Weg vom häuslichen Herd – das war ein Grund für 54 Erligheimer Frauen, sich 1963 zusammen zu schließen. Sie kannten sich schon aus der sogenannten Gefriergemeinschaft. Die Frauen nutzten eine örtliche Kühlanlage zur Lagerung ihres Gefrierguts, weil damals noch nicht jede Familie einen Gefrierschrank hatte.
Hausfrauenverein Erligheim Der einzige Hausfrauenverein des Kreises wird 60 Jahre alt
1963 gründeten 54 Frauen aus der Gefriergemeinschaft den Verein. Das Jubiläum wird am Samstag im Bürgerhaus Vordere Kelter gefeiert.
Aus der Gefriergemeinschaft entstanden
Es entstand der Erligheimer Hausfrauenverein. „Er wurde absichtlich so genannt und nicht Landfrauenverein, die Frauen damals, schwäbisch sparsam, wollten sich keinem Verband anschließen und dafür Geld bezahlen“, sagt Doris Rommel, die heute die Öffentlichkeitsarbeit für den Verein leistet. So ist der Hausfrauenverein Erligheim bis heute der einzige seiner Art im Kreis Ludwigsburg. Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Frauen zu einer nicht weg zu denkenden gesellschaftlichen Instanz in Erligheim. Es wurden Vorträge angeboten, zur Ernährung, Hauswirtschaft, Fahrten zu Firmen und Ausflüge organisiert, es gab einen Gesangskreis und einen Männerkochkurs, aus dem bis heute 36 männliche Mitglieder zurückblieben.
Zudem beteiligte sich der Hausfrauenverein an allen Erligheimer Festen, bis heute sind Maultaschen, Kartoffelsalat, Zwiebel- oder Kartoffelkuchen nicht wegzudenken beispielsweise von den Erligheimer Weintagen. Die Frauen nutzen das Backhaus direkt neben der Alten Schule, wo die große Küche auch ihr Vereinszimmer ist. Auch am Weihnachtsmarkt beteiligt sich der Hausfrauenverein mit einem Stand, an dem vor allem der Verkauf von Käse aus dem Allgäu der Renner ist. Jeden Sommer bieten die Frauen ein Kinderferienprogramm an. In diesen Sommerferien war es Kochen für Kinder. „Das kam so gut an, dass wir zwei Termine machten“, sagt die Vorsitzende Sabine Bade.
Corona hat das Vereinsleben zerstört
177 Mitglieder hat der Verein jetzt, dennoch, so Bade, habe sich das Vereinsleben nach Corona komplett verändert. „Wir mussten auf Null fahren und das Engagement der Frauen ließ nach, Corona hat unser Vereinsleben zerstört“. Nun versucht sie mit Sarah Philipp, mit der sie eine Doppelvorstandsspitze bildet, neue Impulse zu setzen. Zwar kommen zu den Ausflügen immer noch genügend Teilnehmerinnen, doch für die Arbeit auf den Ortsfesten, so Bade, „müssen wir jede Einzelne ansprechen“. „Für die Älteren von uns ist es normal, zu helfen, selbst unser ältestes Mitglied kommt mit 96 Jahren zum Kartoffel schälen“, ergänzt Rommel. Auf dem Jubiläumsabend werden auch die verbliebenen Gründungsmitglieder geehrt, genauso wie die Ehrenvorsitzende Renate Scheurlen, die 33 Jahre den Verein führte.
Bade initiierte mittlerweile einen monatlichen Stricktreff. Sie will eine interne Whatsapp-Gruppe aufbauen, um den Kontakt der Mitglieder zu intensivieren. Zwar habe der Verein keinen Mitgliederschwund, es sei aber schwer, jüngere Frauen zu motivieren, sich längerfristig zu engagieren. „Der Mut zum Ehrenamt fehlt“, sagt Doris Rommel.
www.hausfrauenverein-erligheim.de