Hessigheimer Neckarufer Wird aus dem Dreschschuppen eine Konzerthalle?

Von Gabriele Szczegulski
Hessigheims Bürgermeister Günther Pilz (links) und Michael Eisele können sich durchaus vorstellen, dass öfters klassische Konzerte im Dreschschuppen stattfinden. Foto: /Martin Kalb

Bürgermeister Günther Pilz und der Architekt Michael Eisele schweben nach einem ersten klassischen Konzert weitere Veranstaltungen vor. 

Akustik, Licht, Atmosphäre – alles sei „wunderbar und beeindruckend“ gewesen, beim ersten klassischen Konzert im Hessigheimer Dreschschuppen mit dem Ludwigsburger Cellisten-Duo Gärtner. Das sagt der Hessigheimer Architekt Michael Eisele, der 2014 auch für die umfassende Sanierung des Dreschschuppens verantwortlich war.

Beginn einer Kulturreihe?

Eisele sieht im Erfolg der Veranstaltung den Startschuss für weitere Konzerte in dem hölzernen Gebäude. Er engagiert sich gemeinsam mit der Hessigheimerin Lydia Nägele dafür, dass im Dreschschuppen eine Art Kulturreihe veranstaltet wird. Bürgermeister Günther Pilz gefällt die Idee, da nach Auflösung des Kulturverein Wurmbergkeller es keine Hessigheimer Kulturveranstaltungen mehr gibt. „Die Vereine bespielen zwar regelmäßig Platz und Schuppen mit Festen und Konzerten, aber ein ausgeweitetes Kulturangebot wäre für Hessigheim nur von Vorteil“, sagt der Bürgermeister.

Auch in Hessigheim bekommt eine potenzielle Kulturreihe im Dreschschuppen Zuspruch. Als Beweis sieht Eisele, dass viele Firmen und Institutionen das klassische Konzert finanziell und mit der Ausstattung unterstützten. Ideen für künftige Konzerte haben Eisele und Nägele viele. „Wir sind dran, die nächsten Konzerte zu planen“, so Eisele.

Die Sanierung des Dreschschuppens war eine Idee aus der Bürgerbeteiligung zum Gemeindeentwicklungsplan. Der Dreschschuppen auf dem Festplatz am Hinterdorfer Neckar sollte wieder aktiviert werden. In dem halb offenen Gebäude sollten Veranstaltungen das Dorfleben lebendiger gestalten. Deswegen wurde das Dach des Schuppens erneuert, die Verschalung und die Staketenwände eingebaut sowie das ganze Gebäude statisch ertüchtigt, wie Architekt Eisele sagt. Er hat auch, gemeinsam mit Lydia Nägele, die Veranstaltung mit dem Gärtner-Duo organisiert. 60 Gäste waren gekommen, um klassische Cello-Musik und Trompeten, die vom gegenüberliegenden Neckarufer herüberschallten, zu genießen.

Dörfliche Aktivitäten

Der Platz mit dem Dreschschuppen war schon seit den 1920er-Jahren ein Mittelpunkt dörflicher Aktivitäten. Seit damals fanden Kinder- und Vereinsfeste dort statt, auch der Sportplatz war Anfang des 20. Jahrhunderts im Hinterdorf.

Diese Informationen sind auf Schautafeln zu lesen, die rund um den Platz aufgestellt wurden. Überhaupt, so erklärt Bürgermeister Günther Pilz, wurden im Zuge der Dreschschuppen-Sanierung der gesamte Platz und der Weg dorthin aufgewertet. 300.000 Euro kostete das, wovon die Hälfte ein Landeszuschuss war. Ein mit Bänken gesäumter Weg, ein Kinderspielplatz und Toiletten sollen Aufenthaltsqualität liefern, denn der Platz ist auch Ausgangspunkt des sieben Kilometer langen Felsengartenrundwegs und auch der Neckartalradweg durchquert ihn.

Schwimmen lernen im Neckar

Ab 1950 wandelt Hessigheim sein Gesicht: Die Neckarkanalisation mit dem Bau der Staustufe Hessigheim (1949 bis 1952) verändern auch den Festplatz, der Sportplatz wurde an die ehemalige Ölmühle verlegt. Vorher war hier noch ein Badeplatz angelegt, an dem Generationen von Hessigheimern das Schwimmen durch die Überquerung des Neckars lernten. „Mein Eltern haben so noch das Schwimmen gelernt“, so Eisele.

Der Architekt könnte sich vorstellen, dass im Dreschschuppen mindestens einmal im Vierteljahr Veranstaltungen stattfinden, und wenn sie gut laufen, auch mehr. Er stellt sich Konzerte auf dem Neckar vor oder am Neckarufer. „In dieser einmaligen Umgebung ist viel möglich“, so Eisele. Es sei sogar bei der Bürgerbeteiligung von den Hessigheimern gewünscht worden, dass im Dreschschuppen eine regelmäßige Bewirtung installiert werde, sagt Bürgermeister Pilz.

Hessigheimer Dreschschuppen

Ab den 1920er-Jahren kamen die ersten Lohnunternehmer mit ihren mobilen Dreschmaschinen nach Hessigheim. Die Dreschmaschinen wurden auf dem Dreschplatz am Neckar abgestellt. 1939 kaufte die Spar- und Darlehenskasse Hessigheim eine Dreschmaschine und baute für diese einen Schuppen.

Mit der Neckarkanalisierung musste dieser weichen. Aber 1953 errichtete die Kasse wieder einen Dreschschuppen. Als in den 1960er-Jahren die Mähdrescher direkt auf den Äckern die Arbeit übernahmen, verlor er seine Funktion. 1967 übernahm den Dreschschuppen die Gemeinde Hessigheim. Seither wird er von den Vereinen und der Gemeinde für Feste genutzt. 2016 wurde er nach Plänen von Architekt Michael Eisele renoviert.

 
 
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