Grundschule im Buch in Bietigheim-Bissingen Mehr Bewegung, weniger Elterntaxis

Von Heidi Vogelhuber
Sportlehrer Thomas Naubert baut in der Sporthalle der Grundschule im Buch gerne verschiedene Stationen auf, an denen Kinder sich ausprobieren und freier bewegen können. ⇥ Foto: Martin Kalb

An der Grundschule im Buch in Bietigheim-Bissingen soll der SpoSpiTo-Pass für mehr Bewegung sorgen. Das ist aber nur ein kleiner Teil des Bewegungskonzepts, das Sportlehrer Thomas Naubert verfolgt.

Bewegung ist Leben. Die Digitalisierung stellt durchaus ein Problem für die Kinder dar, da die Bewegung oftmals zu kurz kommt“, sagt Thomas Naubert im Gespräch mit der BZ. Naubert ist seit sieben Jahren Sport-Fachlehrer an der Grundschule im Buch. Davor habe er an einer Werkreal- und Hauptschule unterrichtet. Der Sportunterricht sei nach der Homeschooling-Phase aufgrund der Corona-Pandemie sehr zäh gewesen, berichtet der Sportlehrer. „Die Kinder hatten kaum Lust sich zu bewegen.“ Dabei sei Bewegung extrem wichtig.

Sogenannte Elterntaxis, also die Tatsache, dass Eltern ihre Kinder direkt vor den Schuleingang fahren und dort auch wieder abholen, seien kontraproduktiv. Kinder, die zur Schule laufen, hätten den Gefahrenen schon ein bisschen Bewegung an der frischen Luft voraus – und könnten sich auch schon selbstständig und sicher im Alltagsverkehr bewegen, erklärt Nancy Kiedrowski, die Rektorin der Grundschule im Buch. Außerdem entstünden weniger unübersichtliche und gefährliche Situationen vor der Schule.

Projekt läuft bis Pfingsten

Um die Elterntaxis einzuschränken, gibt es ein Projekt, das bereits nach den Osterferien gestartet ist und noch bis Pfingsten läuft, an dem im Landkreis unter anderem die Grundschule im Buch in Bietigheim-Bissingen, die Grundschule Gemmrigheim, die Grünlandschule in Freiberg sowie drei Grundschulen in Ludwigsburg teilnehmen: Der SpoSpiTo-Bewegungspass (siehe Infobox). Die Abkürzung steht dabei für Sporteln, Spielen und Toben. 30 000 Kinder machen alleine in Baden-Württemberg mit – insgesamt nehmen 700 000 Grundschüler aus 400 Schulen aus mehreren Bundesländern teil.

Bei dem Projekt geht es darum, sich mehr zu bewegen und dafür den Schulweg – soweit es geht – zu Fuß, mit dem Rad oder dem Tretroller zu absolvieren. „Wie die Klassen das konkret umsetzen, ist ihnen überlassen“, erklärt Sportlehrer Naubert. Eine Belohnung und die Teilnahme am Gewinnspiel dienen der Motivation.

„Mir ist der Fokus auf mehr Bewegung wichtig“, sagt Naubert weiter. Es gehe ihm dabei aber nicht nur um die körperliche Fitness. Ihm seien koordinative Probleme bei den Kindern in der Sporthalle aufgefallen und das wirke sich auch auf den restlichen Unterricht und die Denkleistung der Schüler und Schülerinnen aus.

Daher mache der Lehrer viel im Bereich Grundlagenkoordination. „Kinder, die regelmäßig koordinativ anspruchsvollen Sport treiben, sind insgesamt fitter, weil sich die beiden Hirnhälften verbinden“, sagt der Sport-Fachlehrer. Dabei habe er beobachtet, dass die Koordinationsfähigkeit bei Mädchen oft stärker ausgeprägt sei als bei Jungen. In Zusammenarbeit mit einer frühkindlichen Reflextherapeutin möchte der Buchschullehrer Sport und Lernen verknüpfen.

Verständnis für Eltern

Tatsächlich halte sich das Thema Elterntaxi speziell an der Grundschule im Buch in Grenzen, sagen Schulleiterin und Sportlehrer. „Ich verstehe aber auch, dass einige Eltern Angst um ihre Kinder haben und sie deshalb fahren, gerade bei längeren Schulwegen“, so Naubert. Dann jedoch müsse es einen Ausgleich geben, dann müssten die Kinder anders zu ausreichend Bewegung kommen.

Er beobachte oft, dass Kinder mit viel aufgestauter Energie, manchmal auch Frust in die Schule kommen, den sie in der Sporthalle aber gut abbauen könnten. Gerne arbeite er mit verschiedenen Stationen, an denen die Grundschüler Unterschiedliches ausprobieren, sich freier bewegen und miteinander interagieren könnten. „Im Sportunterricht stehen bei mir nicht die Noten im Fokus, sondern Bewegung und Spaß.“ Dabei sei aber gerade für Sport-Asse die gute Note in diesem Fach eine wichtige Bestätigung, erklärt Naubert aus seiner eigener Erfahrung als Schüler.

 
 
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