Hochwasser im Kreis Ludwigsburg „Den perfekten Schutz gibt es nicht“

Von Gabriele Szczegulski
Der Baumbach überflutete am 2. Juni 2024 das Ortszentrum von Löchgau. Mittlerweile wurden einige Maßnahmen umgesetzt, um solche Auswirkungen von Starkregen zu verringern. Foto: /Oliver Bürkle

Löchgau, Freudental und Walheim wurden am 2. Juni 2024 in besonderem Maße von dem Starkregenereignis getroffen. Wie wappnen sich die Kommunen nun gegen Hochwasser?

Da sind sich alle Bürgermeister der Orte einig, die am 2. Juni 2024 vom Hochwasser in besonderem Maße betroffen waren: „Den perfekten Schutz für ein Starkregenereignis gibt es nicht, da diese so punktuell auftreten, dass sie nicht vorhergesehen werden können“, sagt Bürgermeister Robert Feil aus Löchgau. „Aber unser Ziel ist, die Auswirkungen für die Kommune und die Bürger in Schach zu halten“, so Walheims Bürgermeister Christoph Herre.

Das Starkregenrisikomanangement, das für die hiesigen Gemeinden meist von den Stadtwerken Beitigheim-Bissingen erarbeitet wird, werde in Zukunft immer wichtiger, so Freudentals Bürgermeister Alexander Fleig. Dessen Kommune hatte schon Anfang 2024 ein Starkregenmanagement in Auftrag gegeben, das aber nicht umgesetzt werden konnte vor dem tatsächlichen Starkregenereignis.

Nun für Starkregenereignisse sensibilisiert

Alle drei Gemeinden wurden am 2. Juni 2024 besonders von punktuellen Starkregenereignissen getroffen. Über Freudental hatte sich eine Gewitterzelle gebildet, die für die umliegenden Ortschaften viel lang anhaltenden Starkregen brachte. Die Ortsmitten wurden teilweise überflutet, wie in Löchgau und Walheim oder aber Brücken brachen wie in Freudental. Überall liefen Keller voll und Natur wurde zerstört. Aber nicht nur die betroffenen Kommunen wurden durch das Starkregenereignis im vergangenen Jahr sensibilisiert, sondern auch Gemeinden wie Kirchheim werden künftig mehr in des Hochwasserschutz investieren, so Bürgermeister Uwe Seibold.

Löchgau hatte das Hochwasser gleich zweimal im Jahr 2024 getroffen: Am 13. Mai und am 2. Juni. Auslöser waren beide Male intensiver Starkregen. Schon im März 2024 wurde das Starkregenmanagement im Gemeinderat vorgestellt und die vorgesehen Maßnahmen von den Ereignissen überrollt. Zweimal wurde das Starkregenmanagement fortgeschrieben. Dann nahm man an den Problemorten sofort punktuelle Maßnahmen vor. In der Rosenstraße, wo das Wasser bei dem Hochwasser floss wie ein Wildbach, zur Besigheimer Straße hin wurden klappbare Gullydeckel installiert. Diese stellen sich bei starkem Regen auf und bieten so mehr Aufnahmefläche. Zudem wurden die Bordsteine in der Rosenstraße zum Steinbach hin abgesenkt, um das Wasser ablaufen zu lassen. Im Wieselweg floss Wasser von den Feldern ab, dorthin wurde ein Einlaufschacht eingebaut und Wildrechen aufgestellt. Im verlängerten Kernerweg soll bei der vorhandenen Dohle eine Art Mauer erbaut werden, damit das Wasser sich dort sammeln kann. In Planung ist im Wohngebiet Lüssen der Bau eines Grabens, dafür wurde von der Gemeinde schon ein Grundstück erworben. Wildrechen sollen auch am Steinbach aufgestellt werden. „Ziel all dieser Maßnahmen ist es, die Auswirkungen von Starkregen zu minimieren und bei einem Ereignis Zeit zu gewinnen, für entsprechende Handlungen“, so Bürgermeister Feil.

Zudem sollen die Bürger dazu animiert werden, ihr privates Eigentum besser aufzustellen, dazu bietet Claus-Dieter Jaisle, langjähriger Chef des Hoch- und Tiefbauamts der Stadt Bietigheim-Bissingen und engagierter Löchgauer Bürger bei Bedarf Beratungen an. „Ganz wichtige Maßnahme das Jahr über ist das Freihalten der Abläufe am Steinbach von Treibholz“, sagt Feil.

Die Gemeinde Walheim hat nach Aussagen ihres Bürgermeisters Dr. Christoph Herre mittlerweile ein Starkregenmanagement bei den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen in Auftrag gegeben. Ergebnisse werden Anfang 2026 erwartet. Durch den reißenden Baumbach war Walheims Ortsmitte stark überschwemmt worden. Jedoch will Herre mit Maßnahmen gegen potenzielle Starkregenereignisse den Bericht der Stadtwerke abwarten. Allerdings würden mobile Hochwasserwände bestellt werden, die man am Neckar oder dem Baumbach je nach Notwendigkeit aufstellen könne. „Mauerbau wird es in Walheim aber nicht geben“, sagt Herre, der zur Zeit des Hochwassers noch nicht im Amt war.

Er denke aber, auf Barrieren für das Wasser zu setzen, sei die beste Lösung, auch wenn man nicht im Voraus sagen könne, wann eines dieser punktuellen Starkregenereignisse stattfinde. „Wir müssen aber so gut als möglich vorbereitet sein“, so Herre. In den beiden vom Hochwasser betroffenen und beschädigten Gebäuden, dem Römerhaus und der Kita Lerchenweg, seien aber schon Hochwasserschutztüren und -fenster eingebaut worden. Das rate man auch der Bevölkerung. Auch er setze darauf, dass der Baumbach das ganze Jahr über von Treibholz freigehalten werde, um Durchlässe für das Wasser zu gewähren.

Auch Freudental war über Gebühr vom Hochwasser betroffen, vor allem, da die Gewitterzelle und der Starkregen genau über der Kommune lokalisiert war. Im Nachgang des Ereignisses wurde sofort, so sagt Bürgermeister Alexander Fleig, gemeinsam mit den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen, die das Management erarbeitet haben, die Schäden aufgenommen und betroffene Grundstückseigentümer vor Ort beraten bei Sanierungen sowie zukünftigen Schutzmaßnahmen. „Dies läuft bis heute und wir sind in zwei bis drei Bereichen mit den Eigentümern in Abstimmung“, so Fleig.

Zur Schadenbeseitigung und Verhinderung weiterer Schäden wurden im Bereich der Brücke „Schlossstraße“ die Schäden beseitigt und Verbesserungen für den künftigen Wasserabfluss vorgenommen. „Im Nachgang des Starkregenereignisses haben wir die ersten wichtigsten kommunalen Maßnahmen herausgenommen sowie Maßnahmen, die nach dem 2. Juni 2024 wichtig für uns waren, herausgenommen und diese wurden ausgeschrieben und vergeben. Die Umsetzung erfolgt jetzt im Juli“, sagt Fleig. Auch die Feuerwehr wurde weiter ausgestattet mit einer zusätzlichen Pumpe sowie sind jetzt Sandsäcke fest im Gerätehaus gelagert, um schnell reagieren zu können.

Kirchheim hatte 2024 Glück gehabt und keine großen Schäden erlitten“, sagt Bürgermeister Uwe Seibold. Dennoch schreibt Kirchheim den Hochwasserschutz in seinem Gemeindeentwicklungsplan immer weiter fort. Die Entwässerungsvorrichtungen an der B27 wurden mittlerweile verdoppelt. Überall im Ort wurden mehr Abläufe für Wasser geschaffen. „Durch die Kessellage Kirchheims besteht immer die Gefahr, dass sich Wasser stauen kann“, so Seibold. Zusätzliche Überläufe an der Kanalisation sollen dies verhindern.

Feuerwehrhaus steht in Hochwasser-Gefahrenlage

Kirchheim investierte in einige Wasserentlastungslösungen wie eine Trenn-Kanalisation von Schmutz- und Regenwasser, mehr Retentionsflächen in den Engbereichen. Die Feuerwehr, so Seibold, wurde deutlich besser aufgestellt. Das Feuerwehrhaus, das sich in Kirchheim in einer Hochwassergefahrenlage befindet, soll in den nächsten Jahren einen anderen Standort bekommen. „Schließlich ist es die Feuerwehr, die bei Hochwasser am meisten gefordert ist“, so Seibold.

 
 
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