Hauptversammlung in Bietigheim-Bissingen „Dürr hat 2022 Kurs gehalten“

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Dr. Jochen Weyrauch stellte die Geschäftszahlen des Dürr-Konzerns vor. Foto: /Martin Kalb

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen zog Vorstandsvorsitzender Jochen Weyrauch auf der Hauptversammlung eine positive Bilanz. Die Dividende steigt um 40 Prozent.

Für den Vorstandsvorsitzenden der Dürr AG mit Sitz in Bietigheim-Bissingen war das vergangene Jahr in vielerlei Hinsicht eines, „von dem man sich wünscht, dass es sich nicht wiederholt“: Dr. Jochen Weyrauch zählte bei der Hauptversammlung am Freitag vor rund 500 Teilnehmern unter anderem den russischen Angriff auf die Ukraine, die hohe Inflation, den Energiepreisschock, Lieferkettenprobleme und den Taiwan-Konflikt auf. Gemessen daran sei das Resümee positiv, sagte er vor den Aktionären: „Wir haben uns resilient präsentiert und viele Ziele erreicht oder sogar übertroffen. “

Rekord bei Aufträgen

Weyrauch belegte dies mit dem Verweis auf einen Rekord-Auftragseingang, der erstmals die Marke von fünf Milliarden Euro überschritt. Aber auch beim Umsatz (4,3 Milliarden Euro) sei ein neuer Rekord erzielt worden, und das Nachsteuerergebnis habe sich um knapp 60 Prozent verbessert.

Während das erste Halbjahr von hohen Bestellungen bei der Dürr-Tochter HOMAG geprägt gewesen sei – Anbieter von Produktionstechnik für die holzverarbeitende Industrie –, sei in der Folge das Automobil-Kerngeschäft wichtigster Wachstumsmotor gewesen. Auch das Automatisierungsgeschäft der Teamtechnik-Gruppe und die Umwelt- und Batterieproduktionstechnik hätten erfreuliche Zuwächse erzielt.

„Wesentlich für das hohe Bestellvolumen war unsere Ausrichtung auf die Zukunftsthemen Nachhaltigkeit, Elektromobilität und Automatisierung“, so Weyrauch weiter. 2022 habe gezeigt, dass Investitionen in nachhaltige Technologien, Automatisierung und E-Mobilität-Fabriken von den Kunden auch in einem schwierigen Marktumfeld umgesetzt würden. Sie seien „entscheidend für deren Wettbewerbsfähigkeit“. Das zeige etwa der Auftragseingang bei der Produktionstechnik für Elektroautos, der um mehr als 40 Prozent auf über 1,1 Milliarden Euro stieg.

Noch stärker als der Auftragseingang erhöhte sich der Umsatz – nämlich um 22 Prozent – und das, „obwohl wir mit massiven Lieferkettenproblemen zu kämpfen hatten“. Weyrauch lobte in diesem Zusammenhang den Einsatz der 18 500 Mitarbeiter weltweit und erwähnte insbesondere die Chinesen. In China hätten viele Mitarbeiter während der Lockdowns im Frühjahr 2022 sogar im Werk übernachtet, um das Geschäft am Laufen zu halten.

Wichtig war Weyrauch auch der Hinweis auf die Anstrengungen des Unternehmens beim Klimaschutz. Unter anderem seien die direkten Treibhausgasemissionen gegenüber 2021 um 43 Prozent gesenkt worden.

Luft nach oben bei Gewinnmarge

Etwas Wasser in den Wein goss er beim Finanzergebnis (EBIT): Die erzielte Marge von 5,4 Prozent des Umsatzes entspreche „weder unseren Vorstellungen noch dem Potenzial des Unternehmens“, sei jedoch den geschilderten Rahmenbedingungen geschuldet. Das Nachsteuerergebnis sei aber dennoch von 85 auf 134 Millionen Euro gestiegen, womit das weltweite Krisenjahr 2022 bei Dürr keinen Ertragseinbruch, „sondern nur eine temporäre Margendelle“ mit sich gebracht habe. Das zeigte sich dann auch bei der Dividende: Die beträgt auf Beschluss der Aktionäre 70 Cent je Aktie, was einem Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Für das laufende Jahr strebt Dürr einen neuen Umsatzrekord von 4,5 bis 4,8 Milliarden Euro an. Die EBIT-Marge soll auf 6 bis 7 Prozent steigen. „Bis 2030 wollen wir uns zu einem Unternehmen mit mehr als sechs Milliarden Umsatz entwickeln“, gab der Vorstandsvorsitzende die weitere Richtung vor.

Info

Wachstum bei Holzhäusern, Automatisierung und Batterieproduktionstechnik
Zu den etablierten Geschäftsfeldern bei Dürr zählen unter anderem Lackieranlagen und -roboter, Endmontage- und Umwelttechnik. Hier habe man führende Marktpositionen und rechne mit moderaten bis mittelstarken Umsatzzuwächsen, so Vorstandschef Jochen Weyrauch. Hohes Wachstum sieht er auf folgenden Gebieten: bei der Produktionstechnik für Holzhäuser der Tochter HOMAG, bei der Hochleistungsautomatisierung, zum Beispiel zur Herstellung medizinischer Kunststoffprodukte, und in der Batterieproduktionstechnik. Dürr sei Lieferant kompletter Beschichtungslinien und ziele mit Kooperationspartnern auf die Ausrüstung kompletter „Giga Factories“ für Batterien ab.

 
 
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