HB Ludwigsburg Champions-League-Konkurrent ist insolvent

Von Niklas Braiger
Die Vipers Kristiansand sind Insolvent. Altmeisterin Katrine Lunde (links) ist am Boden zerstört. Foto: Tor Erik Schroder/imago images

Die Vipers Kristiansand melden Insolvenz an. Für Ludwigsburg steht in der Champions-League eine lange Pause an.

Eigentlich hätten die Handballerinnen der HB Ludwigsburg drei Wochen spielfrei in der Champions League gehabt, da die Europäische Handball Föderation (EHF) den Teams eine kleine Pause gönnt. Doch jetzt geht es für die Barockstädterinnen wohl gleich in die Winterpause. Denn der Gegner der beiden nächsten Spiele – die Vipers Kristiansand – hat Insolvenz angemeldet. Schon zu Jahresbeginn war das norwegische Top-Team am Rande des Konkurses, was zu einer Kürzung von Gehältern und weiteren Maßnahmen führte. Jetzt war jedoch nichts mehr zu retten.

Der Klub hatte in der vergangenen Woche eine finanzielle Lücke von 25 Millionen Kronen – umgerechnet rund 2,1 Millionen Euro füllen müssen, um den drohenden Bankrott abzuwenden. Unter Tränen tritt Präsident Peter Gitmark am Sonntagabend vor die Presse und überbringt die schlimme Botschaft. „Die Vipers Kristiansand haben ihr letzten Heimspiel bestritten“, sagt er, nachdem sein Team noch kurz zuvor in der Königsklasse mit 32:23 gegen Buducnost gewonnen hatte. Der 47-Jährige macht deutlich: „Das bedeutet, dass es das Handball-Abenteuer, welches die Vipers waren, nicht mehr gibt.“

Top-Stars trotz der Krise

An ihm, sowie der gesamten Vereinsführung, wird in Norwegen nun harsche Kritik geübt. Denn die Vipers haben sich in den letzten Jahren größer gemacht, als sie es sind. Löhne sollen laut Berichten drastisch angestiegen sein – wohl um rund elf Millionen Kronen in den vergangnen zwei Jahren. Und trotz klarer Anzeichen hat man sich weiter und weiter mit Top-Stars verstärkt, obwohl der Klub schon auf dem finanziellen Abgrund war.

Der Verein selbst erklärt in einem Statement auf der eigenen Website: „Schweren Herzens müssen wir Ihnen mitteilen, dass die Vorstände zu dem Schluss gekommen sind, dass es keine Grundlage für den weiteren Spielbetrieb gibt. Trotz intensiver Bemühungen um Lösungen ist es uns leider nicht gelungen, dem Verein eine nachhaltige finanzielle Zukunft zu sichern.“ Auch Keeperin Katrine Lunde äußerte sich zur Insolvenz: „Nach der gestrigen Ankündigung bin ich absolut am Boden zerstört“, sagte die Torhüterin laut dem Sportportal sport.de gegenüber der norwegischen Zeitung Fædrelandsvennen: „Wir haben uns damit abgefunden, dass der Verein bankrott ist und werden die nächsten Tage nutzen, um herauszufinden, wie es mit uns weitergeht.“ Ihr droht nun die Arbeitslosigkeit, sie – so wie die anderen Spielerinnen auch – kann von anderen Team nun problemlos aufgenommen werden.

Genaue Entscheidung steht aus

Das Aus bedeutet zugleich aber auch, dass die HB Ludwigsburg einen Gegner weniger in ihrer Champions-League-Gruppe B hinter sich lassen muss. Ein genaues Vorgehen der EHF steht noch aus. „Die EHF diskutiert alle Effekte auf den Spielbetrieb mit den relevanten Beteiligten aus“, heißt es von Verbandsseiten. Bis spätestens zum 9. November soll die Entscheidung gefällt sein. Dann hätten die Barockstädterinnen eigentlich gegen den dreimaligen Champions-League-Sieger ranmüssen und wären eine Woche später direkt zum Rückspiel aufgelaufen. Diese Partien dürften nun wohl ausgesetzt werden, die HBL bekommt wahrscheinlich spielfrei.Niklas Braiger

 
 
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