Hessigheim Sanierung soll rund zwei Jahre dauern

Von Jörg Palitzsch
Die Neckarbrücke bei Hessigheim ist 76 Jahre alt und muss dringend saniert werden. Foto: /Oliver Bürkle

Die Hessigheimer Neckarbrücke hat die schlechteste Bewertung im Landkreis.

Die Neckarbrücke in Hessigheim ist ein beliebtes Bauwerk. Wanderer überqueren sie auf dem schmalen Gehweg, Familien zeigen ihren kleinen Kindern, wie die Schiffe durch die Schleuse fahren. Vor allem aber ist die Brücke bei Autofahrern beliebt, die über Klein- und Großingersheim in Richtung Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen unterwegs sind, besonders, wenn die A 81 in Richtung Stuttgart dicht ist.

All dies hat an der Substanz des mittlerweile 76 Jahre alten Bauwerkes genagt. Die Neckarwehrbrücke wurde 1951 als Stahlbetonkonstruktion über sechs Felder gespannt gebaut. Der Überbau ist als Plattenbalkenquerschnitt ausgebildet, welcher auf Pfeilern und Widerlagern, die der Schifffahrtsverwaltung gehören, aufliegt. Das ganze Bauwerk steht unter Denkmalschutz, von einer unmittelbaren Gefährdung wird nicht ausgegangen. Ende der 1990er Jahre wurde schon einmal saniert, nach gut 25 Jahren zeigen sich nun die gleichen Schäden wieder.

Dringender Handlungsbedarf

Und eine Untersuchung hat jetzt ergeben: Die Neckarbrücke hat von allen 63 Brücken, die dem Landkreis gehören, die schlechteste Bewertung, es besteht Handlungsbedarf. In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik am kommenden Montag soll nun über eine Entwurfsplanung für zwei Sanierungsvarianten, Teilsanierung und Neubau des Überbaus entschieden werden, bevor eine Grundsatzentscheidung getroffen wird.

Die Rahmenbedingungen sind, wie im Beschlussvorschlag geschildert, allerdings bekannt. Die Umsetzung der Sanierung soll ab dem Frühjahr 2026 oder 2027 durchgeführt werden. Die Bauzeit, so das Landratsamt, wird auf eineinhalb bis zwei Jahre geschätzt, abhängig vom Umfang und Zeitbedarf der Leitungsarbeiten, die vor Abbrucharbeiten erfolgen müssen. Mit Verkehrsbehinderungen ist vor allem in Hessigheim zu rechnen, da die Brücke während der Bauzeit auch für den Fuß- und Radverkehr vollständig gesperrt sein muss. Der Autoverkehr wird über Mundelsheim und Besigheim umgeleitet.

Der Gartencenter der Firma Rosenhammer und verschiedene kleinere Gewerbebetriebe sind über Kleiningersheim und die Kreisstraße 1618 weiterhin anfahrbar.

Drei Varianten

In einer ersten Variante steht eine umfassende Sanierung auf dem Plan. Dabei werden die erkannten Abplatzungen vollständig beseitigt, indem der lose Beton abgebrochen und dessen Oberflächen anschließend mit Sandstrahlen behandelt werden. Durch einen neuen Aufbeton wird der Bewehrungsstahl wieder durch neuen Beton geschützt. Der vorhandene Gerberträger, ein Träger über mehrere Auflager, wird durch einen neuen Träger ersetzt. Diese Variante ist zwar insgesamt die billigste, birgt aber ein erhebliches Risiko. Es sei zu erwarten, dass in rund 25 Jahren die gleichen Probleme wieder auftreten.

Die Variante 2 sieht einen kompletten Neubau des gesamten Überbaus vor. Die Kosten werden hier auf rund 7,8 Millionen Euro geschätzt. Durch den Neubau des Überbaus wäre die Brücke dann für die nächsten 70 bis 80 Jahre saniert. Der Neubau würde derart erfolgen, dass auf den problematischen Gerberträger verzichtet wird. Als Nachteil dieser Variante werden die hohen Kosten genannt, die nicht förderfähig sind und somit voll zu Lasten des Kreises gingen.

Variante 3 sieht einen neuen Überbau mit Einbahnregelung plus Ampelschaltung vor. Eine sichere Führung des Radverkehrs auf dem Bauwerk wäre aber nicht möglich, weil Radfahrer nicht rechtzeitig die Brücke überqueren können, ohne dass der Gegenverkehr schon „Grün“ hätte. Die Alternative wäre ebenfalls der Neubau des gesamten Überbaus, um genügend Platz für einen ausreichend breiten Geh- und Radweg zu schaffen. Die Kosten lägen dann bei rund 8,8 Millionen Euro.

Da diese Lösung aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht in Frage komme, verbleibt aus Sicht des Landratsamtes eine Kombination des Überbaus wie in Variante 2 (Breite 7,10 Meter) – zuzüglich der Einbahnregelung mit Ampel. Die Kosten dieser Variante würden bei rund acht Millionen Euro liegen. Eine Förderung nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz würde im günstigsten Fall 50 Prozent der Baukosten betragen.

 Jörg Palitzsch

 
 
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