Homeoffice bei Dürr, Olymp und Co. Viel Vertrauen in die Mitarbeiter

Von Frank Ruppert
Eine Statistik legt nahe, dass aktuell weniger Menschen ins Homeoffice gegangen sind als im ersten Lockdown. Bei denen von der BZ befragten Firmen im Kreis, sieht es anders aus.⇥ Foto: Sebastian Gollnow

Große Arbeitgeber im Kreis Ludwigsburg ermöglichen ihren Mitarbeitern das mobile Arbeiten häufig, auch weil diese im ersten Lockdown bewiesen haben, dass es funktioniert.

Weiterhin hohen Zahlen von Neuinfektionen trotz Lockdowns: Das wirft die Frage auf, woran es diesmal im Vergleich zum ersten Lockdown hapert. Warum sinken die Zahlen nicht? Ein Augenmerk wird derzeit auf die Arbeitsplätze gelegt. Es gibt bislang keine Homeoffice-Pflicht, gleichzeitig teilte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung mit, dass im April 27 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice gearbeitet haben. Im November seien es nur noch 14 Prozent gewesen. Die BZ hat sich bei Unternehmen im Kreis umgehört, wie sie mit dem Thema umgehen.

Mobiles Arbeit ist bei Dürr weit verbreitet

„Bei Dürr soll in der Pandemie überall dort mobiles Arbeiten praktiziert werden, wo es von den Aufgaben her sinnvoll ist und sofern gute Arbeitsbedingungen hierfür bestehen“, erklärt Sprecher Mathias Christen vom Bietigheim-Bissinger Maschinen- und Anlagenbauer. Zu Beginn der Pandemie habe man die Anzahl der externen Zugänge auf das Firmennetzwerk erhöht. „Das funktioniert gut: Die Zahl der Mitarbeiter, die mobil arbeiten, ist stark gestiegen“, freut sich Christen. Am Standort Bietigheim-Bissingen arbeiten rund 2200 Mitarbeiter, für 200 ist mobiles Arbeiten nicht möglich, weil sie etwa in der Fertigung arbeiten. Von den übrigen 2000 Mitarbeitern nutzt aber rund 75  Prozent die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, sagt Christen. Im Vergleich zum ersten Lockdown hätten sich die Zahlen nicht verändert.

Verantwortungsvolle Mitarbeiter bei Olymp

„Den bestmöglichen Schutz für die Belegschaft und die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs sicherstellen, steht seit Ausbruch der Pandemie im absoluten Fokus“, sagt Mark Bezner, Geschäftsführender Gesellschafter des Hemdenherstellers Olymp in Bietigheim-Bissingen. Um die Personaldichte im Betrieb gering zu halten, seien Tätigkeiten größtenteils in die Heimbüros ausgelagert worden. „Wann immer möglich, greifen wir nach wie vor vorzugsweise auf mobiles Arbeiten und verschiedene Kommunikationstechnologien zurück, um die persönlichen Kontakte zu minimieren“, erklärt Bezner.

Er spricht von überaus positiven Erfahrungen und dem verantwortungsvollen und engagierten Umgang der Belegschaft mit den neuen Arbeitsformen. Deshalb habe man sich bei Olymp dazu entschlossen, die Homeoffice-Regelung auch  2021 beizubehalten.

„Eine Quote zu benennen wäre allein deshalb nur wenig aussagefähig, da einzelne Unternehmensbereiche, wie beispielsweise die Designabteilung, Logistik, Musterfertigung, Qualitätssicherung oder das Lager, ortsgebunden sind und sich die Aufgaben nicht aus der Ferne erledigen lassen“, sagt Bezner. Olymp hat in Deutschland und Österreich insgesamt 920 Mitarbeiter.

MHP hat komplett auf
Fernarbeit umgestellt

Das Ludwigsburger Unternehmen MHP, das Management- und IT-Beratung betreibt, verfügt über 19 Standorte und beschäftigt 2800 Mitarbeiter. Schon vor der Pandemie habe es bei MHP für jeden Mitarbeiter die Ausstattung für mobiles Arbeiten gegeben, erklärt Sprecherin Carolin Henssler.

Mit Beginn der Pandemie habe man dann komplett auf Remote-Work, also Fernarbeit ohne physische Anwesenheit beim Kunden, umgestellt. Das klappe sehr gut, teilt MHP mit. Das Management habe ein Grundvertrauen in die Mitarbeiter. Dr. Ralf Hofmann, Gründer, Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung sei der festen Überzeugung, dass die Mitarbeiter zu Hause genauso effizient arbeiten wie im Büro.

Dennoch räumt auch MHP ein, dass die Reisen und der soziale Kontakt fehlen. Deshalb sei Entfremdung auch ein großes Thema: „MHP lebt von den persönlichen Kontakten vor Ort, vom Networking, vom Austausch vor Ort“, so Dirk Manhart, Partner bei MHP. Das sei durch digitale Programme nur bedingt möglich. Bei MHP glaubt man aber, dass einem flexiblen Mix aus mobilem Arbeiten und klassischem Vor-Ort-Arbeiten die Zukunft gehört.

Zahl der Homeoffice-Nutzer hat sich verdreifacht

Bei der Kreissparkasse Ludwigsburg arbeiten derzeit nach Angaben von Pressereferent Martin Lober 160 Mitarbeiter – knapp 20 Prozent der Belegschaft – im Homeoffice.  Dabei wurden laut Lober insbesondere Mitarbeiter berücksichtigt, für die das Arbeit von zu Hause aus bestimmten Gründen naheliegend ist (Risikogruppen, Mitarbeiter in Großraumbüros, Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs und einer Kinderbetreuung).

Im ersten Lockdown 2020 waren  nur etwa 50 Sparkassen-Mitarbeiter im Homeoffice. Insgesamt sei der Sparkasse durch die strengen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen enge Grenzen gesetzt für das mobile Arbeiten. „Im Gegensatz zur ersten Hochphase arbeiten wir momentan nicht nur mit permanentem Homeoffice, sondern auch mit turnusmäßigen Wechseln von Mitarbeitern“, erklärt Lober.

 
 
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