Die Idee „Helfer vor Ort“ in Notfällen auszusenden bis Notärzte und Krankenwagen eintreffen, greift in der Region immer mehr. Die Aufgabe der Ersthelfer ist, den Verunglückten nach dem Erste-Hilfe-Prinzip zu betreuen und notfalls auch zu reanimieren, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Helfer vor Ort Freudental Helfer vor Ort auch im Kirbachtal
Immer mehr Gemeinden wollen das Konzept einführen, bei dem Feuerwehr und DRK an einem Strang ziehen.
Die Gemeinde Freudental startete vor wenigen Jahren dieses Konzept mit viel Erfolg. Die örtliche Feuerwehr und Rettungsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz ziehen dabei an einem Strang. Im Notfall stürmt der Helfer vor Ort in Freudental zunächst in das Feuerwehrgerätehaus und startet von dort aus mit dem Einsatzfahrzeug zum Notfallort.
Freudentaler Helfer unterstützen seither im Kirbachtal
Da die Gemeinden im Kirbachtal wie Hohenhaslach, Häfnerhaslach, Kirbachhof, Spielberg, Ochsenbach und andere mehr noch nicht in der glücklichen Lage sind, einen ganzen Stab von Helfern vor Ort zu haben, helfen die 16 Helfer vor Ort aus Freudental gerne auch im Kirbachtal aus, wenn es darum geht, in Notfällen präsent zu sein.
Doch zu jedem dieser Einsätze muss die Rettungsleitstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Ludwigsburg ihre Zustimmung geben. „Diese wird den Freudentaler Helfern vor Ort oft verwehrt, obwohl es kaum welche im Kirbachtal gibt“, ärgert sich der Freudentaler Feuerwehrkommandant Alexander Weidhaus. Doch eine strukturelle Veränderung in den Zuständigkeiten bei Notfällen im Kirbachtal soll nun dazu führen, dass künftig mehr Helfer vor Ort im Kirbachtal angesiedelt sind und die Freudentaler Helfer deshalb diese weiten Wege nicht mehr fahren müssen.
Jutta Berkemer-Ziegler, Bereitschaftsleiterin beim DRK-Ortsverein in Sachsenheim, erklärt: „Wir haben das Kirbachtal erst am 1. Januar 2023 dazu bekommen. Es war vorher dem DRK Sersheim zugeordnet. Als wir das übernommen haben, stellten wir fest, dass es dort keinerlei Helfer vor Ort gibt. Die Schwierigkeit ist, dass die Hilfsfrist hier viel schwieriger einzuhalten ist als in Kleinsachsenheim zum Beispiel, das gleich in der Nähe liegt.“ Die Hilfsfrist ist die Zeit, bis ein Helfer am Unfallort eintrifft.
Die Freudentaler Helfer vor Ort sind, so Feuerwehrkommandant Alexander Weidhaus, gerne bereit, im Kirbachtal einzuspringen, wenn es dort niemanden gibt, der diese Aufgabe derzeit übernimmt. Doch die potenziellen Helfer aus Freudental werden oft nicht angefordert, weil aus Sicht der koordinierenden DRK-Leitstelle der Anfahrtsweg zu weit wäre. „Ein Helfer vor Ort ist ein Helfer vor Ort und sollte nicht erst Kilometer fahren müssen. Dazu kommt, dass Fahrten mit dem privaten PKW zu Notfalleinsätzen mit womöglich überhöhter Geschwindigkeit nicht zulässig sind“, erklärt der stellvertretende Bereitschaftsleiter der Leitstelle Ludwigsburg und Pressesprecher Steffen Schassberger. Die langen Wege bis zur Notfallstelle und die erhöhten Fahrgeschwindigkeiten, die nicht erlaubt sind in diesem Fall, bremsen also das Engagement der Freudentaler Helfer vor Ort aus - eine Situation, die in Freudental auf Unverständnis stößt.
Doch Jutta Berkemer-Ziegler und ihre Mitstreiter in der DRK-Ortsgruppe Sachsenheim setzen alles daran, das Helfer-vor-Ort-System im Kirbachtal aufzubauen. Die Leitstelle in Sachsenheim bietet im Notfall auch telefonisch Unterstützung zur Reanimation eines Verunglückten an, macht sie deutlich. Doch das sollte nicht die Regel werden, zumal nicht jeder jemand an seiner Seite hat, wenn er in Not gerät. Nach Häfnerhaslach kamen seither Notärzte und Krankenwagen aus Oberderdingen.
Jutta Berkemer-Ziegler ist dabei, einen Arbeitskreis „Helfer-vor-Ort§ im Kirbachtal ins Leben zu rufen. „Jeder, der das machen möchte, bekommt die Ausbildung über den DRK-Ortsverband Sachsenheim. Dazu gehören Erste-Hilfe-Kurs, Sanitäterausbildung, RTW-Praktikum und dann hat man die Qualifikation nach rund 80 Stunden im Ganzen“, bietet sie an.
Berkemer-Ziegler will nun die Ortschaftsräte in den Kirbachtal-Gemeinden für die Idee gewinnen und ist froh darüber, dass die ersten Helfer vor Ort jetzt im Kirbachtal ausgebildet werden konnten. „Erst gestern hatte einer von ihnen seinen ersten Einsatz“, erzählt sie. „Wir haben die große Hoffnung, dass sich die Idee im Kirbachtal weiter herumspricht und noch mehr Helfer vor Ort dazu kommen“, hofft die DRK-Bereitschaftsleiterin aus Sachsenheim.