Hohenhaslacherin war als Krankenschwester in Afrika Hanna Weiberle arbeitete in einem Gesundheitszentrum

Von Michaela Glemser
Hanna Weiberle (Bildmitte)kümmerte sich in den Gesundheitszentren im Norden Kameruns nicht nur um die Belange der Patienten, sondern auch der Mitarbeiter. Foto: /Hanna Weiberle

Hanna Weiberle aus Hohenhaslach ist für ihren Ruhestand in ihre ursprüngliche Heimat zurückgekehrt.

Sie hat es sich in ihrer neuen Wohnung mit Blick auf die Weinberge Hohenhaslachs gemütlich gemacht. Aber ihr Sehnsuchtsland Afrika lässt sie immer noch nicht los. Weiterhin steht die 66-jährige Hanna Weiberle in regelmäßigem Kontakt mit den Mitarbeitern der acht Gesundheitszentren im Norden Kameruns, die sie im Auftrag der Missionsorganisation Sahel Life e.V. in den vergangenen 40 Jahren aufgebaut und federführend betreut hat. „Schon im Alter von zwölf Jahren habe ich beschlossen, nach Afrika zu gehen. Nach meiner Ausbildung zur Krankenschwester und einigen Jahren Berufserfahrung habe ich diesen Entschluss im Alter von 26 Jahren in die Tat umgesetzt“, erinnert sich die gebürtige Hohenhaslacherin.

Extra französisch gelernt

Zuvor hat sie die französische Sprache gelernt und sich ihr künftiges Arbeitsgebiet in der Sahelzone im äußersten Norden des afrikanischen Landes bei einem Besuch genau angeschaut. „Dennoch war ich bei meiner endgültigen Ankunft überrascht von dem großen Durcheinander der verschiedenen Sprachen, das in dieser Region herrschte. Ich habe manchmal an einem Tag Patienten versorgt, die aus acht bis zehn Sprachgruppen kamen“, erzählt Weiberle. Sie konnte nur mit Hilfe von Übersetzern arbeiten.

Die Einheimischen wussten die fremde Frau aus Europa ebenfalls nicht einzuordnen. Sie waren jedoch von Anfang an dankbar für die medizinische Versorgung, die Weiberle ihnen bot, denn Epidemien, fehlende Impfungen, Mangelernährung und später Aids zählen zu den großen gesundheitlichen Problemen der Bevölkerung. Qualifiziertes medizinisches Personal fehlte vor Ort. „Ich war damals für die Klinik und Krankenstation zuständig, meine zwei Kollegen für die Geburtenstation und die medizinische Vorbeugung der Menschen in den umliegenden Dörfern“, sagt Weiberle. Nach und nach haben die drei eine Krankenpflege-Vorschule aufgebaut, um die interessierten Menschen vor Ort für eine Krankenpflegeausbildung zu qualifizieren. „Natürlich waren diese Anfangsjahre keine einfache Zeit für mich. Zwar habe ich meinen Entschluss, nach Kamerun zu gehen, niemals bereut. Aber ich habe mich immer wieder gefragt, wie lange ich noch durchhalte.“

Die Hitze, Krankheiten wie Malaria und die Verhältnisse vor Ort mit nur bis zu drei Stunden Strom am Tag machten ihr zu schaffen. Rückhalt bot ihr die Unterstützung der Menschen in Hohenhaslach, „sowie mein Glaube, der mir die Gewissheit gab, in Kamerun genau am richtigen Platz zu sein“, sagt Weiberle. Ab 1997 konnte sie immer mehr gut ausgebildete Einheimische in die Verantwortung der Klinikenleitung nehmen.

Sie konzentrierte sich mehr auf die Gesamtarbeit in den acht Gesundheitszentren in dieser Region, die von Sahel Life betreut werden. Es mussten für die insgesamt rund 130 Mitarbeiter genaue Arbeitspläne und detaillierte Stellenbeschreibungen erstellt werden, vor allem die umfangreiche Ausbildung organisiert und die Verantwortlichen entsprechend begleitet werden.

„Es ist mir wichtig, dass sich unsere Mitarbeiter als Teil der gesamten Organisation fühlen“, sagt Weiberle. Ihr komme es vor allem auf den ganzheitlichen Ansatz an. „Wir wollen nicht nur zu einer guten Ausbildung und besseren Gesundheitsversorgung beitragen, sondern uns auch um die anderen Belange der Menschen kümmern“, sagt sie.

Angriffe von „Boko Haram“

Seit 2014 war ihre Arbeit nur noch unter erschwerten Bedingungen möglich. Die islamische Gruppierung „Boko Haram“ verübte Angriffe auf die Zivilbevölkerung, von denen auch die Gesundheitszentren nicht verschont blieben. „Wir konnten nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen auf Kurzbesuche in die Gesundheitszentren gehen“. Die Einheimischen vor Ort hielten die Gesundheitszentren während dieser Zeit weiter am Leben, so sagt die Hohenhaslacherin.

 
 
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