Haghof in Kirchheim Mit einem Demeter-Hof den Lebenstraum erfüllt

Von Jürgen Kunz
Ihnen liegt die Förderung der Artenvielfalt in der Streuobstwiese am Herzen: Projektleiter Patrick Pyttel und der Kirchheimer Bauer Vincent Fahrendorf mit seinem Welpen Floki. Foto: /Martin Kalb

Der 32-jährige Vincent Fahrendorf bewirtschaftet seit knapp zwei Jahren den Haghof und kümmert sich um Artenvielfalt. 

Mehr als drei Jahrzehnte bewirtschaftet die Familie Gamnitzer der Haghof in Kirchheim. Seit Januar 2021 hat den Demeter-Hof der 32 Jahre alte Vincent Fahrendorf zusammen mit seiner Lebensgefährtin Justin Frank gepachtet und sich damit einen lang gehegten Berufswunsch erfüllt.

Noch betreibt der Vollblutbauer den Hof in Teilzeit mit einer 60-prozentigen Anstellung  bei einem Unternehmen, das sich mit erneuerbaren Energien beschäftigt, das hält Fahrendorf nicht davon ab mit viel Enthusiasmus den 20-Hektar-Bauernhof mit Rinder- und Schweinemast, mobilem Hühnerstall sowie Acker- und Obstbau zu betreiben. Zu seinen Idealen gehört die Verbindung von Landwirtschaft und Artenvielfalt umsetzen, schließlich hat der 32-Jährige ökologische Landwirtschaft studiert. Von der Boden-Stiftung wurde sein Hof deshalb als Demonstrationsbetrieb für das Netzwerk „Insektenfördernde Regionen“ ausgewählt. „Der noch junge Betriebsleiter tritt in eine Vorbildrolle, die andere unbedingt zur Nachahmung anregen sollte“, lobt Dr. Patrick Pyttel, Projektleiter der Boden-Stiftung, den engagierten Kirchheimer Bauer.

„Seit ich 13 Jahre alt bin, war klar ich werde Bauer“, sagt Fahrendorf. Da seine Eltern keinen Bauernhof hatten, half er schon als Jugendlicher in seinem kleinen Heimatdorf bei Schwäbisch Hall bei Landwirten in der Umgebung aus, machte auch Erfahrungen als Betriebshelfer. Fast zehn Jahre dauerte seine Suche nach einem Bauernhof. „Tatsächlich habe ich im Internet nach Pachthöfen gesucht, und der Haghof war der Glückstreffer“, freut sich der 32-Jährige.

Eigentlich sei ein 20-Hektar-Hof für einen Vollerwerbsbetrieb zu klein, aber das wischt Fahrendorf im Gespräch schnell beiseite. „Ein eigener Hof, da kann man sich verwirklichen“, ist er sich sicher, und für ihn bestehen dabei viele Möglichkeiten biologische Vielfalt zu ermöglichen.

Zehn Hochstämme gepflanzt

Die an das Hofgelände angrenzende Streuobstwiese („Eigentlich in einem schlechten Zustand.“) ist unter anderem ideal für das Projekt, das er mit Unterstützung der Bodensee-Stiftung umsetzt. Zehn Hochstammbäume historischer Obstbaumsorten und selten Wildobstbäume wurden bei eine biozertifizierten Baumschule in Kassel bestellt und nun gepflanzt. Die Früchte der alten Apfel- und Birnensorten werden künftig für den selbst produzierten Saft verwendet, der im eigenen Hofladen neben den landwirtschaftlichen Produkten und aus eigenem Mehl selbst gebackenem Brot verkauft werden soll. Zusammen mit der Elsbeere und dem Speierling profitieren auf der Streuobstwiese nicht nur die Insekten, auch die Hühner im mobilen Hühnerstall werden dort ihren Freilauf erhalten und im Sommer dürfen die Rinder des Haghofs im Schatten der Hochstämme wiederkäuen. Fahrendorf: „Das Stückle ist mit seinem Totholz ein Biotop.“

Sein Einsatz für die biologische Vielfalt beschränkt sich nicht auf die kleine Streuobstwiesen. So lässt der Biolandwirt auf dem Grünland einen Teil der Wiese als Blühangebot für Insekten stehen, und rund einen viertel Hektar haber nicht bearbeitet – als Ruheplatz für Rehe. Das nächste große Projekt ist für den 32-Jährigen, das „intelligente Setzen“ von Pappeln und Werthölzer an seinen Getreideäckern. Das Holz kann in Jahren für die Energieerzeugung verwendet werden und vom Schatten der Bäum profitieren Getreide und Feldfrüchte.

Es gibt also viel zu tun, deshalb will Fahrendorf den Haghof auch zeitnah als Vollzeitbauer bewirtschaften.

 
 
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