Drei Monate ist es her, seitdem die SG BBM Bietigheim im Champions-League-Finale stand. Seitdem hat sich einiges getan: Ein neuer Kader steht Trainer Jakob Vestergaard zur Verfügung, Bastian Dörr wurde durch Sebastian Götz als Geschäftsführer ersetzt und sogar der Name und der Ort des Vereins haben sich geändert. Heute steht die HB Ludwigsburg mit neuem Anstrich vor dem Start der Bundesliga-Saison, die an diesem Mittwoch um 19 Uhr mit dem Duell gegen Aufsteiger Frisch Auf Göppingen in der MHP Arena – der neuen Spielstätte – eröffnet wird.
HB Ludwigsburg „Wir müssen auf dem Boden bleiben“
Die neue Saison in der Handball-Bundesliga der Frauen steht kurz bevor. An diesem Mittwoch eröffnen Meister HB Ludwigsburg und Aufsteiger Frisch Auf Göppingen die Spielzeit.
Trotz des Umzugs ist der Name Bietigheim aber noch nicht gänzlich aus dem Sprachgebrauch der Beteiligten verschwunden. In der Pressekonferenz nach dem Supercup am vergangenen Wochenende rutschte Gegenspielerin Jana Scheib noch ein Lob an Bietigheim statt Ludwigsburg heraus. Auch HBL-Außen Antje Döll gesteht: „Jedes Mal wenn ich über Ludwigsburg spreche, rufe ich mir in Erinnerung, nur nicht Bietigheim zu sagen. Aber natürlich, ich war neun Jahre Teil der SG BBM Bietigheim, das wird mir noch das ein oder andere Mal rausrutschen, aber ich hoffe, das nimmt mir keiner übel.“
Bietigheim nicht ganz vergessen
Geschäftsführer Götz macht aber klar: „Es darf nie aus den Köpfen raus sein, was in Bietigheim geleistet wurde und was für Erfolge dort gefeiert wurden. Auch wie der Rückhalt war, es sind wahnsinnig viele Fans mit nach Ludwigsburg gekommen, die Trommler, die Edelfans, auch der Hauptsponsor Olymp, der den Umzug mit forciert hat. Als Renaissance haben wir den Verein Handball Bietigheim Ludwigsburg e.V. genannt, um diese Erfolge zu würdigen.“ Der Umzug an sich war derweil kein Zuckerschlecken. Monatelang ackerten die Verantwortlichen der HBL. „Das war massiv Arbeit“, berichtet Götz: „Die Jungs auf der Geschäftsstelle, allen voran Pascal Elser, haben einen riesen Job gemacht.“
Als Belohnung für die harte Arbeit soll eine erfolgreiche Saison folgen. Das Ziel für die anstehende Spielzeit teilen der neue Geschäftsführer und der Coach. „Es muss klar sein, dass mit dem Kader, den wir haben, national nichts über die HBL gehen darf“, erklärt Götz. Der Liga und dem DHB-Pokal dürfe nichts im Wege stehen, in der Champions League sei das anders: „Wir haben eine harte Gruppe mit drei Final-Four-Teilnehmern, das ist die Creme de la Creme. Nach dem Final-Four-Einzug haben wir hohe Erwartungen. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben, das europäische Ausland hat uns noch einiges Voraus.“ Auch Vestergaard prognostiziert: „Wir werden viele Höhen und Tiefen haben, aber natürlich wollen wir eine super Entwicklung machen und Meister werden.“
Um solch eine Leistung in der Liga und der Königsklasse zu bringen, braucht der Däne einen schlagkräftigen Kader. Mit Stars wie Johanna Bundsen im Tor, Jenny Carlson im Rückraum oder Viola Leuchter auf der Halbrechten konnten die Abgänge von unter anderem Gabriela Moreschi, Inger Smits und Kelly Dulfer aufgefangen werden.
Fragezeichen am Kreis
Allerdings gibt es trotzdem ein paar Personal-Sorgen: Sofia Hvenfelt wird noch einige Wochen mit einer Innenbandverletzung am Knie ausfallen, „Ich hoffe, dass sie nach der Länderspielpause Ende September wieder fit ist“, sagt Vestergaard. Kaba Gassama hat sich im Supercup jüngst an der Schulter verletzt. Ein MRT ist inzwischen gemacht, eine Diagnose steht noch aus. „Wir haben mit Valentina Klemencic eine dritte Kreisläuferin, die es im Supercup überragend gemacht hat“, erklärt Götz. Doch Vestergaard macht deutlich: „In der Liga und Champions League reicht das nicht, nur mit einer Kreisläuferin zu spielen.“ Ob der Verein dort noch nachlegt, ist nicht klar.
Ebenfalls ein spannendes Experiment plant die HBL auf der Halbrechten. Mit Karolina Kudlacz-Gloc ist die Erfahrenste im Bunde in ihre Schwangerschaftspause gegangen. Damit haben die beiden Küken des Teams hier die Verantwortung: Anne With und Viola Leuchter, beide Jahrgang 2004, sind die jüngsten in der Mannschaft und müssen diese Position zu zweit besetzen. With, die in der Vorsaison noch viel von der Polin lernen konnte, hat einen merklichen Sprung nach vorne gemacht und auch im Supercup bereits gute Ansätze gezeigt.
Großer Vergleich für With
Leuchter ist trotz ihrer gerade einmal 20 Jahre bereits eine Stammspielerin in der deutschen Nationalmanschaft und bringt ein anderes Spielerinnen-Profil mit. Statt der Eins-gegen-eins starken With vertraut sie mehr auf ihre Wurfgewalt aus dem Rückraum. „Sie haben beide ein überragendes Potenzial. Viola mit ihren Würfen aus dem Rückraum und auch in der Abwehr“, lobt der 49-Jährige seine Schützlinge und vergleicht With mit einem der besten Männer im Sport aktuell: „Sie ist ein bisschen wie Matthias Gidsel, kleiner aber schneller.“
Da Kudlacz-Gloc aktuell nicht im Kader ist, übernimmt Antje Döll die Rolle als Älteste im Team. „Den Altersunterschied merkt man gar nicht“, berichtet die 35-Jährige, die inzwischen seit 2015 im Ländle spielt. „Ich sehe mich selbst nicht als älteste Spielerin, aber ich versuche den Jüngeren Tipps zu geben.“ Die gebürtige Sachsen-Anhalterin lobt vor allem das neue Team: „Die Mädels sind alle super cool und sehr offen. Gefühlt sind wir alle auf einer Wellenlänge und harmonieren richtig gut“, sagt sie.
Frisch Auf mit guter Vorbereitung
Die Vorfreude auf die neue Runde ist groß bei ihr. „Auf das Derby habe ich Bock und ich habe auch gehört, dass viele Zuschauer kommen.“ Die Gäste will sie nicht unterschätzen, sieht sie aber klar als Außenseiter. „Sie sind ein guter Aufsteiger mit vielen jungen talentierten Mädels. Sie haben gute Spielanlagen und ein schnellen Tempospiel aber natürlich sind sie individuell nicht so weit wie wir.“ Göppingen – um Ex-SG-Spielerin Luisa Schulze – wird jedoch ihrer Einschätzung nach den Titelträger ärgern wollen.
Auch der Trainer warnt vor den Gästen: „Klar, es ist nicht Bensheim oder Thüringen, aber ich finde, Göppingen hat eine super Vorbereitung gespielt. Sie sind nicht ohne Chancen in dieser Saison.“ Ob er zum Auftakt neben Gassama und Hvenfelt auch auf Veronika Mala, die mit einer Oberschenkelverletzung im Supercup pausiert hat, verzichten muss, ist noch unklar. Das wird eine Entscheidung am Spieltag.