Es riecht nach Benzin, Motoröl und Autoreifen, sobald man die Türschwelle zum Haus von Heiner Reinhardt überschreitet. Der markante Geruch kommt nicht von ungefähr. Denn obwohl er im Herzen der Bietigheimer Altstadt wohnt, hat er eine Garage mit Werkstatt in seinem Keller. Darin stehen seine Schätze: Oldtimer mit vier oder auch mit zwei Rädern, die nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern auch regelmäßig ausgefahren werden. Auch seine Frau Regine ist zumeist mit von der Partie. Dass die Fahrzeuge ausgefahren werden, sei Pflicht, denn „was rastet, das rostet. Es gibt keine schwereren Schäden als Standschäden“, sagt Reinhardt.
Heiner Reinhardt aus Bietigheim-Bissingen Sein Herz schlägt für Oldtimer
Heiner Reinhardt aus Bietigheim-Bissingen hat sein Herz an Oldtimer verloren. Zum Hauptberuf hat er sie nie gemacht, und doch spielten sie eine wichtige Rolle in seinem Leben.
Schrauben als Leidenschaft
Die Liebe zu Oldtimern hat Reinhardt bereits in jungen Jahren entwickelt. „Seit 54 Jahren restauriere ich Oldtimer“, erinnert er sich. Sein erstes Auto kaufte er, noch bevor er überhaupt einen Führerschein hatte: einen Mercedes 170S. Damals habe er bereits zwei Motorräder besessen, „die waren damals billig“, sagt er.
Wenig später reichte es Heiner Reinhardt nicht mehr, seine Gefährte nur im Alltag zu nutzen. Er begann, Rennen zu fahren – selbstredend in Oldtimern. Er machte einen Triumph TR3A wieder fahrtüchtig. „Der war unschlagbar schnell“, sagt Reinhardt. Das lag daran, dass das Auto ein Gewicht von nur 252 Kilogramm hatte und mit einem Profi-Motor vom Motorsportler Egon Müller ausgestattet war. Wie er an den Motor des Weltmeistern herankam? „Ich hatte Glück“, sagt Reinhardt. Natürlich war das Glück nicht immer auf der Seite des Bietigheimers. So hatte er auch so manchen Unfall, unter anderem auch einen schweren, der am Nürburgring passierte. „Ich erholte mich aber wieder.“ Vom Rennen fahren hielt ihn das nicht ab.
Mit seiner Frau bereiste er ganz Europa, um an Rennen teilzunehmen. Durch die Wettbewerbe habe das Paar viele ihrer Freunde kennengelernt. „Wir waren eine tolle Truppe“, sagt er. Das Schöne sei auch gewesen, dass es keine Rolle gespielt habe, was man beruflich machte. „Aus allen Bevölkerungsschichten waren Fahrer dabei“, sagt Reinhardt. Das lag vor allem daran, dass die Autos noch günstig waren. „Damals zahlte man 3600 D-Mark für einen Wagen; heute mindestens 50.000 Euro.“ Er selbst hat übrigens Kaufmann beziehungsweise Betriebswirt gelernt. Auch wenn er die Oldtimer nie zu seinem Hauptberuf machte, waren sie doch ein wichtiger Teil von ihm.
2004 eröffnete er das Hotel Reinhardts in der Farbstraße in Bietigheim. Es war ein Themenhotel und wie könnte es auch anders sein, war das Thema Oldtimer. Anfangs waren es vier, später 17 Zimmer. Im Büro war auch ein Automobilshop integriert, in dem Poster, Modelle und andere Auto-Fanartikel erstanden werden konnten. Mittlerweile hat Heiner Reinhardt das Hotel verkauft und genießt seinen Ruhestand.
Seine Frau leitete früher die Bibliothek der Automobilzeitschrift „Auto Motor Sport“. „Ich war immer an der Quelle“, sagt der 69-Jährige und lacht. Auch er habe eine Zeit lang als Foto- und Testfahrer dort gearbeitet und dadurch die Chance gehabt, die schicksten Autos zu fahren.
28 Fahrzeuge besessen
Ob es noch Fahrzeuge gibt, die er gerne einmal fahren würde? „Ich habe mir, was das angeht, alle Wünsche erfüllt“, sagt Reinhardt, der selbst bereits 28 Fahrzeuge besessen hat. Mittlerweile sind es nicht mehr so viele. Drei Motorräder, zwei Autos und ein Aufsitzrasenmäher – alles Oldtimer versteht sich. Das Norton-Motorrad ist von 1929, die MV Augusta 750 S von 1979 ist extrem selten und sein teuerstes Gefährt. Das Auto von Riley ist von 1936. Der BMW hat eine Straßen-, aber auch eine Rennzulassung für kleine, harmlose Rennen, wie Reinhardt sagt.
„Im Sommer habe ich meinen seltenen Jaguar X Coupé verkauft, um Platz zu schaffen.“ Natürlich habe ihm das leid getan. Aber es sei einfach zu eng gewesen in der Garage. Vor fünf Jahren erst ist das Paar wieder nach Bietigheim gezogen, davor lebte es in Löchgau. Dort habe Reinhardt inmitten des Industriegebiets richtig viel Platz zum Schrauben gehabt. Hier im neu gebauten Haus sei es etwas enger, dafür könne man auch im Alter noch gut dort wohnen, sagt er. Seine Werkstatt hat noch ein Highlight: Liegt er abends auf der Couch, kann er seine Lieblinge anschauen. Denn ein Teil des Bodens wurde durch eine Glasscheibe ersetzt. Auch eine Grube hat sich der Autonarr gegönnt, um seine Autos besser in Schuss halten zu können.
Seinen Jaguar hat Reinhardt übrigens nach Italien verkauft. „Derzeit gibt es bei uns einfach keinen Markt für Oldtimer“, sagt er. Es komme wenig Nachwuchs nach, der ein Herz fürs Schrauben hat. „Die Vorkriegsfahrzeuge im Mittelklassebereich sind heutzutage schon kaum noch verkäuflich“, sagt er betrübt.
Übrigens stand an der Stelle, an der nun das neue Haus der Reinhardts steht, früher eine Scheune. In der hat der Bietigheimer nicht nur an seinen Mofas, Motorrädern und Autos herumgebastelt. „Als ich acht Jahre alt war, bekam ich hier meine erste PS: ein Pony“, sagt Reinhardt und lacht. Auf diese eine Pferdestärke folgten noch viele weitere.