Schon 2007 erschütterte eine Nachricht die Handballwelt: Die HBR Ludwigsburg meldete zum Ende der Spielzeit 2006/07 Insolvenz an und zog sich nach nur einem Jahr als neugegründeter Zusammenschluss aus der damaligen Südstaffel in Liga Zwei zurück.
HB Ludwigsburg Insolvenz Deja-Vu in der Barockstadt
Der HB Ludwigsburg fehlen laut Informationen 500.000 Euro. Um eine Insolvenz abzuwenden, arbeitet der Verein nun auf Hochtouren. Eine ähnliche Situation gab es bereits vor 18 Jahren.
Die Spielgemeinschaft der Traditionsvereine TSG Ludwigsburg-Oßweil und SV Kornwestheim existierte nicht mehr, beide Teams gingen wieder ihre separaten Wege in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Fast zwei Dekaden später ereignet sich das gleiche Schicksal in der Barockstadt. Erneut ist es nur ein Jahr her, seitdem die HB Ludwigsburg ihren Spielbetrieb in der Frauenbundesliga aufgenommen hat. Eine Saison nach dem Umzug aus Bietigheim-Bissingen heißt es nun: Zittern um die HBL.
Mittlere sechsstellige Summe
Denn am Dienstag vermeldete der Verein den Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahren. Der Grund dafür ist simpel: Es fehlt Geld. Gerüchten zufolge rund 500.000 Euro. Diese Summe bestätigt die Vereinsführung um den scheidenden Geschäftsführer Sebastian Götz und Vorstandsvorsitzenden Christian Köhle jedoch nicht. Doch warum fehlt ein stattlicher Batzen im Budget des amtierenden deutschen Meisters? Viele Spielertransfers tätigte man ja nicht im Sommer, ganz im Gegenteil. Nur Lena Degenhardt kam vom BVB Dortmund an den Neckar. Stattdessen liegt es an den Einnahmen durch Sponsoren.
Olymp reduzierte zuletzt das Engagement. Veränderte Rahmenbedingungen im Modemarkt haben dazu geführt, dass der Bekleidungshersteller mit Sitz in Bietigheim-Bissingen seine Markenkommunikation geändert hat. „Daher haben wir unsere Marketingaktivitäten im Bereich des Sportsponsorings reduziert“, begründet Mark Bezner, Geschäftsführender Gesellschafter der Olymp Bezner KG, in einem Statement. Über den Kurswechsel habe man den Vorstand der HBL bereits im Juni 2024 informiert und bedaure, „dass es dem Verein trotz dieses offenen und fairen Austauschs im Verlauf der vergangenen Monate nicht gelungen ist, etwaige Möglichkeiten zur Kompensation auszuloten oder neue Sponsoren zu gewinnen.“
Verhandlungen mit einem potenziellen neuen Großsponsor scheiterten zuletzt auf der Zielgeraden. Bis zum Montag, 14. Juli, gab es noch Gespräche zwischen der HB Ludwigsburg und einem „großen internationalen Unternehmen“, die kurz vor dem finalen Vertragsentwurf standen. Am Mittwoch in der vergangenen Woche kam dann jedoch die Rückmeldung des Unternehmens, dass man sich aus strategischen Gründen zurückziehen würde. Den Namen der Firma will der Klub nicht nennen, darüber wurde Stillschweigen vereinbart: „MHP ist es nicht“, dementiert die Chefetage allerdings einen nahe liegenden Sponsor sofort. Im Forum „Handball-Ecke“ geistert hierzu der Name Red Bull herum.
Problem länger bekannt
Die HB Ludwigsburg verdeutlicht allerdings, dass die Ursachen nicht erst in der jetzigen Situation aufgekommen sind, sondern bereits in der Vorsaison passierten.
Durch eine klaffende Lücke im Sponsorenpool ist der Spielbetrieb nun wohl nicht mehr gesichert und der Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzantrags alternativlos.
Ein Insolvenzverwalter, Holger Leichtle, soll sich nun einen Überblick über die Lage verschaffen. „Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, aber die Saisonvorbereitung läuft planmäßig. Unser Ziel ist es, Voraussetzungen für eine Fortführung des Handballstandorts Ludwigsburg zu schaffen“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. Dass Leichtle mit an Bord ist, darf Hoffnung geben: Der Verwalter der Kanzlei Görg half bereits dem SSV Ulm und dem VfR Aalen aus der Patsche und ist damit bereits sportaffin. Nun werde erst einmal mit den Partnern des Vereins gesprochen, um zu schauen, dass man eine Fortführungsprognose zusammen bekommt, heißt es von Seiten der Klubführung. Im schlimmsten Fall käme es dann zu einer Abmeldung aus dem Spielbetrieb. Es kann auch sein, dass die Mittel anderweitig aufgetrieben werden. Sollte es keine Prognose für die finanzielle Stabilisierung geben, so könnten aber auch etwa Verträge aufgelöst und umstrukturiert werden. Die komplette Bandbreite sei dabei möglich.
Generell zeigt sich der Klub aber optimistisch. „Natürlich sind wir zuversichtlich. Wenn man aufgibt, ist es wie im Sport. Man kann sich aber auch reinhängen und das Ding noch drehen und gewinnen“, erklärt Götz, der eigentlich bereits von Vereinsseiten nach dem letzten Saisonspiel verabschiedet wurde. „Wir haben uns dazu entschieden, dass solange nicht alles zu 100 Prozent sicher ist und die kommende Saison durchfinanziert ist, ich nicht von Bord gehe und den Klub hängen lasse. Ich will eine Lösung finden und eine gute Prognose an den Nachfolger übergeben. Was ihm und der Führungsebene auch wichtig sei, ist, dass die Vorbereitung der Mannschaft weiter normal abläuft und ohne Störfeuer vonstatten geht. „Wir müssen Ruhe reinkriegen“, heißt es.
Fest steht hingegen, dass nach der Satzung des Ligaverbandes die Stellung eines Antrages auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens keine direkten Auswirkungen auf die Teilnahme der HB Ludwigsburg am Spielbetrieb der Bundesliga hat. Sollte allerdings das Insolvenzverfahren eröffnet werden, „würde dies gemäß § 8b der Satzung des Ligaverbandes einen Abzug von acht Pluspunkten am Ende der Hauptrunde nach sich ziehen – der Verein kann jedoch auch in diesem Fall weiter am Spielbetrieb teilnehmen“, heißt es in einer Stellungnahme der Handball Bundesliga Frauen (HBF).
