Handball „Ich würde es für jeden Mannschaftstitel eintauschen“

Von Niklas Braiger
Für die Auszeichnung als Handballerin des Jahres gab es Blumen für Xenia Smits (links) von Ludwigsburgs Sportdirektor Gerit Winnen.  Foto: Marco Wolf

Xenia Smits, die Handballerin des Jahres 2024, würde den individuellen Titel für einen Erfolg mit dem Team ablegen. Das sagt sie im Gespräch mit der BZ.

Schon 2013 war der Handball-Welt klar, dass aus Xenia Smits mal eine Top-Spielerin werden würde. Die damals 19-jährige wurde mit dem Erhard-Wunderlich-Preis als Handball-Talent des Jahres ausgezeichnet, seitdem ging es nur noch bergauf. Die größte nationale Auszeichnung bekam sie jüngst vor wenigen Wochen: Smits wurde als Deutschlands Handballerin des Jahres gekürt.

Kollektiv ist wichtiger als Einzelleistungen

Doch diese Auszeichnung bedeutet der Spielmacherin der HB Ludwigsburg gar nicht einmal so viel. „Ich glaube, ich würde es für jeden Mannschaftstitel eintauschen“, sagt sie selbst. Denn nur auf Einzelspieler kommt es im Handball nicht an, dass weiß Smits selbst: „Wenn es in einer Mannschaft nicht passt, ist es im Mannschaftssport nichts wert“, sagt sie, ergänzt aber: „Ich habe mich trotzdem sehr gefreut und sehr geehrt gefühlt.“ Damit gerechnet hat die gebürtige Belgierin nicht. „Ich war sehr überrascht. In den letzten Jahren waren Emily Bölk oder Alina Grijseels dabei, in die Richtung hätte ich es wieder erwartet.“

Für Smits und die HBL gibt es keine Zeit, die Auszeichnung zu feiern. An diesem Wochenende steht das Pokal-Final-Four in Stuttgart an, da hat das Team noch etwas gut zu machen. Im Vorjahr – damals noch als SG BBM Bietigheim – verlor man das Finale überraschend gegen die TuS Metzingen. „Wir haben noch eine kleine Rechnung offen“, sagt Smits. „Wir waren mit Silber nicht zufrieden. Jetzt wollen wir in Richtung Gold blicken.“

Dortmund wartet im Halbfinale auf die HBL

Der Halbfinal-Gegner am Samstag um 19 Uhr in der Stuttgarter Porsche-Arena ist der BVB Dortmund, das einzige Team, das der HBL in dieser Saison auf nationaler Ebene zwei Punkte abknüpfen konnte. „Wir nehmen den Gegner sehr sehr Ernst. Dortmund hat Qualitäten, das wird kein Spiel, was man nebenbei gewinnt.“

Obwohl die SG in der Vorsaison im Pokal scheiterte, war die Spielzeit dennoch mehr als erfolgreich – allen voran dank des Erreichens des Champions-League-Finals. In diesem Wettbewerb glänzte Smits, im Halbfinale war sie mit neun Toren beim 36:29-Sieg gegen Metz Top-Torschützin. An diese Leistung kann sie in diesem Jahr allerdings nicht zu hundert Prozent anknüpfen. „Die jetzige Saison ist okay, aber auch keine Übersaison. Letzte Saison war sehr besonders.“

Als Ziel für den Endspurt in diesem Jahr will sie Konstanz, in allen drei Wettbewerben ist die HBL noch vertreten, auch in der Nationalmannschaft ist sie ein fester Bestandteil. „Es ist natürlich schon energieraubend“, sagt Smits, die aber auch kein Fan von allzu langen Pausen ist: „Ich bin der Meinung, dass es nach der Pause schlechter ist, reinzukommen. Durchgängiges Training macht den Ablauf einfacher.“

Jeden fünften Tag stand 2024 ein Spiel an

72 Spiele absolvierte sie 2024, das macht ein Spiel alle fünf Tage – eine irre Zahl. Denn dann waren da ja noch die Olympischen Spiele im Sommer und die EM im Winter, die eine Erholungsphase blockten. Verletzungsangst bei solch einer Aufgabenlast hat sie dennoch keine. „Man wird mit der Zeit aber vorsichtiger. Mein Körper ist mein Kapital, ich muss mich pflegen und aufpassen.“ Wenn doch einmal kleine Wehwehchen die Top-Athletin plagen, dann zieht sie die Physiotherapie oder das Krafttraining dem Mannschaftstraining vor und schnell ist sie wieder fit.

Mit diesem Muster will sie noch einige Jahre durchhalten, in der Barockstadt mindestens bis 2026. Dann läuft ihr Vertrag aus, ob sie den verlängern wird, weiß sie noch nicht, sie hat aber bereits eine Vermutung: „Man weiß ja nie. Aber ich bin immer so gewesen, dass ich in einem Verein gespielt habe, bis ich merke, dass die Entwicklung nicht mehr passt oder es nicht zu hundert Prozent stimmt.“

Sie ergänzt aber sofort: „Hier in Ludwigsburg bin ich aber sehr sehr glücklich mit meinen Mannschaftskolleginnen. Wobei Kolleginnen immer so formell klingt, es sind schon eher Freundinnen. Ich fühle mich sehr wohl.“

 
 
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