Die Herausforderungen, die den Klubs der Ersten Frauenhandball-Bundesliga bevorstehen, sind groß. Durch den Ligastrukturplan haben sich alle beispielsweise auferlegt, ab der Saison 2025/26 in einer Halle mit Zuschauertribünen an beiden Seiten zu spielen. Der Deutsche Meister beispielsweise hat unter anderem darauf mit dem Umzug von Bietigheim-Bissingen nach Ludwigsburg und dem Anschluss an die HB Ludwigsburg reagiert.
HB Ludwigsburg Nationale Konkurrenz blickt ein bisschen neidisch auf die HBL
Mehr Strahlkraft wird vom Meister durch den Umzug nach Ludwigsburg nicht erwartet. Auch besteht keine Sorge, dass die Kluft noch größer wird.
„Wenn ich das in Bensheim machen würde, wäre Feuer unter dem Dach“, sagt Michael Geil, der Geschäftsführer des Vizemeisters HSG Bensheim/Auerbach. „Bei uns ist das wesentlich emotionaler, weil wir Gründungsmitglied der Handball-Bundesliga der Frauen sind.“ Auch Rupert Thiele sieht keine Chance, dass Borussia Dortmund in einer anderen Stadt spielen würde. „Ich komme aus der Getränkebranche. Da sagt man, Bier braucht Heimat. Und so ist es auch im Sport – ein Verein braucht Heimat“, berichtet der Vorsitzende der BVB-Handball-Abteilung.
Neid auf Lösung der Hallenfrage
Mit Blick auf die Hallensituation geht der Blick dann doch etwas neidisch nach Baden-Württemberg. Sowohl Bensheim/Auerbach als auch Dortmund sind aktuell noch auf der Suche nach einer Lösung für die Hallenanforderungen. Es gibt in beiden Städten keine Arena, die auf beiden Spielfeldseiten eine Tribüne hat. „Es gibt Städte, die haben exzellente Hallen, andere aber nicht. Und gerade mit Sicht auf die klammen Haushaltslagen kann ich die Kommunen verstehen, dass nicht mal eben eine neue Halle gebaut wird“, erklärt Thiele.
Der Dortmunder Handball-Chef würde sich da manchmal die Situation wie in Ludwigsburg wünschen. „Wenn ich eine vernünftige Infrastruktur habe mit einer tollen Halle, kann ich wahrscheinlich mehr Zuschauereinnahmen generieren und vielleicht auch höherwertige Sponsoren gewinnen“, sagt er. Und „Flames“-Geschäftsführer Geil ergänzt: „Wenn man in Ludwigsburg neue Sponsoren akquiriert, ist das ein super Move vom Deutschen Meister. Ich glaube aber nicht, dass der Klub mit Ludwigsburg besser gebrandet ist. Ludwigsburg kennen genauso wenige Leute wie Bietigheim.“
Maik Schenk sieht den Umzug und die Namensänderung auch nicht als Game-Changer. „Ludwigsburg hat den dreifachen Etat wie der finanziell zweitstärkste Klub in der Liga durch seinen Großsponsor. Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob das Team in Bietigheim oder in Ludwigsburg spielt. Zuschauereinnahmen spielen nur marginal eine Rolle beim Etat“, berichtet der Geschäftsführer des Thüringer HC.
Baut HBL Vormachtstellung aus?
Dennoch fragt sich Thiele: „Warum sollte diese Vormachtstellung weiter ausgebaut werden, nur weil es jetzt HB Ludwigsburg ist?“ Schenk findet darauf eine klare Antwort. „Die Rahmenbedingungen sind so, dass man so eine Mannschaft vielleicht in einem von zehn Spielen schlagen kann“, sagt der THC-Geschäftsführer. „Die Unterschiede sind zu deutlich, als dass man ein Konkurrenzdenken erheben sollte.“ „Flames“-Chef Geil hat da ein bisschen eine andere Sichtweise: „Das Risiko ist da, dass der Abstand zur nationalen Konkurrenz größer wird. Damit muss man aber umgehen. Jeder muss seinen Job machen. Am Ende des Tages – davon gehe ich zumindest aus – wird die Liga jedoch spannender durch die Einführung von Playoffs. Ich sehe nicht, dass die HBL in den nächsten Jahren ganz weit vorne weggeht. Ich finde es jedoch gut, dass wir so eine Vorzeigemannschaft haben. Da kommt bei mir kein Neidgedanke auf.“