Hochbegabter Schüler in Prevorst Er schreibt Kurzgeschichten und streicht das Treppenhaus

Von Cornelia Ohst
Moritz Huste ist nicht nur Autor – er engagiert sich im Chor und in der Musical-AG und macht begleitend bis zum Abitur auch noch eine Maler- und Lackiererausbildung. Foto: Cornelia Ohst

Moritz Huste hat viele Begabungen. Der 17-Jährige aus Prevorst hat bereits erste Texte verfasst, singt im Chor und wird als Hochbegabter gefördert. Zudem schult der junge Mann seine handwerklichen Fähigkeiten.

Wenn Moritz Huste aus seinem Erstlingswerk „Als die Vögel nicht mehr sangen. Kurzgeschichten und Erzählungen“ liest, vergisst man für einen Augenblick, dass es sich um einen 17-Jährigen handelt, der hier das Wort führt. Der sprachliche Schliff ist intensiv, die ausgereiften Gedanken, die sein Werk prägen, sind von tiefgründiger Intention. Der gebürtige Brandenburger bringt mit seinen 14 Texten, die er mit drei selbstgemalten Bildmotiven ergänzt hat, überraschend viel Reflexionstiefe ins Leben der Leserinnen und Leser.

Moritz Huste zieht literarische Vergleiche zu seinem Werdegang

Und nicht nur mit dem Buch. Im Gespräch mit dem jugendlichen Autor entdeckt man genau dasselbe Muster und registriert dabei, wie differenziert der Gymnasiast artikuliert und – spielerisch leicht – auch Querverweise zu bestehenden Literaturklassikern findet, die sein eigenes Lebensglück kurz und knackig auf den Punkt bringen. „Es ist ähnlich wie bei Homo Faber“, beschreibt Moritz etwa den für ihn beglückenden Sachverhalt, dass er in die Begabtenförderung am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) aufgenommen wurde. Für Moritz eine ähnlich schicksalhafte Verkettung wie in Max Frischs Werk – nur eben positiv im Resultat.

Vor drei Jahren ist Moritz mit seiner Familie von Brandenburg nach Prevorst gezogen. Als damals 14-Jähriger musste er sich in einer neuen Schule wie auch in einem neuen Lebensumfeld zurechtfinden. Wegen seines „enormen sprachlichen Potenzials“ wurde er – ausgerechnet in Pandemiezeiten – von zwei seiner neuen Lehrer entdeckt. „Die beiden haben mich unabhängig voneinander auf Moritz angesprochen und gemeint, er wäre ein Kandidat für die Begabtenförderung“, erinnert sich Ingvelde Scholz. Die Pädagogin befasst sich innerhalb der Begabtenförderung gezielt mit dem Baustein Mentoring und ist dazu eine Kooperation mit der Universität Regensburg eingegangen. „Ich wollte mit unserer Schule unbedingt in dieses Projekt. Es ist eine der besten Möglichkeiten, die Persönlichkeit zu stärken, Selbstbewusstsein zu fördern, aber auch um eine hohe Frustrationstoleranz anzulegen und konstruktiv mit Kritik umgehen zu lernen“, führt sie die Vorteile aus.

Hohes sprachliches Potenzial

Am FSG will man den vielfältigen Fähigkeiten besonders begabter junger Menschen „einen geeigneten Lern- und Lebensraum eröffnen, in dem diese ihre Talente entdecken und entfalten können“. Bei Moritz war der Türöffner sein „außergewöhnliches sprachliches Potenzial“, wie es die Mentorin ausdrückt. Sie war es auch, die den Anstoß für das schmale, auffallend liebevoll gestaltete Büchlein gegeben hat, das mittlerweile im Verlag junger Autoren publiziert wurde. Für Scholz ist wichtig, „dass Lehrer nicht in erster Linie darauf schauen, was die Schüler nicht so gut können, sondern wo deren spezielle Talente liegen“. Diese gelte es zu unterstützen. Dass sich die beiden zudem als „Dream-Team“ verstehen, dürfte ein weiterer glücklicher Umstand sein, um Moritz in seinen Fähigkeiten voranzubringen.

Von seinem Erstlingswerk wurde inzwischen auch ein kompletter Klassensatz bestellt. „Ich denke, es ist für die Schüler hier interessant, wenn sie etwas lesen und sich direkt mit dem Autor darüber unterhalten können“, sagt der Schreiber, der etwa mit der Kurzgeschichte „Ruinentanz“ seinen kreativen Gedanken auch zum Thema Krieg freien Lauf gelassen hat. Allerdings nicht zum aktuellen, denn „die Kurzgeschichten und das Cover waren fertig, als der Ukrainekrieg begonnen hat“.

Helfer bei den Hausaufgaben

Erstaunlich allemal, dass Moritz es schafft, auf seine künstlerisch inspirierende Weise, Betroffenheit auszulösen. Er kennt schließlich Krieg nur aus den Medien. „Wir haben alle eine Bibliothek von Eindrücken. Die Frage ist nur, wie wir darauf zugreifen können“, sagt Moritz. Wie offen und interessiert an unterschiedlichen Eindrücken der Schüler ist, zeigt sich nicht allein an der Tatsache, dass Moritz sich auch im Schulchor und in der Musical-AG engagiert und Schüler der fünften Klassen bei den Hausaufgaben hilft: Er nutzt zudem ein Angebot, bei dem er – begleitend bis zum Abitur - eine Maler- und Lackierer-Ausbildung bei einer Ludwigsburger Firma macht. Auch 50 Prozent seiner Ferien muss er gewöhnlich dafür opfern. Dass die Arbeit „körperlich anstrengend und fordernd ist“, hat Moritz mittlerweile erfahren. Und auch für die Familie lohnen sich seine neu erworbenen Fertigkeiten: „Ich habe bereits unser Treppenhaus gestrichen“, sagt der Hochbegabte smart lächelnd.

 
 
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