Handball Kleinsachsenheimer unter Deutschlands besten Nachwuchsschiedsrichtern

Von Michael Nachreiner
Das Gespräch mit den Spielern, um Entscheidungen zu erklären, ist Constantin Weber (linkes Foto Mitte) wichtig. Alexander Weber (rechts) kann aber auch einfach hart durchgreifen. Foto: Bildermacher-Sport/Jens Körner

Seit zehn Jahren leiten die Zwillinge Alexander und Constantin Weber Partien. In der Zwischenzeit pfeifen sie bis zur Oberliga und Jugend-Bundesliga. 

Mit ihren 26 Jahren könnten Alexander und Constantin Weber noch einer aktiven Handball-Laufbahn beim HC Metter-Enz entgegenblicken. Die eineiigen Zwillinge aus Kleinsachsenheim haben sich aber für eine Karriere an der Pfeife entschieden. Als Mitglieder des Perspektivkaders des Deutschen Handball-Bunds (DHB) dürfen sie als Schiedsrichter-Duo Spiele zur Bundesliga bei den Junioren und bis zur Dritten Liga bei den Frauen leiten. Ebenso gehören Partien der Baden-Württemberg-Oberliga der Männer und Frauen im Anschlusskader des Handball-Verbands Baden-Württemberg (HBW) dazu.

Und die Fahnenstange ist noch nicht erreicht, wenn es nach den beiden geht. Sie streben den Aufstieg in den Nachwuchskader an. „Die Dritte Liga ist auf jeden Fall ein Ziel, das wir kurz- bis mittelfristig erreichen wollen“, erklärt Alexander Weber. Alles Weitere müsse man schauen. Zum einen „ist die Leistungsdichte bei den Schiedsrichtern relativ hoch“, berichtet Alexander Weber. Und Constantin Weber ergänzt: „In der Jugend-Bundesliga pfeifen die besten Nachwuchsschiedsrichter aus ganz Deutschland. Das merkt man, da sind qualitativ sehr gute Unparteiische dabei.“

Lizenz mit 16 Jahren erworben

Zum anderen müsse man schauen, wie sich die private und berufliche Situation bei den Zwillingen entwickle. „Man weiß nicht, wo es einen beruflich verschlägt. Wir haben zwar nichts geplant, aber vielleicht ergibt sich noch mal ein Auslandsaufenthalt. Und wer weiß, was passiert, wenn Kinder kommen“, erzählt Alexander Weber, der Infrastrukturmanagement studiert hat und sich jetzt in einem Ingenieurbüro um Erschließungsplanungen kümmert. Sein Bruder Constantin Weber ist Großhandelskaufmann.

Angefangen hat alles vor zehn Jahren. „Als Spieler haben wir uns oft über Schiedsrichter-Entscheidungen aufgeregt. Wir haben uns aber auf die Fahne geschrieben: Erst mal selber besser machen. Als wir dann mit 16 Jahren den Schiedsrichter-Schein ablegen durften, haben wir ihn gemacht“, erzählt Constantin Weber.

Die Schiedsrichter-Gene waren den Zwillingen in die Wiege gelegt. Vater Klaus Weber war damals schon als Unparteiischer aktiv – und ist es immer noch. „Da waren wir als Kind schon immer mal wieder zuschauen. Das hat Spaß gemacht“, berichtet Constantin Weber.

Erste Schritte unternahm das Brüderpaar bei Testspielen und in Jugendklassen. „Als wir uns ein bisschen hochgearbeitet hatten, kamen die ersten Partien bei den Aktiven“, erklärt Constantin Weber. Je höher es für das Brüderpaar ging, desto mehr Spaß machte es, Spiele zu leiten. „Wenn man zum Beispiel in der Umgebung bei Vorbereitungsspielen Teams aus der Dritten Liga hatte, hat man gemerkt, dass die Partien vom handballerischen Niveau etwas ganz anderes sind, als wenn wir in der Landesliga pfeifen. Das Spiel ist schneller und attraktiver – und auch die Spieler haben mehr handballerisches Verständnis. Da macht es mehr Spaß zu pfeifen. Denn auch als Schiedsrichter hat man ein Interesse daran, eine schöne Partie zu sehen“, berichtet Alexander Weber.

Geholfen hat ihnen, dass sie sich von Anfang an blind verstanden. „Man merkt halt doch, dass wir 26 Jahre lang zusammen aufgewachsen sind“, berichtet Alexander Weber. „In Spielen, in denen wir kein Headset zur Verfügung haben, reicht bei uns ein kurzer Blickkontakt und ein Nicken – und der andere weiß, was man denkt. Und mit Headset spricht man Themen direkter an.“

Ähnliches Aussehen ist Vorteil

Dass die Zwillinge sich sehr ähnlich sehen, sehen sie sogar als Vorteil an. „Wenn mal ein nicht optimaler Pfiff dabei war, wechselt man ein paar Mal die Seiten, und niemand weiß mehr, wer diesen gepfiffen hat“, erzählt Alexander Weber. Und sein Bruder ergänzt: „Wenn einer auf drei Siebenmeter auf einer Seite entschieden hat, dann heißt es bei anderen Paaren vielleicht, der pfeift nur gegen einen.“

Eine Schiedsrichter-Karriere haben die beiden aber nicht unbedingt angestrebt. „Niemand fängt mit dem Ziel an, mal in der Bundesliga zu pfeifen. Es ist vielmehr ein schleichender Prozess“, erzählt Alexander Weber. Und Constantin Weber ergänzt: „Am Anfang geht es darum, sich zu finden. Dann muss man seine Fähigkeiten als Schiedsrichter weiterentwickeln. Aber unter Druck haben wir uns nie gesetzt.“

In den zehn Jahren als Schiedsrichter haben die Zwillinge bereits einige Highlights erlebt. „Wenn man das erste Mal in der Landesliga gepfiffen hat, war schon ein Spiel auf diesem Level ein Höhepunkt“, sagt Constantin Weber. In Erinnerung geblieben sind den beiden vor allem aber eine Partie in der Württembergliga, als Schwäbisch Gmünd vor 1000 Zuschauern Meister geworden ist, und das Duell zwischen den Männern der SG BBM Bietigheim und dem TSB Horkheim beim Vorbereitungsturnier in Bönnigheim. „Und beim Hohenlohe-Cup mit Teams der Ersten und Zweiten Bundesliga der Männer wie zum Beispiel Erlangen, Konstanz, Ludwigshafen und Rimpar war es interessant, mit Ex-Nationalspielern zu plaudern“, fügt Constantin Weber hinzu.

 
 
- Anzeige -