Halloween im Kreis Ludwigsburg Schaurige Legenden aus dem Kreis

Von Helena Hadzic und Jennifer Stahl
Das Ludwigsburger Residenzschloss ist ein Ort, der viele Mythen und Sagen beherbergt – unter anderem die Legende einer weißen Frau, die herumgeistert. Foto: / Helmut Pangerl

Von kopflosen Reitern, schwarzen Hunden mit glühenden Augen und einer Frau, die umhergeistert – die BZ trug schauderhafte Sagen aus dem Kreis zusammen, Gruselspaß vom Feinsten.

Die Zeit der Geister und Dämonen – das ist Halloween. An diesem Dienstag, den 31. Oktober, wird das aus des Vereinigten Staaten herübergeschwappte Fest gefeiert. Unter anderem damit, dass man sich beispielsweise als Hexe verkleidet, von Haus zu Haus zieht, um süße Köstlichkeiten abzustauben oder aber sich gegenseitig schauderhafte Geschichten erzählt. Zum Beispiel Sagen, die aus dem Kreis Ludwigsburg stammen. Die BZ präsentiert daher zu Halloween die schaurigsten Legenden und Sagen – Gruselspaß garantiert.

Bietigheim-Bissingen

Los geht es mit einer Sage, bei der man buchstäblich den Kopf verliert – die Rede ist nämlich vom kopflosen Fuhrmann aus Metterzimmern, der ein wenig an den populären Gruselfilm „Sleepy Hollow“ mit Johnny Depp in der Hauptrolle erinnert.

Dieser soll den Bewohnern der Stadt Bietigheim stets um Mitternacht erschienen sein – oder tut er das noch immer? Der Legende nach soll ein Fuhrmann einst regelmäßig mit seinem Pferdegespann durch die Ortschaft gezogen sein, um Waren zu transportieren, erzählt Stephanie Keller, Märchen- und Sagen-Erzählerin im Kreis. Auf einer seiner Reisen wurde er aufgrund einer Verfehlung in Metterzimmern geköpft – seither erschien er den Bürgern um Mitternacht. Seinen Kopf unter einem Arm tragend, soll er mit der Peitsche geknallt und geschlagen haben. Um ihn zu bannen, wurde ein steinerner Kopf angefertigt und in die Wand der alten Kirche eingemauert. „Und dieser Kopf befindet sich heute noch immer im Turm der Michaelskirche“, sagt Keller. Nachdem ein Blitzschlag die alte Kirche zerstörte, soll der steinerne Kopf der einzige Stein gewesen sein, der in die neue Kirche mitgenommen wurde – aus Furcht vor dem kopflosen Fuhrmann.

Bönnigheim

Etwas weiter nördlich gibt es zahlreiche gespenstische Überlieferungen – Bönnigheim birgt eine Vielzahl alter Mythen und Legenden, erzählt Heimatforscher Kurt Sartorius von der Historischen Gesellschaft Bönnigheim.

Im Jahr 1870 lebten einige Förster im Stadionschen Schloss, denn dort war das königliche Forstamt Stromberg ansässig. Der Förster Stock, dessen Vorname bereits in Vergessenheit geraten ist, hat von seiner Zeit im Schloss einiges schriftlich festgehalten, sein Enkel hat dies später abgeschrieben. Es ist etwa überliefert, dass weiße Gestalten durch die Räumlichkeiten des königlichen Baus geisterten. Förster Stock jagte aus Angst die gespenstische Gestalt einer weißen Frau – unglücklicherweise mit einem Gewehr, die einem Geist nichts anhaben konnte. Auch die Einschusslöcher habe man noch lange gesehen – heute sieht man von diesen nichts mehr.

Eine weitere Überlieferung, die man sich im 19. Jahrhundert erzählt hat, handelt von einem schwarzen Hund mit glühenden Augen unten im Kirchturm in der alten Sakristei. Dieser soll der Legende nach einen Schatz hüten. „Aber nur ein Sonntagskind kann den Schatz holen – sonst fällt man dem Hund zum Opfer“, sagt Sartorius.

Dazu kommen schaurige Bräuche zur Nachgeburt, die in Bönnigheim Anklang fanden, wie Sartorius berichtet. Einer davon verlangte es, dass die frisch gebackene Mutter ihre Nachgeburt drei Tage in einem Topf unter dem Bett bewahrt, damit sich keine böse Hexe an das Kind heranwagt. Ein anderer Brauch erforderte, dass die Nachgeburt in einem Topf im Keller vergraben werde, damit das Kind gesund bleibt. „Man glaubte, dass in der Nachgeburt ein geistiges Wesen ist, das mit dem Kind verbunden ist“, erzählt Sartorius. Wird die Plazenta einfach weggeworfen und wilden Tieren zum Opfer fiel, würde sich das Wesen an dem Kind rächen.

Sachsenheim

Ein Sage aus Hohenhaslach geht buchstäblich auf die Knochen. Ein Mann soll eines Tages nach Cleebronn gelaufen sein. An der Pfeifferhütte machte er Rast. Dort setzte sich ein unbekannter Mann auf die Schultern des Wanderers. Dieser versuchte den Unbekannten hektisch abzuschütteln, ihn von sich zu lösen, doch erst beim Steigle sprang der Mann ab, klatschte in die Hände verschwand urplötzlich. Die Legende besagt, dass es sich bei dem „Aufhocker“ um den Geist eines Waldschützen handeln soll, der in der Pfeifferhütte den Tod fand. Er hatte sich erhängt – und seither geistert er durch die Gegend, auf der Suche nach weiteren Wanderern, die den hängenden Toten stützen sollen.

Ludwigsburg

Die Stadt Ludwigsburg bietet mit dem Residenzschloss ein historisches Denkmal. Dass sich aber auch hinter diesen Türen gruselige Legenden verbergen, weiß Kerstin Frisch, die gemeinsam mit einem Team Gruselführungen durch das Schloss anbietet. Unter anderem erzählt sie von einer mysteriösen weißen Frau, die Soldaten in den Gängen erschienen sein soll. „Man sagt, wer sie gesehen hat, wird sterben. Einigen soll genau dies widerfahren sein“, sagt Frisch. Die Legende habe man sich schon unter Herzog Eberhard Ludwig erzählt, der Gründer, Bauherr und Namensgeber des Schlosses ist. „Es wurde gemunkelt, dass es sich bei der weißen Frau entweder um die Ehefrau des Herzogs oder um dessen Mätresse handelt. Jedoch waren beide zu dem Zeitpunkt, an dem die weiße Frau herumgeisterte, am Leben“, erklärt Frisch. Andere sagen wiederum, dass es sich um einen Hausgeist handeln könnte, der im Schloss heimisch gewesen sein soll. So oder so hat man es hier mit einer gruseligen Legende zu tun.

Eine andere Legende, die im Barockschloss in Ludwigsburg entstand, nimmt den ersten katholischen Herzog Karl Alexander ins Visier, der von 1733 bis 1737 regierte. Der Herzog soll nach einem Fest einen Spaziergang auf dem örtlichen Friedhof unternommen haben. „Dann fiel ihm ein Totenschädel vor die Füße. Diesen soll er verspottet haben und lud ihn schließlich auch auf das Fest ein. Später in seinen Gemächern wurde ihm gemeldet, dass tatsächlich jemand vor der Tür steht und behauptet, vom Herzog eingeladen worden zu sein“, erzählt Frisch. Aus Angst vor dem Unbekannten soll alles verrammelt worden sein. Der Herzog starb aber in genau dieser Nacht. „An seinem Hals sollen deutlich Striemen zu sehen gewesen sein, die aussahen, als sei der Herzog zu Tode gewürgt worden. Die Legende besagt, dass sich der Teufel die katholische Seele geholt hat“, erzählt Frisch. Der ein oder andere Besucher des Residenzschlosses wird sich künftig wohl bei einem seltsamen Geräusch genauer umsehen.

Löchgau

Auch Löchgau beherbergt einen Ort, der wohl auf ewig mit einer Tragödie verbunden sein wird, was den meisten Bewohnern heute wohl gänzlich unbekannt ist. Auf einer Straße von Löchgau nach Erligheim, befindet sich links ein Sumpfgebiet. Vor langer Zeit kam dort in einer nebligen Nacht eine Kutsche von Weg ab und geriet in den Sumpf. In Panik versuchten die Pferde noch, sich herauszuarbeiten, aber der einsame Kutscher musste mit Grauen zusehen, wie sie mit jeder Sekunde weiter einsanken. Wohl oder übel musste er das Schicksal seiner Pferde akzeptieren und versuchte noch, sein eigens Leben zu retten, aber vergebens. Auch er wurde im Sumpf auf ewig im Dunkeln begraben. Damit sich ein solches Unglück nicht noch einmal ereignet, wurden um den Sumpf herum in einem Viereck Bäume gepflanzt. In jeder dunklen Nacht soll man dort noch immer das Flehen der verendeten Tiere hören – und die Schreie des Kutschers, der weder sein und der Pferde Leben retten konnte.

Besigheim

Die Tiefe des Wassers allein ist bereits unheimlich. Noch schauriger ist es, wenn man ein Rufen und Singen vernimmt, welches aus diesen Tiefen kommt: Das ist die Neckar-Sage. Am Johannistag soll ein Wanderer von den kühlen Ufern des Neckars sogar Hilfeschreie vernommen haben – aber man sei gewarnt, zur Hilfe zu eilen. Hinter den seltsamen Geräuschen verbirgt sich der Überlieferung nach der uralte Neckargeist, den es nach lebendigen Seelen dürstet, die er mit in die Tiefe reißen kann.

Er soll seine Opfer an den Füßen packen und entblößen. Wer nicht entkommen kann, den spuckt der Neckar erst drei Tage später wieder aus – und das als kalte Wasserleiche mit einem blauen Ring um den Hals, Würgemale des Neckargeistes.

 
 
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