Handball, 2. Bundesliga Ist Aue nur eine Pflichtaufgabe?

Von Bernhard Gaus
So kennt man Christian Schäfer: von außen prüft er den Konstanzer Schlussmann Michael Hassferter. Gegen Aue bestreitet er sein 400. Spiel für die SG BBM und verlängerte nun bis 2022.⇥ Foto: Marco Wolf

Nach neun Siegen aus den vergangenen zehn Pflichtspielen wirkt Zweitligist SG BBM Bietigheim nahezu unbesiegbar. Die Auswärtsspiele des EHV Aue enden aber immer knapp.

Nach neun Siegen aus den letzten zehn Begegnungen der Zweiten Handball-Bundesliga wirkt das Heimspiel der SG BBM Bietigheim an diesem Freitag (19.30 Uhr/EgeTrans-Arena) gegen den EHV Aue fast wie eine Pflichtaufgabe. Trainer Hannes Jon Jonsson ist sich sicher: „Meine Mannschaft ist fokussiert und wird diesen Gegner nicht unterschätzen.“

Gute Nerven benötigte die SG BBM nicht nur im vorherigen Spiel beim Zweiten Tusem Essen, als die Schwaben in der Schlussminute zum ersten Mal überhaupt in Führung gingen und das Spitzenspiel mit 32:31 gewannen. Gute Nerven und Geduld sind auch bei einem Blick auf die Tabelle gefordert. Denn da hat sich trotz der Siegesserie aus der Sicht des Bundesliga-Absteigers seit dem Punktspiel-Neustart 2020 kaum etwas verändert. Bietigheim bleibt auf den fünften Tabellenplatz, der Rückstand auf einen Aufstiegsplatz bei zwei Punkten. „Die Liga ist einfach verrückt“, sagt Jonsson. „Wir können nur auf uns schauen, müssen versuchen, unser Spiel zu gewinnen. Nach dem Schlusspfiff sehen wir dann in der Kabine, ob die anderen Ergebnisse für uns gelaufen sind.“

An diesem 21. Spieltag könnte es noch einmal enger an der Spitze werden, denn mit Gummersbach trifft der Dritte auf den Tabellenführer aus Coburg. Sechs bis acht Teams umfasst die Topgruppe aktuell. Bei dem Gedränge wäre es gut, wenn die „Pflichtaufgabe“ gegen den Tabellenelften EHV Aue erfolgreich bewältigt wird. „Aue ist eine Mannschaft mit viel Spirit“, bemerkt Jonsson. „Wenn die spüren, dass etwas geht, werden sie brandgefährlich.“ So wie im letzten Heimspiel gegen den TuS Ferndorf. Nach 40 Minuten sahen die erzgebirgischen Handballer beim Stand von 18:26 schon wie der sichere Verlierer aus und erkämpften sich noch in der Schlusssekunde die Ausgleichschance. Weil der starke Kreisläufer Bengt Bornhorn vom Punkt scheiterte, gab es kein Happy End - Endstand 31:32. Im Hinspiel Mitte September ließ die SG BBM in der Erzgebirgshalle in Lößnitz allerdings keine solchen Hoffnungen bei den Gastgebern aufkommen, Bietigheim siegte ohne den damals noch angeschlagenen Michael „Mimi“ Kraus klar mit 31:26.

Geduld gefordert

Ein weiteres Indiz für die Kampfstärke der Truppe von Trainer Stephan Swat: Mit Ausnahme der 25:35-Niederlage am ersten Spieltag in Dormagen gestaltete der EHV seine Auswärtsspiele stets eng. So wie zuletzt in Coburg, als sich der Tabellenführer nur knapp mit 24:22 durchsetzte. Gut möglich, dass am Freitag auch vom Tabellenfünften eine gehörige Portion Geduld gefordert sein wird. Die Power beim EHV Aue kommt aus dem Rückraum. Neben dem torgefährlichen Spielmacher Benas Petreikis erzielte Adrian Kammlodt auf der linken Königsposition bereits 96 Saisontreffer. Kammlodt wechselte wie Gabriel de Santis vom HC Elbflorenz ins Erzgebirge.

Der Schwede de Santis spielt wie Bietigheims Tim Dahlhaus im halbrechten Rückraum. Daneben hätten die beiden am Freitag als frischgebackene Papas noch ein weiteres gemeinsames Thema. Doch dafür bleibt auf dem Spielfeld wohl kaum Zeit. Dahlhaus wartet nach zwei torlosen Spielen noch auf seinen ersten Treffer im Jahr 2020. „Bei Tim habe ich in der Richtung keine Bedenken“, wiegelt Jonsson ab. Der Neu-Papa zeigt sich im Training in einer guten Form, wie überhaupt das Angriffsspiel der Schwaben immer selbstsicherer von der Hand geht. Kommt die Rückraum-Achse mit „Mimi“ Kraus, Jonas Link und Dominik Claus ins Rollen – wie nach der Pause in Essen, ist das für jeden Gegner schwer zu verteidigen. „Das Zusammenspiel funktioniert, wurfstark, stark im eins gegen eins, immer weniger technische Fehler“, charakterisiert Jonsson nicht nur dieses Trio. „Das gilt im Moment für unser gesamtes Angriffsspiel.“

 
 
- Anzeige -