HB Ludwigsburg Ellentälerinnen scheitert am Györer Bollwerk

Von Daniel Haug
Die Enttäuschung steht Jenny Behrend und Dorottya Faluvégi (von links) ins Gesicht geschrieben. Die HB Ludwigsburg scheidet gegen Györ aus der Champions League aus. Foto: Marco Wolf

Durch die 22:29-Niederlage bei Györi Audi ETO KC im Rückspiel endet die Champions League-Reise der HB Ludwigsburg in diesem Jahr im Viertelfinale.

Auch wenn die Vorzeichen klar waren und ein erneutes Erreichen des Champions-League-Final-Four einer Sensation gleichgekommen wäre, war die Enttäuschung über das Viertelfinal-Aus den Spielerinnen der HB Ludwigsburg nach der 22:29-Niederlage beim Starensemble im ungarischen Györ am Samstagabend ins Gesicht geschrieben. „Wir hatten den Traum vom Final Four, aber wir wussten, dass es hart wird. Ich hasse es zu verlieren, deshalb tut das gerade weh“, sagte Ludwigsburgs Johanna Bundsen. Bei der 24:25-Heimniederlage im Hinspiel eine Woche zuvor hatte die schwedische Nationaltorhüterin mit fast 37 Prozent Fangquote noch entscheidenden Anteil, dass die Hoffnung auf eine Überraschung genährt wurde. Im Rückspiel konnte Bundsen nur ein Viertel der gegnerischen Würfe abwehren. Das war aber keinesfalls der einzige Grund für das Ausscheiden. „Wir hatten zu viele Fehlwürfe. Dieses Problem hat uns die gesamte Champions League-Saison begleitet“, sagte HBL-Trainer Jakob Vestergaard.

Einzige Führung zum Start

Dabei verlief der Start ins Viertelfinal-Rückspiel für die Gäste vielversprechend. Jenny Carlson erzielte nach knapp zwei Minuten das 1:0 – doch es sollte die einzige Ludwigsburger Führung im gesamten Spiel bleiben. Angetrieben von 4955 Fans in der lautstarken Audi Arena und angeführt von Kristina Jörgensen, mit neun Treffern beste Werferin des Spiels, drehte der sechsfache Champions League-Sieger das Spiel schnell und führte nach sieben Minuten mit 3:1. „Das war eine unglaubliche Atmosphäre. Wir haben uns auf der Bank fast nicht verstanden“, sagte Vestergaard.

Doch sein Team hielt dagegen, nahm durch gute Deckungsarbeit Györs Rückraum-Ass Bruna de Paula, im Hinspiel noch beste Werferin, weitestgehend aus der Partie und blieb dran. Mehrfach gelang den Ludwigsburgerinnen der Anschlusstreffer, etwa durch eine schöne Rückraum-Fackel von Viola Leuchter zum 8:9 (22. Minute). Doch der Ausgleich gelang nie, auch wenn der Deutsche Meister im ersten Durchgang aufgrund von Strafzeiten gegen Györ fünf Mal in Überzahl agieren konnte. Die französische Nationaltorhüterin Hatadou Sako, die etwas überraschend anstelle der im Hinspiel stark agierenden Sandra Toft im Gehäuse der Gastgeberinnen stand, brachte die Ludwigsburgerinnen mit ihren Paraden regelmäßig zur Verzweiflung. So blieb der Abstand konstant bei zwei bis drei Toren und die HBL ging mit einem 10:13-Rückstand in die Pause.

Hoffnung keimt kurz auf

Nach dem Seitenwechsel nährte Carlson mit einem verwandelten Siebenmeter zum 11:13 die Hoffnung auf ein Ludwigsburger Comeback im zweiten Durchgang. Stattdessen drehte anschließend der Königsklassen-Rekordsieger auf. Nach dem 12:14 durch Xenia Smits zog Györ mit einem 5:1-Lauf davon – 19:13 nach 40 Minuten. Die Gastgeberinnen agierten jetzt mit deutlich mehr Zug zum Tor und waren regelmäßig sowohl aus dem Rückraum durch Dione Housheer und Jörgensen als auch von Außen über Viktoria Györi-Lukács erfolgreich. Dazu kam de Paula besser ins Spiel und erzielte drei ihrer vier Treffer im zweiten Durchgang.

Doch die HBL kämpfte sich zurück. Nach einem schönen Kreisanspiel von Mareike Thomaier auf Kaba Gassama waren die Gäste beim 20:23 zwölf Minuten vor dem Ende wieder in Schlagdistanz. Aber just in den Momenten, in denen die Ludwigsburgerinnen die Möglichkeit hatten, noch weiter zu verkürzen, unterliefen zu viele technische Fehler – 15 im gesamten Spiel. Bei Györ dagegen zeigte sich der auch in Breite Weltklasse-besetzte Kader, in dem auch durch regelmäßige Wechsel kein Leistungsabfall zu erkennen war.

In der zweiten Hälfte und speziell in Crunchtime stellten die Gastgeberinnen eine sehr stabile Deckung. In den letzten elf Minuten ließ das Bollwerk des ungarischen Rekordmeisters nur noch zwei Ludwigsburger Treffer zu. Auch weil Sato das gesamte Spiel über eine Top-Leistung auf die Platte zauberte und mit 14 Paraden über 41 Prozent der HBL-Abschlüsse abwehrte. Dagegen leistete sich der DHB-Pokalsieger insgesamt 21 Fehlwürfe – zu viel, um bei der Neuauflage des Champions League-Finals der Vorsaison für eine Überraschung zu sorgen und erneut ins Final Four einzuziehen. Über 26:21 (55. Minute) zog der Titelverteidiger wieder davon und gewann am Ende mit 29:22.

Stolz trotz der Niederlage

„In der zweiten Hälfte hat es uns Györ sehr schwer gemacht. Wenn du gegen das beste Team der Welt spielst, brauchst du eine absolute Topleistung. Dafür haben wir zu viele Fehler gemacht“, erkannte Vestergaard. Trotzdem verlässt die HBL die europäische Bühne auch in dieser Saison mit erhobenem Haupt. „Erneut konnte uns nur die Weltauswahl von Györ stoppen. Unser Etat liegt jenseits der Top Ten in Europa, trotzdem mischen wir dort seit Jahren kräftig mit. Das macht uns stolz“, bilanzierte HBL-Sportdirektor Gerit Winnen. Jetzt richtet sich der volle Ludwigsburger Fokus auf die Mission Titelverteidigung in den Play-Offs um die Deutsche Meisterschaft. Mit einem Sieg im zweiten Viertelfinale bei Frisch Auf Göppingen kann an diesem Mittwochabend (19 Uhr) der Einzug ins Halbfinale, in dem bereits der Thüringer HC wartet, perfekt gemacht werden.

 
 
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