Die Olympischen Spiele im Sommer haben Mut gemacht. Mut, dass die deutsche Frauenhandball-Nationalmannschaft sich auch mit den ganz großen messen kann. Knappe Niederlagen gegen Frankreich, Dänemark oder Schweden geben Hoffnung, dass es jetzt bei der Europameisterschaft noch weiter geht. Die Deutschen starten an diesem Freitag um 20.30 Uhr gegen die Ukraine in das Turnier, das in Österreich, Ungarn und der Schweiz ausgetragen wird. Die deutschen Vorrundenspiele finden allesamt in Innsbruck statt. Übertragen werden alle Begegnungen der EM live und kostenlos im Internet auf www.sportdeutschland.tv. Nur dort werden auch die deutschen Partien übertragen.
Handball-EM der Frauen Von der Couch aus Daumen drücken
Dreiviertel des Kaders der HB Ludwigsburg sind auf EM-Reise. Der Rest fiebert von zuhause aus mit. Zu einem Spiel anzureisen ist bei den Spielerinnen, die noch in der Barockstadt bleiben, nicht geplant.
Mit im Aufgebot von Bundestrainer und Ex-SG-Coach Markus Gaugisch sind auch fünf Spielerinnen der HB Ludwigsburg: Xenia Smits, Viola Leuchter, Mareike Thomaier, Antje Döll und Jenny Behrend. Generell stellt die HBL mit elf Spielerinnen so viele Akteure ab, wie kaum eine andere Mannschaft. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass von den 15 aktuell spielbereiten Spielerinnen nur noch vier in der Barockstadt verweilen: Anne With, Guro Nestaker, Valentina Klemencic und Nicole Roth.
Einzeleinheiten für den Rest
„Wir haben diese Woche noch frei. Nächste Woche ist der Plan, dass wir vielleicht bei einer Mannschaft im Umkreis mittrainieren, viele davon machen ja weiter“, sagt die letztgenannte Torhüterin. Ansonsten geht es für die 29-Jährige aber verstärkt auf Individual- und Athletiktraining.
Auch für HBL-Coach Jakob Vestergaard wird das zur Herausforderung. Nach Olympia war dem Team anzumerken, dass eine wirkliche Pause fehlte. Auch jetzt haben die Nationalspielerinnen kaum Zeit, sich auszuruhen. Nach dem Finale am 15. Dezember geht es für die Barockstädterinnen am 27. Dezember gleich wieder weiter. Umso fitter müssen Roth und Co. sein, um eventuell fehlende Kräfte bei den Mitspielerinnen zu kompensieren. Verletzungen kann sich die HBL aktuell auf keinen Fall erlauben, steht Anfang des Jahres doch die heiße Zeit in der Champions-League-Gruppenphase an.
Coach fährt hin, Keeperin nicht
Der dänische Trainer hat auch fest im Blick, sich eines der Spiele anzuschauen; für ihn geht es nach Basel in die Schweiz, wo er unter anderem die Schweiz, aber auch Spanien mit seiner eigenen Kreisläuferin Kaba Gassama unter die Lupe nehmen will. Für Roth steht es derweil außer Frage, zu einer Partie der Deutschen zu fahren, vor allem nicht im Kollektiv mit der Mannschaft. „Wir haben zu viele Nationen noch hier, als dass wir uns da entscheiden könnten“, erklärt sie. Die Top-Duelle des Turniers verfolgen die restlichen HBL-Spielerinnen aber trotzdem gemeinsam. „Bei guten Spielen treffen wir uns auch mal bei jemandem zuhause und schauen es gemeinsam. Aber hinfahren wird schwierig.“
Ähnlich ergeht es Daniel Rebmann. Für ihn werden es stillere Wochen im eigenen Haus, seine Frau Jasmina ist als Torwart-Trainerin für Gaugisch im Einsatz. „Das ist aktuell viel Organisation mit meiner Tochter“, berichtet der Keeper der SG BBM Bietigheim. „Meine Mama hilft mir da viel. Wir trainieren nachmittags; morgens ist die Kleine im Kindergarten und nachmittags dann bei meinen Eltern“, sagt Rebmann. Auch für ihn gibt es keine Möglichkeit, seine Frau in Action am Spielfeldrand zu sehen und sie in Innsbruck zu besuchen: „Ich wäre gerne gegangen. Bei uns ist es aber vom Spielplan so, dass es während der EM nicht geht. Wir spielen nächste Woche schon am Donnerstag und dann wieder am Sonntag. Das ist ein bisschen schade.“
Rebmann hofft auf Halbfinale
Aber immerhin fahren Rebmanns Eltern und seine Tochter am anstehenden Wochenende nach Österreich, um Jasmina Rebmann-Jankovic anzufeuern. Trotzdem ist der Torhüter voll dabei: „Ich fiebere auf jeden Fall von zuhause aus mit. Meine Frau und ich telefonieren jeden Tag und sie erzählt, wie es läuft“, berichtet der 30-Jährige.
Er erwartet vom deutschen Team zumindest den Einzug in die Hauptrunde. „Ich bin sicher, dass sie das schaffen“, prognostiziert er selbstbewusst. „Ab da wird es aber brutal schwer unter die ersten Zwei zu kommen. Ich hoffe, dass es für das Halbfinale reicht, dass wäre aber schon eine Überraschung.“
Auch er kennt die Europameisterschaft gut, 2022 wurde er für die beiden Corona-positiven Andreas Wolff und Till Klimpke nachnominiert. „Es ist bei EMs immer schwierig, du musst in der Vorrunde gut spielen und ein, zwei Punkte in die Hauptrunde mitnehmen.“ Er weiß, wo am Ende der Schlüssel für das DHB-Frauen-Team liegt: „Sie müssen in der Vorrunde gut spielen. Gegen Island und die Ukraine ist ein Sieg ein Muss. Das Spiel gegen die Niederlande wird dann ein kleines Endspiel.“
Gute Gesellschaft auf der Position
Der Schlussmann der Ellentäler darf sich selbst auch Hoffnung auf ein großes Turnier machen, er steht im 35er-Kader des DHB für die anstehende Weltmeisterschaft im Januar. „Ich muss aktuell einfach weiter machen. Dann mal schauen, wer nominiert wird. Je nachdem gestaltet sich der Winterurlaub“, erzählt er lachend. Mit Andreas Wolff (THW Kiel), Routinier Silvio Heinevetter (ThSV Eisenach), Youngster David Späth (Rhein-Neckar Löwen) und Hannover-Burgdorfs Joel Birlehm hat er hier starke Konkurrent. Rebmann ist auch der einzige Bietigheimer, der es in einen der National-Kader geschafft hat.