Hakan Kutlu vom SGV Freiberg greift nach Kreuzbandriss wieder an Der steinige Weg zurück

Von Andreas Eberle
Hakan Kutlu hat seinen Kreuzbandriss  auskuriert. Beim SGV Freiberg befindet er sich aber noch im Wartestand – und kommt meist von der Bank. ⇥⇥ Foto: Ralf Poller/Avanti

Dauerbrenner Hakan Kutlu kämpft beim Oberligisten SGV Freiberg nach seinem Kreuzbandriss um den Anschluss. Trainer Sbonias traut dem Edelreservisten noch eine wichtige Rolle im Team zu.

An den 22. August 2020 wird sich Hakan Kutlu wohl sein ganzes Leben erinnern. Denn jener Samstag entpuppte sich als der schwärzeste Tag in seiner Fußballer-Laufbahn. Im Oberliga-Auftaktspiel seines SGV Freiberg bei der TSG Backnang riss sich der Kreativspieler das vordere Kreuzband. Ausgerechnet in einer Zeit, in der Kutlu in der Form seines Lebens und der große Hoffnungsträger im Aufstiegskampf war.

„Noch nie hat mich eine Verletzung bei einem Spieler so sehr getroffen wie bei Hakan. Damit hatte ich zwei Wochen zu kämpfen, denn er war auf einem Topniveau. Das war für uns alle ein riesiger Schock“, schildert Trainer Evangelos Sbonias seine damaligen Gefühle.

Doch Kutlu, seit 2010 mit Ausnahme der zwei Profijahre in der Türkei beim SGV, ist ein Kämpfertyp. In den vergangenen Wochen und Monaten arbeitete er sich hartnäckig wieder an das Team heran. „Das war die mit Abstand schlimmste Verletzung, die ich in meiner Karriere erlitten habe. Es war sehr mühsam, nach dem Kreuzbandriss wieder zurückzukommen“, blickt der 29-jährige Freiberger Dauerbrenner und Standardspezialist auf den steinigen Weg zurück.

Wie vielen Rekonvaleszenten kamen ihm Corona und die Pandemie beim Genesungsprozess sogar entgegen. Denn einerseits verpasste Kutlu durch den Saisonabbruch im Amateurfußball nur 13 Oberliga-Begegnungen. Andererseits konnte er beim Online-Training mit den Mitspielern viele Übungen auch im Krankenstand mitmachen – und hielt so zugleich den Kontakt aufrecht.

In der laufenden Runde hat Kutlu ein Comeback auf Raten gegeben. Bisher reichte es für ihn nur zu drei Kurzeinsätzen im WFV-Pokal sowie vier Einwechslungen in der Liga. Für einen Mann, der mit seinen Ideen jahrelang das Freiberger Offensivspiel geprägt hat und der als Lieblingsspieler von Klubpräsident Emir Cerkez gilt, eine ungewohnte Situation.

„Jede Minute, die ich mit der Mannschaft auf dem Rasen verbringe, freut mich. ‚Laki’ (Trainer Sbonias, Anm. d. Red.) steht voll hinter mir und gibt mir die Zeit, die ich benötige“, sagt der gebürtige Heilbronner. Sein Leistungsvermögen kann er dabei sehr gut selbst einschätzen. Darum weiß er auch, dass im hochkarätig besetzten Wasen-Ensemble andere Fußballer aktuell auf seiner Position die Nase vorne haben: „Ich bin noch nicht bei dem Leistungsstand, den ich vor meiner Verletzung hatte. Das Selbstvertrauen und etwas mehr Spielzeit müssen noch her, dann ist alles gut.“

Coach Sbonias will jedenfalls Vorsicht walten lassen und Kutlu behutsam heranführen. Er rechnet fest damit, dass der Rechtsaußen wieder zu seiner Galaform zurückfindet. „Auch wenn Hakan ungeduldig ist, unbedingt möchte und vielleicht sogar etwas stinkig ist – es geht darum, ihn im richtigen Moment reinzuwerfen. Und dieser Moment wird kommen, es sind 38 Spieltage zu absolvieren“, sagt Sbonias und hebt die exponierte Stellung des dienstältesten SGV-Kickers hervor: „Er ist elementar wichtig für diese Mannschaft und für diesen Verein. Wenn er ruhig bleibt und so weiterarbeitet wie bisher, wird er für uns noch Gold wert sein.“

Einstweilen kümmert sich Kutlu um die anderen Reservisten im Aufgebot und betreibt Seelenmassage. Er sieht sich dabei als Bindeglied zwischen ihnen und dem Trainerteam. „Ich versuche, die Jungs, die gerade nicht so viel Einsatzzeit haben, zu motivieren. Denn es ist immer schwer, wenn man nicht spielt – ich kenne die Situation ja jetzt selbst.“

 
 
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