Holzheizkraftwerk Ludwigsburg Wärme für mehr als 4500 Haushalte

Von Claudia Mocek
Martin Xyländer (links), Meister für den Betrieb des Heizkraftwerks und Stefan Seele, Bereichsleiter Gas, Wasser, Fernwärme vor einem Kontrollfenster zur Brennkammer. Foto: /Oliver Bürkle

Seit 14 Jahren werden hier rund 24.000 Tonnen Holzhackschnitzel pro Jahr aus Landschaftspflege- und Waldrestholz der Region verbrannt. Acht Mitarbeiter kümmern sich um die Anlage.

Im Jahr 2009 wurde das Holzheizkraftwerk in der Ludwigsburger Eisenbahnstraße zum ersten Mal angeheizt. 2010 startete es in den Regelbetrieb. Mittlerweile werden hier pro Jahr 24.000 Tonnen Holzhackschnitzel aus Landschaftspflege- und Waldrestholz der Region verarbeitet. Daraus entstehen pro Jahr rund 60 Millionen Kilowattstunden (kWh) Wärme für rund 4500 Haushalte und zehn Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Acht Mitarbeiter kümmern sich das ganze Jahr über um die Anlage im Betrieb und sichern den Bereitschaftsdienst. Im Sommer wird die Anlage aufwendig gewartet, erklärt der Meister für den Betrieb des Heizkraftwerks, Martin Xyländer. „Das Holz wird vor Ort gehäckselt“, ergänzt Stefan Seele, Bereichsleiter Gas, Wasser, Fernwärme bei der SWLB.

Läuft das Werk auf Volllast, werden fünf bis zehn Lkw mit je 20 Tonnen zum Verbrennen benötigt. Rund 35 bis 40 Lkw liefern das Holz an fünf Tagen in der Woche an. Altholz wird nicht verarbeitet, weil die Anlage nur für nachwachsende Rohstoffe ausgelegt ist.

Im September wird das Holzheizkraftwerk langsam hochgefahren. Dann befördert ein Greiferarm automatisiert die richtige Menge an Holzhackschnitzel auf ein Förderband. Das Brennmaterial landet in der Brennkammer, die mit hitzebeständigen Schamottsteinen und einem treppenförmigen Gussrost ausgestattet ist. Etwa fünf bis sieben Prozent des Brennholzes bleibt als Asche übrig, wobei „Buche und Eiche weniger Asche produzieren als Pappel“, erklärt Xyländer. Ein Teil der Asche wird später in einem Steinbruch zermahlen und zur Walddüngung verwendet.

Im oberen Bereich der Brennkammer herrschen Temperaturen von bis zu 1000 Grad Celsius. Von dort aus strömen die Rauchgase in einen Erhitzer und erwärmen dort Thermoöl auf über 300 Grad Celsius. Das heiße Thermoöl wird nun in einen Verdampfer geleitet, wo es Silikonöl zum verdampfen bringt, das in eine Turbine geleitet wird. Dort wird thermische Energie in Bewegungsenergie umgewandelt, die in einem Generator Strom erzeugt. Im Regenerator und Kondensator kühlt das Silikonöl wieder ab und verflüssigt sich. Dabei gibt es seine Wärme ab, die wiederum ins Fernwärmenetz eingespeist wird. Das Silikonöl wird dann wieder in den Verdampfer geleitet. Der Silikonöl-Kreislauf beginnt von Neuem. „Es ist ein geschlossener Kreislauf“, sagt Xyländer.

Insgesamt rund 78 Kilometer umfassen die Fernwärmenetze in Ludwigsburg und Kornwestheim. „Wir sind in einer Phase der Transformation“, sagt Bereichsleiter Stefan Seele. Das System lebe von seiner Dezentralität, wobei die Größe des Netzwerks durch verschiedene Faktoren begrenzt wird, etwa durch Höhenmeter, die überwunden werden müssen.

Bezahlbare Versorgung

„Das Ziel ist die Versorgungssicherheit und dass die Versorgung bezahlbar ist“, betont Seele im Hinblick auf die von der Stadt angestrebte CO2-Neutralität bis 2035. Dabei setzt Ludwigsburg auf einen Energie-Mix, zu dem unter anderem auch die Solarthermieanlage auf dem Römerhügel zählt. Diese ist mit mehreren Blockheizkraftwerken und dem Holzheizkraftwerk verbunden. Mit 14.800 Quadratmetern ist sie eines der größten Kollektorfelder in Deutschland, mit dem 5800 Megawattstunden Wärme pro Jahr erzeugt werden.

Überschüssige Energie der Solarthermieanlage und aus dem Holzheizkraftwerk werden bei Bedarf in einem 20 Meter hohen Wärmespeicher mit 14 Meter Durchmesser und 2000 Kubikmeter Fassungsvermögen gespeichert. Der Wärmespeicher kann zwei Millionen Liter Warmwasser aufnehmen, was in etwa 13.333 Badewannen entspricht.

In Zukunft „wird eine große Elektrifizierung stattfinden“, prognostiziert Seele. Das Stromnetz müsse zukunftsfähig aufgestellt werden, dazu gehört dessen Ausbau und Verstärkung. Auch die Fernwärmeleitungen müssten weiter ausgebaut werden. Eine Infrastruktur für die Nutzung von Wasserstoff soll in Baden-Württemberg bis 2040 geschaffen werden. Hierzu soll die Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) 2025 zunächst mit Erdgas in Betrieb genommen werden, um später auf Wasserstoff umgestellt zu werden.„Es gibt viel zu tun“, sagt Seele.

Dazu braucht es zum einen die Akzeptanz in der Bevölkerung, sagt Seele: „Baustellen sind unvermeidbar.“ Außerdem werde dafür Zeit und Geld benötigt. „Und wir brauchen Mitarbeiter, die das mit uns umsetzen“, sagt er mit Verweis auf die sicheren Arbeitsplätze: Den Wärmeplänen der Kommunen zufolge sollen 75 Prozent der Haushalte über Fernwärme versorgt werden – durch Wasser, das unter anderem durch die Wärmeenergie des Holzheizkraftwerks auf eine Temperatur von 70 bis 90 Grad Celsius erhitzt wird. Um das zu realisieren, müssten bis 2035 pro Jahr etwa 15 bis 20 Kilometer Leitungen pro Jahr verlegt werden. „Eine Herkulesaufgabe“, sagt der Bereichsleiter.

 
 
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