Hochwasser Als Enz und Neckar über die Ufer traten

Von Uwe Mollenkopf
Auch in Untermberg standen im Mai 1931 die Straßen unter Wasser, als die Enz über ihre Ufer trat. In ganz Württemberg hieß es damals Land unter. Foto: Sympathie für Untermberg

Unwetter haben vor einer Woche im nördlichen Landkreis gewütet, im Saarland hieß es Land unter. Dass der Mai schon früher Hochwasser bringen konnte, zeigt der Blick ins Jahr 1931.

Nicht erst in jüngster Zeit lassen Starkregen die Keller volllaufen und verwandeln die Flüsse in reißende Ströme. Wie der Blick ins Archiv zeigt, stellte der Mai vor nicht ganz 100 Jahren den Mai 2024 in puncto Unwetter in der Region noch in den Schatten.

Am 7. Mai 1931 „trat außergewöhnlich starker Regen ein, welcher in manchen Gebieten sich wolkenbruchartig gestaltete“, vermeldete der Enz- und Metterbote. In Bietigheim war es zunächst die Metter, „welche wild schäumend daher brauste und immer mehr wuchs“, so die Zeitung. Bäume, Gartenzäune und Bretterstücke seien in immer größerer Zahl in den Fluten daher gekommen.

„Wütender Wellenschlag“

In den Vormittagsstunden hoffte man noch, das Wasser würde in seinem Bett bleiben, doch nachmittags zeigte sich, dass dies nicht der Fall war. In den in der Gefahrenzone liegenden Häusern mussten Keller, Stallungen und zum Teil auch Wohnungen geräumt werden. Das Wasser überschwemmte die Holzgärten, und etwas später trat auch die Enz über die Ufer, „sodass Enz und Metter ein gemeinsames großes Flussbild mit wütendem Wellenschlag boten“.

Laut Enz- und Metterbote kam das Wasser aber nicht allein durch die Flussläufe herbei, „es drängten auch große Ströme von den Höhen herab“ – typisch für Starkregen, gegen die man sich heute durch Starkregengefahrenkarten wappnet. „Die Straßenkandeln, namentlich in der Löchgauer Straße, glichen einem wilden Bach“, heißt es.

Gegen Abend glaubten die Bietigheimer, das Schlimmste sei überstanden, doch die Enz schwoll noch weiter an. Sie habe den Hochwasserstand von 1919 noch übertroffen. Die untere Hauptstraße und die innere Bahnhofstraße hätten einem See geglichen. Am Morgen des 8. Mai verzeichnete man dann einen kleinen Rückgang. Der Schaden dürfte sich auf eine hohe Summe belaufen, so die Zeitung damals.

Schäden an der Mühle

Ebenfalls Land unter hieß es in Bissingen, wo die Enz die Wiesen überschwemmte. Hinzu kam ein entfesselter Saubach, dessen „schmutzig braune Wogen“ durch den Fabrikhof der Firma Grotz flossen. In den tiefer gelegenen Häusern drang Wasser in die Keller ein. Das ganze Tal gleiche einem mächtigen Strom, hieß es am 8. Mai. Schäden wurden damals auch aus anderen Gemeinden gemeldet: Zwischen Groß- und Kleinsachsenheim war der Straßenverkehr durch die reißende Metter unterbrochen, in Hohenhaslach glich die Straße zwischen Mittel- und Hohenhaslach einem Fluss. In Besigheim wurden die Bahngleise durch das Hochwasser an der Enz unter Wasser gesetzt.

Ein verheerendes Bild bot ebenfalls das Neckartal. Das ganze Tal habe einen See gebildet, so der Enz- und Metterbote, in dem das Wasser meterhoch stand. Wiesen, Straßen und Felder seien nicht betretbar gewesen, Omnibusse konnten ihre Insassen nicht an die Arbeitsstellen befördern. „Der Vieh- und Sachschaden ist ungeheuer. Überall musste die Feuerwehr eintreten, um dem Wasser Einhalt zu gebieten und möglichst zu helfen“, so der Enz- und Metterbote. In Kleiningersheim wurde damals die Mühle im Tal in große Mitleidenschaft gezogen.

Wie der Stein zeigt, der in Bietigheim in den Metteranlagen an vergangene Hochwasser erinnert, gab es hier in der Vergangenheit noch schlimmere Überschwemmungen als im Jahr 1931, dessen Markierung weit unten steht. So stand das Wasser auch im Jahr 1993 sehr viel höher. Dieses Jahrhunderthochwasser ereignete sich allerdings im Dezember, das schlimmste bekannte Hochwasser von 1824 im Oktober.

Landesweit zehn Tote

Ein weiteres großes Maihochwasser gab es am Neckar im Jahr 1978. Dasjenige von 1931 führte laut Enz- und Metterbote landesweit zu einem Millionenschaden und forderte zehn Todesopfer.

 
 
- Anzeige -