Überall sprießen die ersten Frühblüher, die Sonne wird kräftiger und der Aufenthalt im Freien für eine längere Zeit macht wieder Spaß. Zumindest für diejenigen, die sich nicht mit Allergien und Heuschnupfen herumplagen müssen. Für sie ist diese Zeit auch immer mit einer Belastung verbunden, denn der vermehrte Pollenflug führt häufig zu verschiedenen allergischen Reaktionen. Diese haben sich im Laufe der Zeit deutlich verstärkt.
Heuschnupfen im Kreis Ludwigsburg Die Pollen fliegen immer früher
Allergien häufen sich immer mehr. Bereits früh im Jahr reagieren viele Menschen. Über Ursachen und Chancen hat die BZ mit Dr. Carola Maitra von der Ärzteschaft Ludwigsburg gesprochen.
„Wir beobachten bereits seit Jahren eine frühere Zunahme (des Pollenflugs). So sind zum Beispiel Haselnuss-Allergiker inzwischen schon vor Weihnachten mit allergischen Symptomen belastet“, erklärt Dr. Carola Maitra, Vorsitzende der Ärzteschaft Ludwigsburg.
Die Zahlen der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr zeigen, dass von 2019 bis 2023 die Anzahl der Heuschnupfen-Behandlungen bei AOK-Versicherten durchschnittlich um 2,6 Prozent pro Jahr gestiegen ist.
Klimawandel befördert Allergien
Betreut werden die Allergiker hauptsächlich durch Haus- und Kinderärzte. „Kollegen aus der HNO, Lungenheilkunde und Dermatologie tragen ebenfalls wesentlich zur Versorgung bei und haben zumeist eine allergologische Zusatzausbildung“, sagt Maitra. Gerade die Haus- und Kinderärzte beobachten eine zunehmende Häufigkeit an Allergien. Besonders die luftvermittelten Allergien, also die gegen Pollen und Gräser, habe zugenommen. Grund dafür sei der Klimawandel, sagt Maitra: „Durch die zunehmende Erwärmung unserer Umwelt kommt es früher und länger zu einem Pollenausstoß, häufig sind auch mehr Pollen in der Luft anzutreffen. Die Symptomatik verstärkt sich bei vielen Patienten und Patientinnen: wo Menschen früher mit einem Heuschnupfen nur über ein Laufen der Nase und ein Augenjucken klagten, komme es nun auch häufiger schon zu Atembeschwerden.
Auch die Verschiebung der Vegetationszonen und Habitate sei ein Grund für die häufigeren allergischen Reaktionen. Die Pflanze Ambrosia wuchs früher nicht hier in der Gegend, ist aber mittlerweile stark invasiv eingewandert und führt zu mehr allergischen Reaktionen, da die Pflanze „reichlich Pollen freisetzt, die in hohem Maße allergen sind“, so Maitra.
Pollenbelastung reduzieren
Allergiker haben unterschiedliche Möglichkeiten, wie sie nun mit den Beschwerden umgehen können. Neben speziellen Allergietabletten, die die Histaminausschüttung reduzieren, aber teilweise auch sehr müde machen können, gibt es auch Möglichkeiten, die Pollenbelastung im Allergiker-Haushalt zu reduzieren. Carola Maitra empfiehlt hierzu, während der Pollenflugzeit die Räume nur nachts zu lüften, da dann der Pollenflug geringer ist als am Tag.
Eine abendliche Dusche kann helfen, die Pollen am Körper und in den Haaren zu entfernen. Deshalb sollte die getragene Kleidung auch nicht mit ins Schlafzimmer genommen werden. Wer sich online über den Pollenflug informiert, kann je nach Situation auch entscheiden, den Aufenthalt im Freien zu verkürzen, um sich den Allergenen nicht so lange auszusetzen.
Eine Hyposensibilisierung kann Allergikern helfen, die allergischen Reaktionen zu vermindern oder sogar dauerhaft zu beenden. Dabei werden per Injektion dem Körper Extrakte des Allergens zugeführt. Dadurch soll das Immunsystem an das Allergen gewöhnt werden und nicht mehr auf dieses Allergen reagieren.
Teure Behandlung
„Allerdings handelt es sich um eine meist aufwendige Therapieform, die – auch wenn sie von den Kassen übernommen wird – zudem teuer ist“, sagt Maitra.
Laut Auswertungen der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr sind die Spritzen, die für die Behandlung benötigt werden, „ganz leicht rückläufig. Wegen der lang anhaltenden Wirkung könnten aber auch ‚Sättigungseffekte’ eingetreten sein.“ Die meisten Hyposensibilisierungen gab es im vierten Quartal 2015 mit 54.294 Injektionen.
Dass die zunehmenden Allergien auch Einfluss auf die Wirtschaft im Kreis haben können, zeigen die Krankschreibungen, die auf Grund von Heuschnupfen ausgestellt wurden. So stieg die Zahl von 3351 Krankschreibungen bei der AOK Baden-Württemberg im Jahr 2018 auf einen Höchststand 2023 mit 4118 Krankschreibungen wegen Heuschnupfen. Im vergangen Jahr gab es bei der AOK Baden-Württemberg 2937 Krankschreibungen auf Grund von Heuschnupfen.
Info
Verschiedene Krankenkassen bieten für Allergiker und Asthmatiker auch besondere Angebote an. Online kann man sich über viele Themen rund um Allergie, Asthma und Co. informieren.