Gustav-Rau-Straße in Bietigheim-Bissingen Künftig zwei Schutzstreifen für Radler und Tempo 40

Von Uwe Mollenkopf
Ein Radfahrer auf dem Radweg in der Gustav-Rau-Straße. Dieser soll durch Schutzstreifen auf der Fahrbahn ersetzt werden.  Foto: /Martin Kalb

Der Gemeinderat hat den Umbau der Gustav-Rau-Straße beschlossen. Der bisherige Zwei-Richtungs-Radweg wird aufgelöst, stattdessen fahren die Radler auf Schutzstreifen auf der Fahrbahn. Kritik kam von Freien Wählern und FDP.

Statt einem Radweg auf der Ostseite wird die Gustav-Rau-Straße in Zukunft zwei Radschutzstreifen auf beiden Seiten der Fahrbahn haben. Dies hat der Bietigheim-Bissinger Gemeinderat am Dienstagabend beschlossen. Wie zu erfahren war, waren der Entscheidung kontroverse Diskussionen in der nicht-öffentlichen Vorberatung vorangegangen. Auch in der Gemeinderatssitzung gab es neun Gegenstimmen. Die Realisierung ist bereits für das dritte und vierte Quartal dieses Jahres vorgesehen.

Hohe Förderung in Aussicht

Baubürgermeister Michael Wolf warb vor der Abstimmung für das Vorhaben. Indem der bisherige Zwei-Richtungs-Radweg wegfalle, würden Konflikte aufgelöst. Es sei eine „für den Radverkehr gute Maßnahme“. Gleichzeitig verschlechtere sich die Situation für Autofahrer nicht wesentlich. Und: Für die Maßnahme, die im Klimaschutz-Aktionsplan der Stadt enthalten ist, steht ein hoher Zuschuss in Aussicht. Das heißt: Von den Kosten in Höhe von 705 000 Euro müsste die Stadt nur 100 000 Euro selbst berappen.

Geplant ist Folgendes: Die Radfahrer werden nach dem Umbau auf zwei jeweils 1,50 Meter breiten Radschutzstreifen beiderseits der Fahrbahn unterwegs sein, getrennt durch einen Sicherheitsstreifen von 0,75 Meter vom Parkstreifen. Der bisherige Radweg, der mit einer Breite von etwa 1,80 Metern kleiner ist als das Mindestmaß von 2,50 Meter, verschwindet, stattdessen kann der Fußweg auf der Ostseite breiter werden (von 1,50 Meter auf 3,10 Meter). Auch der Parkstreifen wird etwas breiter (von 1,90 auf 2 Meter). Was dagegen schmäler wird, ist die Fahrbahn: Der nur für Fahrzeuge vorgesehene Raum reduziert sich von 7,5 auf 4,5 Meter.

Letzteres geht einher mit einer Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in der Gustav-Rau-Straße. Dadurch soll die Differenz der Fahrgeschwindigkeiten zwischen Kraftfahrzeugverkehr und Radverkehr sinken und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Die Verkehrsbehörde hat laut Stadt bereits einer Verringerung der Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 40 zugestimmt.

Kritik an der Maßnahme kam von den Freien Wählern. Aus einer unbefriedigenden Situation werde eine neue unbefriedigende Situation gemacht, sagte die Fraktionsvorsitzende Ute Epple. Durch die Schutzstreifen und die Verengung der Fahrbahn entstünden neue Gefahren. Sie sah Probleme im Begegnungsverkehr von Fahrzeugen, Radfahrer könnten von Autotüren erfasst werden. Die Freien Wähler lehnten den Umbau daher mehrheitlich ab.

Auch die FDP war dagegen. Die Situation in der Straße, die durch eine Vielzahl von Kreuzungen und Betriebszufahrten geprägt sei, werde auch durch die zwei Schutzstreifen nicht sicherer, sagte Dr. Arno Steilner. Der Sicherheitstrennstreifen zum Parkstreifen genüge nicht. Auch er sah Gefahren auf der verengten Straße, wenn sich zwei Autos oder gar Lastwagen begegneten.

Dagegen signalisierte die CDU Zustimmung. Die Verlegung des Radverkehrs auf die Fahrbahn werde von Verkehrsexperten als die sicherste Möglichkeit zur Führung des Radverkehrs angesehen, sagte Axel Westram. Allerdings werde der Fußweg dadurch überdimensioniert breit, was aber hingenommen werden müsse, weil ein Neubau von Randsteinen und Belägen Kosten nach sich ziehen würde. Nicht ganz glücklich sei er mit der Radwegführung im Abschnitt von der Steinheimer Straße bis zum Poststräßle.

Auch Uwe Careni (SPD) fand, dass die neue Regelung mehr Verkehrssicherheit bringe. Der jetzige Radweg sei zu schmal.

Kurz: Jetziger Radweg gefährlich

Albrecht Kurz, GAL-Stadtrat und Vorsitzender des örtlichen Verkehrsclubs, pflichtete ihm bei: „Die jetzige Radwegführung ist gefährlich“, sagte er. Durch die vielen Ein- und Ausfahrten sei es immer eine Konzentrationsleistung, wenn man hier als Radfahrer fahre. Was die neue Lösung angehe, könne man sich für mehr Geld zwar noch Besseres vorstellen, doch er warte schon zehn Jahre, dass hier etwas passiere, und wolle nicht noch weitere 15 warten. Er räumte ein, dass die Radschutzstreifen auf der Fahrbahn bei Radlern nicht unumstritten seien, doch sie gewährleisteten „objektiv höhere Sicherheit“. Autofahrer müssten dann eben etwas warten, bevor sie Radfahrer überholten. Auch Oberbürgermeister Jürgen Kessing appellierte für mehr Gelassenheit im Straßenverkehr.

Der Beschluss wurde vorbehaltlich der Förderzusage von mindestens 605 000 Euro gefasst.

 
 
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