Handball, 2. Liga SG BBM wackelt nur in der ersten Hälfte

Von Alexander Hiller
SG-Linksaußen Martin Marcec, hier gegen Rimpar beim Wurf, verletzte sich in Dresden kurz nach seiner Einwechslung. ⇥ Foto: Marco Wolf

Der Erstliga-Absteiger aus Bietigheim-Bissingen setzt sich beim abstiegsbedrohten HC Elbflorenz mit 29:25 (14:15) durch. Doch die Verletzung von Linksaußen Martin Marcec trübt die Freude über den Auswärtserfolg in Dresden.

Für die einen wird es nach unten hin ganz eng, den anderen stehen nach oben wieder viele Möglichkeiten offen: Am 16. Spieltag der Zweiten Handball-Bundesliga verschaffte sich der HC Elbflorenz im letzten Heimspiel des Jahres kein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Die Sachsen mussten sich in der mit 2585 Zuschauern ausverkauften Ballsportarena dem Bundesliga-Absteiger SG BBM Bietigheim mit 25:29 (15:14) geschlagen geben. Dresden rutschte auf Platz 15 ab, Bietigheim kletterte hingegen auf den achten Rang.

Nach dieser Verteilung sah es in der ersten Halbzeit nicht unbedingt aus. Nachdem Weltmeister Michael Kraus für die Gäste vier Tore erzielt hatte (6:8/14.), hatten die Bietigheimer scheinbar ihr Pulver verschossen. Die Dresdner übernahmen zunehmend die Initiative und spielten sich phasenweise in einen Rausch und zu einem Vier-Tore-Vorsprung (12:8/21.). Doch die Euphorie führte zu vielen leichtsinnigen Fehlern. „Es ist bitter, dass wir nur mit 15:14 in die Halbzeit gehen“, erklärte HCE-Trainer Rico Göde. „Und das, obwohl wir so eine gute erste Hälfte spielen.“

Genau jenen Kick haben die Schwaben nach der Pause zu ihren Gunsten genutzt, ihren Stiefel abgeklärt heruntergespielt, den HC zu einfachen Fehlern verleitet. Michal Kasal, Marc Pechstein oder Mindausgas Dumcius unterliefen technische Fauxpas. Dass diese Fehler spielentscheidend waren, belegt eine Statistik: Dresdens Mario Huhnstock parierte 13 Bälle, seine beiden Gegenüber zusammen nur elf. „Wir haben das gut gemacht. Das war genau das, worauf wir uns vorbereitet haben. Wir wussten, dass Elbflorenz viele Tore macht, aber auch viele kassiert“, sagte SG-Coach Hannes Jon Jonsson.

Sein Kollege Göde haderte unterdessen mit den Schusselfehlern, die aus seiner Sicht genau zum falschen Zeitpunkt passierten. Bietigheim lag fünf Minuten nach der Halbzeit plötzlich mit drei Toren in Führung – und gab sie danach nie wieder ab. „Wir haben den Vorsprung zu einfach hergeschenkt. Ich würde sagen, wir haben den Start in die zweite Halbzeit verschlafen“, kritisierte der sechsfache Dresdner Torschütze Jonas Thümmler. „Dann hat auch unsere Chancenverwertung mit reingespielt“, sagte Thümmler und meint damit in erster Linie die zwei nacheinander vergebenen Strafwürfe von Julis Dierberg und Marc Pechstein – jeweils beim 23:25 aus Sicht der Gastgeber.

Die restliche Zeit spielte der Erstliga-Absteiger souverän zu Ende. „Das hat Spaß gemacht, eine geile Halle, eine Stimmung fast wie in der Ersten Liga“, kommentierte Jonsson den Ausgang, auch in dem Wissen, dass die Partie mehrfach auf der Kippe stand. „In der zweite Halbzeit haben wir die Ruhe behalten – wenn du da die Coolness verlierst, laufen die dir hier davon, getragen von der Stimmung“, betonte der Isländer.

Der zog sich zum Ende der Partie noch den Unmut der vollbesetzten Halle zu, weil er zehn Sekunden vor Schluss noch eine Auszeit nahm. „Ich verstehe zu 100 Prozent, dass alle sauer waren“, sagte Jonsson. „Wir sind von der ersten Minute der Saison mit einem negativen Torekonto belastet. Jetzt stehen wir auf Null. Wenn wir das Tor noch gemacht hätten, wären wir erstmals im Plus. Ich weiß, dass sah blöd aus“.

Getrübt wurde der erfolgreiche Abend für Bietigheim durch eine mutmaßlich schwere Verletzung von Martin Marcec. Der 27-Jährige musste nach seinem einzigen Tor von zwei seiner Kollegen nach draußen und später in die Kabine begleitet werden. „Das schmälert ein bisschen unsere Freude, dass sich Martin so verletzt hat. Er war ja nur vier Sekunden auf der Platte, macht ein Tor. Ihm geht es nicht gut, er hat Angst, dass es etwas Schlimmes ist. Er geht Montagfrüh sofort zu Untersuchung. Wir hoffen nicht, dass es nichts Dramatisches ist“, sagte Jonsson.

Rentschler blickt auf Hüttenberg

Die Dresdner indes haben ganz andere Probleme. In zwei Auswärtsspielen geht es nun darum, nicht noch auf einem Abstiegsplatz ins neue Kalenderjahr zu starten. „Mich persönlich interessiert das nicht. Ich weiß, was die Mannschaft kann. Da, wo wir jetzt stehen, gehören wir nicht hin“, sagte Kreisläufer Jonas Thümmler. „Wenn wir an Leistung der ersten Halbzeit anknüpfen, wird es uns auch ganz schnell gelingen, da rauszukommen.“ Bietigheims fünffacher Torschütze Patrick Rentschler hatte derweil schon das nächste Spiel im Blick. „Unser Aufwärtstrend setzt sich fort. Wenn wir am Samstag noch Hüttenberg schlagen, hätten wir eine ganz gute Hinserie gespielt.“

 
 
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