaften aus der Zeit der Landesgartenschau. Die Umweltakademie veranstaltet dort seit 1992 Fortbildungen zur Naturpädagogik. Danben befindet sich am Fuß der Muschelkalk-Felswand der Geologische Lehrpfad, der Besuchern einen Einblick in die Erdgeschichte der Region gibt.

Aber auch auf der anderen Enzseite zeigen sich die Spuren der Landesgartenschau. Den Japangarten in den Metteranlagen gab es zwar schon vorher, er wurde aber 1987 zur Gartenschau völlig neu gestaltet. Im Garten wird der natürliche Lauf eines Flusses – vom Ursprung im Gebirge bis zur Mündung ins Meer – nachempfunden.

Weiterhin entstand nach dem Abriss mehrerer Gebäude zwischen Enz und Metter eine Grünanlage mit Pergola, Sitzbänken und Spielplatz. Während der Landesgartenschau hatten sich hier Bietigheim-Bissingens Partnerstädte vorgestellt, weshalb die Anlage den Namen Partnerschaftsgarten erhielt.

Teil der Metteranlagen ist auch der für die Landesgartenschau gestiftete Hochwasserstein des Steinmetzmeisters Heinz Lenuzza, den dieser als Erinnerung an einige der größten Überflutungen der Stadtgeschichte schuf. Aber auch aufs Sportgelände und den Pferdemarkt-Turnierplatz erstreckten sich die umfangreichen Umbauarbeiten in Vorbereitung auf die Schau, die bis heute sichtbar sind.

Und sogar zu Wasser grüßt – jedenfalls in der warmen Jahreszeit – die Gartenschau: Mit dem Einsetzen der 1989 von dem Künstler Gottfried Gruner geschaffenen Enzblume mit ihrem Wasserspiel in die Enz gibt die Stadtgärtnerei seither immer das Zeichen, dass der Sommer naht.

In naher Zukunft könnte auch wieder ein Spielturm die „Grüne Mitte“ in Bietigheim-Bissingen ergänzen. Jedenfalls hat die Stadtverwaltung wie berichtet, vor, für einen Ersatz zu sorgen, wenn sie dazu Fördergelder der Region erhält. Damit würde auch hier die Landesgartenschau von 1989 weiter wirken.

 
 
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