Wer am Samstagnachmittag fünf Minuten zu spät in die MHP-Arena kommt, der kratzt sich verwundert den Kopf. Beim Champions-League-Spiel der HB Ludwigsburg gegen Rapid Bucuresti stehen zu dem Zeitpunkt beide Mannschaften an der Bank in einer Teambesprechung. Es wirkt, als hätte man nichts verpasst und die Partie würde mit Verspätung beginnen. Doch der Schein trügt, denn nach etwas mehr als fünf Minuten hat Gäste-Coach David Ginesta Montes schon zur Auszeit gegriffen und auf den Buzzer gehauen, denn in der Anfangsphase läuft bei den Rumäninnen nichts zusammen. 5:0 aus Sicht der HBL steht es hier bereits, die Gastgeberinnen geben den Ton an.
HB Ludwigsburg Dem Traumstart folgt die Zitterpartie
Gegen Rapid Bucuresti führt die HB Ludwigsburg früh schon mit 5:0. Doch die Gäste arbeiten sich in die Partie zurück, schaffen es aber nie, vorbeizuziehen.
Coach sucht die Erklärung
Doch so stark der Beginn auch ist, die Handballerinnen aus der Barockstadt müssen trotzdem am Ende zittern, bringen den Heimsieg am Ende allen voran dank Johanna Bundsen im Tor und zu vieler technischer Fehler der Gäste mit 30:24 ins Ziel. „Wir haben richtig gut begonnen, hatten die Führung und eine richtig gute Defensive“, sagt Ludwigsburgs Trainer Jakob Vestergaard nach der Pause und versucht den Einbruch zu erklären: „Dann haben wir uns ein paar Fehlwürfe geleistet und durchrotiert.“
Das Bibbern und Bangen beginnt beim Großteil der 1562 Fans in der MHP-Arena rund um den Pausenpfiff. Zwischenzeitlich liegt die HBL zwar mit 11:4 vorne und scheint komfortabel die Partie zu verwalten. Doch dann kommt Rapid besser ins Spiel, mit der Hereinnahme der siebten Feldspielerin finden sie offensiv die Lücken. Das leere Tor auszunutzen, schafft Ludwigsburg derweil nur zu selten, meist durch Bundsen im Tor. Die Schwedin pariert nicht nur klasse, sondern ist mit drei Treffern auch eine der besten Werferinnen.
Smits beendet Torflaute
Der amtierende Deutsche Meister tut sich allerdings schwer, lässt Rapid herankommen und leistet sich selbst zu viele Fehler. So dauert es nach der Halbzeitpause fünfeinhalb Minuten, ehe Xenia Smits das erste Tor des Abschnitts versenkt. Ansonsten vergeben Dorottya Faluvégi zwei Konter und auch Mareike Thomaier scheitert per Siebenmeter an Denisa Sandru im Bukarester Kasten.
So gleicht Kreisläuferin Albertina Kassoma erstmals seit dem Anpfiff beim 20:20 aus und stellt das Spiel auf Null zurück (47.). Es folgt eine Auszeit von HBL-Coach Jakob Vestergaard. Von da an kochen die Emotionen hoch. Auch die rumänischen Fans, die zahlreich vor Ort sind, machen die Halle zu einem Hexenkessel, die Atmosphäre überträgt sich auf das Spielfeld. So gerät Ludwigsburgs Jenny Carlson nach einem harmlosen Foul mit Polina Gorshkova aneinander (45.).
Bundsens vierter Streich
Angetrieben auch von den Zuschauern im Rücken finden die Hausherrinnen wieder zu ihrer Stärke zurück, auch Bundsen darf noch einmal ihre Treffsicherheit über das ganze Feld beweisen und trifft zum 23:20 (46.), was was Ginesta Montes zu seiner letzten Auszeit zwingt. „Letzte Saison hatte ich ein Mal fünf Paraden“, sagt die Keeperin über ihre Ausbeute, die sich zudem noch insgesamt 14 Paraden sichert.
Doch auch die bringt seine Mannschaft nicht mehr auf die Siegerstraße. Nach zwei unnötigen Zeitstrafen sehen sich die Gäste fünf Minuten vor Schluss mit 23:27 in Rückstand. Dieser ist zu groß und die Zeit zu wenig, um ihn noch aufzuholen. So rettet sich die HBL am Ende mit 30:24 über die Zeit, feiert den zehnten Sieg des Jahres und ist weiterhin ungeschlagen in 2025.
Zweieinhalb Minuten vor Schluss dann aber noch ein unschöner Schockmoment: Viola Leuchter wird von Kassoma aus der Luft gepflückt, schlägt mit dem Kopf auf dem Boden aufschlägt, muss lange behandelt werden und von den Physiotherapeuten vom Feld begleitet werden. Auch beim Feiern nach dem Abpfiff bleibt die 20-Jährige in der Kabine. „Es sieht aktuell nicht gut aus. Sie wird die Tage wahrscheinlich Kopfschmerzen haben, wir wissen aber noch nicht, wie schlimm es ist“, sagt Vestergaard nach der Partie.