Mit leuchtenden Augen stehen Kinder vor ihren Adventskalendern. Was mag sich wohl hinter den Türchen verbergen? Diese Frage möchte das Hornmoldhaus, das Stadtmuseum von Bietigheim-Bissingen, mit seiner neuen Sonderausstellung beantworten. In „Aufgemacht – Geschichte(n) hinter verschlossenen Türchen“ können die Besucher und Besucherinnen noch bis zum 12. April in die Welt der geöffneten Türchen eintauchen.
Hornmoldhaus Bietigheim-Bissingen Türchen auf für Stadtgeschichte(n)
In der neuen Ausstellung des Hornmoldhauses öffnet sich so manches Türchen – vom Adventskalender bis zum Depot des Stadtmuseums.
Die Stuttgarter Sammlerin Cornelie Hofferbert stellte dem Hornmoldhaus dafür rund 100 ihrer insgesamt 9000 gesammelten Adventskalender als Leihgabe zur Verfügung. „Zum neunten Mal stellen mein Mann und ich einen Teil der Sammlung aus“, berichtet Hofferbert im Gespräch mit der BZ. Ihre Exponate seien bereits in Schulen, Bibliotheken und Heimatmuseen gezeigt worden.
Exponate aus dem Depot
Doch es soll in der Ausstellung nicht ausschließlich um Kalendertürchen gehen. Beim Gang durch die Austellung fällt auf: Seidenpapier ist um diese und jene Exponate drapiert, weiße Schildchen an roten Fäden sind zu sehen, säurefreie Kartons stapeln sich im Hintergrund. „Es öffnen sich nicht nur Adventstürchen, sondern auch unsere Depottüren“, sagt Museumsleiterin Dr. Catharina Raible. Passend zu den Motiven auf den Kalendern haben Raible und Sammlungsmanagerin Leontine Mannsperger die städtischen Depots nach passenden Exponaten durchforstet. So flankieren Schaukelpferde, Puppenhäuser, Teddybären, Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände aus unterschiedlichen Epochen die präsentierten Kalender. Auf manchen der Kalender ist sogar das Hornmoldhaus selbst abgebildet.
Immer wieder sind auch Schränke und Kommoden zu sehen, deren Türen von den Besuchern geöffnet werden können. Zum Vorschein kommen weitere Gegenstände aus der Vergangenheit von Bietigheimern oder auch ein Quizkalender zum Mitraten.
Im ersten Bereich, gleich rechts der Eingangstür, sind zwei schwere Holztüren zu sehen. Es wirkt, als sei das die Tür zur Stube, in der Weihnachtsbaum und Geschenke auf die Kinder warten. Doch hinter den Türen steckt noch mehr: „Das sind die Türflügel des Metterzimmerer Rathauses“, sagt Raible. Das war allerdings nicht gleich klar. Im Depot entdeckt, waren es erst einmal nur Türen. Doch mit Hilfe des Stadtarchivs konnte rekonstruiert werden, was die Geschichte hinter dem Gegenstand ist, welche historische Bedeutung ihm zufällt.
Und das sei auch die Idee hinter der Ausstellung gewesen: die Dinge, die die Stadt konserviert, um die Stadtgeschichte zu erhalten, zu präsentieren. Denn anhand der zahlreichen Puppenhäuschen, die im Depot bewahrt werden, kann vieles über den Alltag und das Leben vergangener Zeiten abgelesen werden. Die Stuben um 1900 sehen ganz anders aus als jene aus den 1970er-Jahren. Die Depot-Arbeit sei das stille Herzstück jedes Museums, sie bewahre Erinnerungen, zeige Wandel und mache Vergangenheit erlebbar, so Raible.
Internationales Interesse
Neben den christlichen Adventskalendern gibt es auch Ramadan-, Chanukka- und anthroposophische Kalender in der Ausstellung zu entdecken, ebenso die selteneren Oster-Kalender. Selbst in Japan möchte man sich am Brauch, Türchen zu öffnen, beteiligen, zeigen japanische Kalender. Sie sind entkoppelt vom religiösen Hintergrund. Als Erfinder des gedruckten Adventskalenders gilt übrigens Gerhard Lang (1881 bis 1974) aus Maulbronn. Der Schwabe wurde von seiner Mutter dazu inspiriert. Denn um ihrem Sohn die Wartezeit bis Weihnachten zu versüßen, nähte sie 24 Wibele auf einen Karton. Täglich durfte der Junge eines naschen. Auch ein solcher Wibeles-Kalender steht im Hornmoldhaus. In diesem Fall gilt aber: Naschen verboten.
